Marienheim-Bewohnerin Erika Löwer (95) im SZ-Gespräch
Die gelassene Geimpfte

- Glücklich mit ihrer Entscheidung: Erika Löwer im Marienheim.
- Foto: Sarah Benscheidt
- hochgeladen von Alexander W. Weiß (Redakteur)
sabe Weidenau. Als wäre nichts gewesen, sitzt Erika Löwer in ihrem gemütlichen Ohrensessel und liest das Fernsehprogramm von heute. Dass draußen eine wilde Debatte die nächste jagt, Meinungen auf Ansichten knallen, Pro- und Contra-Lager sich mal Fakten und mal Fake-News um die Ohren schmeißen, das lässt die schmale Frau mit den wachen Augen, die als stille Akteurin am vergangenen Sonntag einen großen Schritt gegangen ist, relativ kalt.
Erika Löwer hat zugehört, als es im Marienheim „Impfstoff-Aufklärung“ hieß, hat abgewogen und sofort den Finger gehoben, als das Pflegepersonal sich erkundigte, wer sich gegen Covid-19 impfen lassen will. Die 95-Jährige wollte. Wie 106 andere Bewohner auch.
sabe Weidenau. Als wäre nichts gewesen, sitzt Erika Löwer in ihrem gemütlichen Ohrensessel und liest das Fernsehprogramm von heute. Dass draußen eine wilde Debatte die nächste jagt, Meinungen auf Ansichten knallen, Pro- und Contra-Lager sich mal Fakten und mal Fake-News um die Ohren schmeißen, das lässt die schmale Frau mit den wachen Augen, die als stille Akteurin am vergangenen Sonntag einen großen Schritt gegangen ist, relativ kalt.
Erika Löwer hat zugehört, als es im Marienheim „Impfstoff-Aufklärung“ hieß, hat abgewogen und sofort den Finger gehoben, als das Pflegepersonal sich erkundigte, wer sich gegen Covid-19 impfen lassen will. Die 95-Jährige wollte. Wie 106 andere Bewohner auch.
„Wenn ich das will, dann will ich das“
Als die Impfstoffe in Weidenau eintreffen, ist Löwer die Erste, die das Vakzin injiziert bekommt – nicht nur in Siegen, sondern in ganz NRW. „Ich wurde gefragt, ob ich beginnen möchte, weil ich hier zu den Ältesten gehöre, und habe gleich ja gesagt“, kommentiert Löwer ihre Entscheidung zum Staffelanfang ganz gelassen, aber dabei sehr bewusst. „Einer muss ja anfangen.“ Reingeredet habe ihr dabei niemand. „Wenn ich das will, dann will ich das“, sagt sie mit eindringlicher Betonung auf dem Personalpronomen.
Drei Tage nach dem Pikser wohlauf
Jetzt, drei Tage nach der Impfung, ist Erika Löwer wie alle anderen Geimpften im Marienheim wohlauf, zeigt frisch und glücklich Bilder von Enkeln und Urenkeln her, ist völlig frei von Nebenwirkungen und wartet auf ihr Mittagessen. „Anders als eine Impfung mit 14 war das nicht“, sagt sie und lacht ein warmes Lachen. Erika Löwer lacht oft. Sie hat ihren ganz eigenen Humor, ihre ganz eigene Gelassenheit und eine Ruhe, aus der sie auch das Spektakel am vergangenen Sonntag nicht bringen konnte. Schließlich wurde im Akkord geimpft. Von den 110 Anwesenden haben sich, wie berichtet, 106 zur Impfung bereiterklärt – 96,3 Prozent Zustimmung.
In Sachen Impfung völlig angstfrei
„Es war schon was los da unten“, erinnert sich Löwer an den betriebsamen Stichtag. „Ein Mann schöner als der andere“, sagt sie kess mit Blick auf einige männliche Akteure der Impfkolonne. Sogar die ordentliche Berufsbekleidung ist der 95-Jährigen nicht entgangen: „Weiß mit Blau, ordentlich abgesetzt.“
Den kurzen Moment vor der Spritze erträgt Löwer dann, ihrem Gemüt entsprechend, völlig stoisch. „Ob ich denn gar nicht aufgeregt bin, hat mich jemand gefragt. Nein, hab‘ ich ihm geantwortet.“
In Sachen Corona-Impfung ist die gebürtige Obersetzenerin also völlig angstfrei. Und auch sonst lässt das Gespräch Blicke auf einen lebensbejahenden, unermüdlichen Charakter zu. Halskrebs hat sie hinter sich. Vor nicht allzu langer Zeit einen Oberschenkelhalsbruch. „Da habe ich geübt, bis ich wieder aufstehen konnte. So darf es nicht zu Ende gehen, habe ich gedacht. Und plötzlich konnte ich wieder laufen.“ Erika Löwer hat ihr ganz eigenes Verständnis von Mut und Muss.
Auch – und gerade während – der jetzigen Pandemielage. Das große Impfen, das für den Einzelnen mit einem kleinen Piks in den Oberarm beginnt, empfindet die Marienheim-Anwohnerin als einen wichtigen Schritt hin zurück zu Normalität. Sich nicht impfen lassen zu wollen, dafür hat sie wenig Verständnis. „Wenn jeder so dächte, wie sollte es dann weitergehen?“
Autor:Sarah Benscheidt (Redakteurin) aus Siegen |
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