Ausfall des RE9 sorgt für Ärger bei Pendlern
Der tägliche Frust auf dem Weg nach Köln

- Der Schnellbus von Siegen nach Köln fährt stündlich von der Krönchen- in Richtung Domstadt ab - wird bislang aber nur in überschauberem Maße nachgefragt.
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cs Siegen/Kirchen. Jacqueline-Patricia Doege-Randhawa ist an diesem Donnerstagmorgen eine einsame Reisende. Die 38-Jährige pendelt jeden Tag berufsbedingt von Lennestadt nach Köln, seit Dienstag nutzt sie den anstelle der ausfallenden Bahnlinie RE9 neu eingesetzten Schnellbus, der Pendler stündlich (ab 5.45 bis 20.45 Uhr, von Bussteig E) über die A4 vom Siegener Hauptbahnhof in die Domstadt befördert – ohne Zwischenstopp. „Es ist ok, der Bus ist pünktlich da“, sagt Doege-Randhawa, die auf dieser Fahrt der einzige Fahrgast ist.Wie berichtet, wurde der Schienenpersonennahverkehr wegen der Ausbreitung des Coronavirus seit vergangenem Samstag (21. März) um 50 Prozent reduziert – der neu konzipierte Sonderfahrplan gilt zunächst bis zum 19. April. Wie läuft die Fahrt mit dem neuen Expressbus?
cs Siegen/Kirchen. Jacqueline-Patricia Doege-Randhawa ist an diesem Donnerstagmorgen eine einsame Reisende. Die 38-Jährige pendelt jeden Tag berufsbedingt von Lennestadt nach Köln, seit Dienstag nutzt sie den anstelle der ausfallenden Bahnlinie RE9 neu eingesetzten Schnellbus, der Pendler stündlich (ab 5.45 bis 20.45 Uhr, von Bussteig E) über die A4 vom Siegener Hauptbahnhof in die Domstadt befördert – ohne Zwischenstopp. „Es ist ok, der Bus ist pünktlich da“, sagt Doege-Randhawa, die auf dieser Fahrt der einzige Fahrgast ist.Wie berichtet, wurde der Schienenpersonennahverkehr wegen der Ausbreitung des Coronavirus seit vergangenem Samstag (21. März) um 50 Prozent reduziert – der neu konzipierte Sonderfahrplan gilt zunächst bis zum 19. April. Wie läuft die Fahrt mit dem neuen Expressbus? Und wie klappt das Pendeln in die Dommetropole, wenn man weiterhin auf den Schienenverkehr setzt?
Schnellbus bislang kaum nachgefragt
Bislang seien pro Tour maximal zwei Personen mit dem Bus gereist, die Fahrer hätten ihr berichtet, dass auch zu anderen Zeiten die allermeisten Plätze frei blieben, führt Jacqueline-Patricia Doege-Randhawa aus. Bislang also eine sehr überschaubare Nachfrage, obwohl man für die Busreise nicht tiefer ins Portemonnaie greifen muss als für die Fahrt mit dem RE9, der Bus benötigt für die Strecke zudem nur etwa eine gute Stunde.

- Schienenersatzverkehr: Bis vorerst Mitte April greift der Sonderfahrplan.
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Der Ärger über die einzig verbliebene Alternative auf der Schiene ist groß. Er sei Bahnfahrer aus Überzeugung, ein eigenes Auto habe er nie besessen, „aber wie aktuell mit Menschen umgegangen wird, die auf die Bahn angewiesen sind, ist eine reine Zumutung“, poltert der Kirchener Wolfram Westphal – und dürfte für viele „Leidensgenossen“ sprechen. Hintergrund: Bahnreisende aus Richtung Siegen/Betzdorf/Kirchen müssen nun zwingend mit der Regionalbahn in Au/Sieg umsteigen und von dort die S-Bahn nach Köln nutzen. Bislang hatte das immer gut gepasst: Lief alles glatt, mussten Pendler der RB90 dort lediglich fünf Minuten Umsteigezeit einrechnen.
Über eine halbe Stunde auf die S-Bahn warten
Die S-Bahnen fahren jedoch nicht mehr stündlich zur Minute 20, sondern jetzt jeweils zur Minute 50 ab. „Das bedeutet, dass man nunmehr gut 35 Minuten Wartezeit in Au und somit eine Gesamtreisezeit ab Kirchen über zwei Stunden nach Köln in Kauf nehmen muss“, führt Wolfram Westphal, der selbst täglich von Kirchen nach Altenkirchen reist, aus. Von der Krönchenstadt bis Köln sind es entsprechend rund zweieinhalb Stunden Reisezeit. Und die Züge aus Richtung Herdorf und Daaden haben morgens um 6.30 Uhr keinen direkten Anschluss mehr in Richtung Siegen, weil die RB99 ab 6.28 Uhr gestrichen worden ist. „Das kann alles nicht im Sinne des Erfinders sein“, echauffiert sich Westphal.
NWL kann den Ärger nachvollziehen
Beim Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) kann man den Ärger nachvollziehen. „Das ist berechtigt“, stellt Pressesprecher Uli Beele auf SZ-Anfrage kurz und knapp fest. Die lange Wartezeit in Au sei etwas, das dem Zweckverband bei der Konzeption des Sonderfahrplans „überhaupt nicht gefallen“ habe. Die Verschiebung der S-Bahn-Abfahrzeiten sei im Zuge der Überlegungen für ganz NRW beschlossen worden: Ziel sei es gewesen, landesweit ein Grundangebot sowie eine gewisse Stabilität im Personennahverkehr sicherzustellen.
Die DB Regio AG habe in Gesprächen mit dem NWL zugesichert, hinsichtlich der langen Wartezeiten in Au für Abhilfe zu sorgen, sobald sich die Lage insgesamt entspannt habe. Heißt also: Pendler müssen sich auf unbestimmte Zeit, mindestens bis zum 19. April, mit der ungeliebten Taktung anfreunden, oder eben ab Siegen den Schnellbus nach Köln nutzen. Der NWL behalte die Lage im Blick, „es finden täglich Konferenzen statt, um auf Entwicklungen so gut es geht zu reagieren und sie zu korrigieren“, meint Behle weiter. Kurzfristig werde sich die Situation jedoch kaum spürbar verbessern.
Pendler fühlen sich im Stich gelasen
Als feststand, dass die RE-9-Linie als Standardverbindung ausfallen werde, habe man sich für die Einführung eines Schnellbusses entschieden, erklärt Uli Beele und berichtet, der NWL mache sich aktuell dafür stark, dass das Angebot in den gängigen Fahrgastmedien und Apps prominenter herausgestellt werde. Alle Informationen rund um den Sonderfahrplan finde man zudem online unter www.mobil.nrw.de. Alles schön und gut, Pendler wie Wolfram Westphal fühlen sich dennoch ziemlich im Regen stehen gelassen. „Uns gegenüber ist das eine Frechheit“, findet der Kirchener.


Autor:Christian Schwermer (Redakteur) aus Siegen |
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