Als der Schnee in der Sieg entsorgt werden musste
Erinnerungen an Jahrhundertwinter werden wach

- Schneewanderungen waren bei toller Kulisse 1979 auch in Würgendorf gefragt.
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juka Siegen. Der Jahreswechsel 1978/79 ist als Jahrhundertwinter im Gedächtnis geblieben. Besonders im Januar 1979 versank Deutschland und auch das Siegerland, das im Winter der Gegenwart ja trotz der eisigen Temperaturen noch nicht von großen Schneefällen betroffen ist, förmlich unter den Massen. Mit einer Gesamtschneehöhe von 52 Zentimeter, innerhalb von nur sechs Tagen fielen 42 Zentimeter Neuschnee, meldete die Stadt Siegen am 14. Januar so einen zwischenzeitlichen Rekord für den Winter. In vergleichbaren Größenordnungen hatte man sich zuletzt im Jahr 1959 bewegt.
Folgenlos blieb dies in vielen Bereichen nicht. Neben vielen Verkehrsbehinderungen, Unfällen und Schulausfällen stürzte an eben jenem 14.
juka Siegen. Der Jahreswechsel 1978/79 ist als Jahrhundertwinter im Gedächtnis geblieben. Besonders im Januar 1979 versank Deutschland und auch das Siegerland, das im Winter der Gegenwart ja trotz der eisigen Temperaturen noch nicht von großen Schneefällen betroffen ist, förmlich unter den Massen. Mit einer Gesamtschneehöhe von 52 Zentimeter, innerhalb von nur sechs Tagen fielen 42 Zentimeter Neuschnee, meldete die Stadt Siegen am 14. Januar so einen zwischenzeitlichen Rekord für den Winter. In vergleichbaren Größenordnungen hatte man sich zuletzt im Jahr 1959 bewegt.

- Willkommene Hilfe: An der oberen Hitschelsbach zieht ein Pferd die rodelwilligen Jugendlichen den Berg hinauf.
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Folgenlos blieb dies in vielen Bereichen nicht. Neben vielen Verkehrsbehinderungen, Unfällen und Schulausfällen stürzte an eben jenem 14. Januar 1979 so das Dach der Lagerhalle der Siegerländer Mehlhandel GmbH am damaligen Güterbahnhof Siegen-Ost in Kaan-Marienborn ein. Glück im Unglück: Da es sich um einen arbeitsfreien Sonntag handelte, wurden keine Menschen verletzt. Ein Großteil des Mehlvorrats war dennoch nicht mehr zu gebrauchen, viele Bäckereien im Gebiet mussten sich in den Tagen nach dem Unglück mit Teillieferungen zufriedengeben, konnten nicht wie gewohnt produzieren. Insgesamt belief sich der Schaden auf rund 200 000 DM. Am Kreuztaler Bahnhof und in der Fludersbach bei der Dachdeckerfirma Gros&Zimmermann gaben in den folgenden Tagen und Wochen weitere Dächer unter der schweren Last auf.
Hilferuf von der Stadt Siegen
Doch nicht nur auf Häusern und Fabriken, auch auf den Straßen sorgte der extreme Wintereinbruch für große Schwierigkeiten. Zwar gaben die Städte und Gemeinden alles, um den Verkehr so sicher wie möglich zu machen, am 31. Januar 1979 kam dennoch der Hilferuf von der Stadt Siegen: „Unsere Streusalzvorräte gehen zur Neige!“ So gab der Bunker an der Charlottenstraße nur noch etwa 450 Tonnen Salz her. Täglich wurden zu dieser Zeit aber gut 250 Tonnen für die Straßen in Siegen benötigt.

- Fast schon Märchenhaft: In Raumland wachsen die Eiszapfen in einer Höhle über einen Meter vom Boden in die Höhe.
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Und als wäre die Situation nicht schon prekär genug gewesen, fiel beim Lieferanten, einem Salzbergwerk am Niederrhein auch noch das Förderband durch einen Defekt aus, Nachschub war auf unbestimmte Zeit nicht mehr absehbar. Daher kündigte die Stadt bereits an, nur noch die Straßen streuen zu können, die als besondere Gefahrenstellen zu bezeichnen seien, der VWS wurde ans Herz gelegt, ihre Busse mit Schneeketten auszustatten. Insgesamt gerieten in Teilen der Region, insbesondere in Altenkirchen, sogar die Räumungskräfte an ihre Grenzen, selbst Schneepflüge mussten den Kräften der Natur Tribut zollen und unverrichteter Dinge den Rückzug antreten.
Schnee mit Lastwagen ins stumme Loch
Wo die Räumungen erfolgreich waren, fand sich der Schnee nun zwar an anderer Stelle wieder, weg war er aber natürlich nicht. Um den teilweise meterhohen Haufen an den Straßenrändern Herr zu werden, entschied sich die Stadt Siegen für eine recht ungewöhnliche Maßnahme. Das Reinigungsamt und 32 Fremdfirmen wurden damit beauftragt, beispielsweise Parkplätze und Bushaltestellen zu befreien und den Schnee mit Lastwagen ins Stumme Loch zu bringen. Dort wurde der Schnee von Räumbaggern in die Sieg geschoben. „Das Beseitigungsproblem der Stadt löste sich also genauso schnell auf, wie die weiße Pracht in der Sieg“, schrieb die SZ.

- An der Abzweigung von der B 54 zum Klafelder Markt türmen sich die Schneeberge neben der Fahrbahn und warten darauf, beseitigt zu werden.
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Dass man trotz der angespannten Situation den Humor nicht verlieren musste, bewies ein Schneepflug-Fahrer. Auf die Frage, ob er nicht auch gerne einmal seinen Wagen richtig ausfahren würde, entgegnete dieser nur: „Das ist nur an manchen Stellen möglich. Wer anderswo zu schnell fährt, tapeziert den Leuten auch mal die Fenster.“ Insgesamt hielt die angespannte Phase sogar bis in den März an.
Noch stärker als das Siegerland war jedoch der Norden des Landes von den Schneemassen betroffen. In Schleswig-Holstein musste die Bundeswehr beispielsweise 75 Bergungspanzer einsetzen, um eingeschlossene Dörfer zugänglich zu machen und zu versorgen. Die Insel Fehmarn war zeitweise komplett von der Außenverbindung abgeschlossen, Hubschrauber brachten hier das Nötigste an den Mann.
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