„Eine zeitlose Fantasiewelt“

- Christa Weigand erzählt im Märchenzelt von Drachen, Riesen, entführten Prinzen und anderen schräg-schönen Gestalten. Foto: soph
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soph Siegen. Im Zelt ist es angenehm kühl, der Wind weht ab und an durch die Schlitze der Plane, und die zahlreichen Kissen laden zum Ausruhen ein. Christa Weigand sitzt umringt von aufmerksamen Kindern und liest schräge Märchen vor. Schräg im Sinne von „gut, kurz – einfach mal anders“, so die Erzählerin.
Das Märchenzelt steht im Rahmen des diesjährigen Siegener Sommerfestivals („Kindertheater in den Ferien“) vor der Fißmeranlage – mitten im traditionellen Kinderflohmarkt, der jeden letzten Samstag in den Sommerferien vom Jugendamt der Stadt Siegen organisiert wird. Martin Horne (Organisation Sommerfestival) sieht die Kooperation praktisch: „Wieso sollten wir eine Konkurrenzveranstaltung im Schlosspark machen? Wir kommen einfach dahin, wo die Kinder sind!“
Und Kinder sind da und zwar sehr, sehr viele. „Die Waren sind reichlich vorhanden, die Kinderzimmer dürften leer sein“, scherzt Claudia Wilke vom Jugendamt. Mit der Resonanz ist das Team wieder mehr als zufrieden. Bereits ab 13 Uhr wollen Verkäufer und Käufer mit dem Flohmarkt beginnen, und sobald die Stände vom Wochenmarkt abgebaut sind, geht der „Selbstläufer“ auch schon los. Unzählige Decken und Tische liegen und stehen auf dem Rathausplatz, vor der Nikolaikirche und in der Fißmeranlage, viele Eltern unterstützen ihre Zöglinge, auch wenn die beim Handeln meist selbst die besten Ergebnisse erzielen.
Während Barbiepuppen, Autos, Bücher und andere Spielsachen die Besitzer wechseln, bietet das Märchenzelt eine entspannende Abwechslung. Nur schnell die Schuhe ausziehen, sich ein Kissen schnappen und den fabelhaften Geschichten von Christa Weigand zuhören. Zugegeben, selbst hat sie sie nicht geschrieben. Es sind Erzählungen von Cornelia Funke, Josef Guggenmos, Frederik Vahle, Isabel Abedi oder Martin Auer, aber Christa Weigand erzählt sie unglaublich abwechslungsreich, verstellt ihre Stimme, bindet die Kinder durch Fragen ein und entführt sie in „eine zeitlose Fantasiewelt“, wie sie es selbst beschreibt. Zeit zum Träumen, zum Lachen, ein bisschen zum Gruseln.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von einem Drachen, der einen ganzen Wald in Angst und Schrecken versetzt. Obwohl der Bär und der Hirsch zunächst noch sehr mutig an die Sache herangehen, flüchten alle Waldbewohner bald vor der drohenden Gefahr. Nur ein kleines Mäuschen und ein alter Kauz bleiben und schaffen es gemeinsam, den Drachen zu vertreiben.Jede Lesung dauert rund 20 Minuten, ins Zelt kriechen kann jeder, der noch einen Platz ergattern kann, denn die schräg-schönen Geschichten ziehen viele kleine und große Besucher an. Da möchte man am liebsten liegen bleiben und den Rest des Tages einfach nur noch lauschen und staunen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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