Erzieher, Sozialdienst und Verkäufer streiken

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juli Weidenau. Rund 100 Erzieherinnen, Mitarbeiter von Jugendämtern und der Gerichtshilfe sowie über 20 Verkäuferinnen der Drogeriekette Schlecker – am Nachmittag sollen noch einige hinzukommen – versammelten sich heute morgen vor und in der Bismarckhalle in Weidenau. Die ungewöhnliche Allianz ist zustande gekommen, weil gemeinsam gestreikt wird. Einige kommunale Kitas sind deshalb heute geschlossen, und auch die Schlecker-Filialen stehen im Kreisgebiet mancherorts vor verschlossener Ladentür.
Im Erziehungs- und Sozialdienst fordert die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi eine tarifvertragliche betriebliche Gesundheitsförderung. „Wir sind mit unseren Arbeitsbedingungen ständig am Limit“, klagt Ingrid Schepp, Leiterin des Kindergartens Hessengarten in Kreuztal, im Gespräch mit der Siegener Zeitung. Fast alle Kolleginnen litten unter körperlichen Beschwerden, sei es an der Bandscheibe, sei es in den Knien. Zwei Frauen des Kreisjugendamtes wiesen darauf hin, dass sie aufgrund der in den Medien gestiegenen Wahrnehmung der Kindeswohlgefährdung einer steigenden Belastung und zunehmendem – auch öffentlichem – Druck ausgesetzt seien . Die Krankheitstage hätten in den Erziehungs- und Sozialberufen zugenommen. Erzieher und Sozialdienstmitarbeiter streiken auch nächste Woche Montag und Dienstag.
Verdi-Sekretär Jürgen Weiskirch sagte: „Wir brauchen die, die nicht hier sind, die sich nicht einbringen“ und forderte die Anwesenden auf, mit ihnen zu reden. Und er bat die Erzieher und Mitarbeiterinnen der Sozialdienste, mit den Schlecker-Mitarbeiterinnen zu sprechen und sich mit ihnen zu solidarisieren. Wer unter Druck stehe, solle sich bei der Gewerkschaft melden. Zu Letzteren sagte er: „Wir wünschen uns, dass ihr mehr werdet.“ DGB-Kreisvorsitzender Willi Brase empörte sich: Schlecker zahle in seinen neuen XL-Filialen 6,50 Euro Stundenlohn. „Den Rest müsst ihr euch als Bittsteller bei den Argen holen.“
Die Schlecker-Mitarbeiterinnen fordern unter dem Motto „Fair heißt mehr“ rund 6,5 Prozent mehr Gehalt und Ausbildungsvergütung. Sie streiken morgen mit der von Verdi veranstalteten „Rote-Karte-Aktion“ vor fünf Schlecker-Märkten in den Stadtgebieten Siegen, Kreuztal und Netphen und fordern Kunden auf, eine Protest-Postkarte an die Schlecker-Zentrale zu schicken und damit gegen die Schließung kleiner Filialen und die Neueröffnung von sogenannten Schlecker-XL-Märkten zu demonstrieren, in denen die Mitarbeiterinnen zu schlechteren Konditionen beschäftigt werden.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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