Es rumort in der Kleiderkammer

- Die Kleiderkammer im ehemaligen Senfkorn-Kindergarten steht randvoll mit Kleiderspenden aus der Bad Berleburger Bevölkerung. Lothar Pätzold vertritt die Auffassung, dass die Spenden nicht ausreichend bei den Adressaten ankommen. Foto: Timo Karl
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vö - Lothar Pätzold fand am Montagvormittag im SZ-Gespräch deutliche Worte. Als er am Sonntag die vielen Flüchtlinge auf dem Weg zur Bastelaktion des SPD im Bürgerhaus gesehen habe, „da habe ich mich geschämt und zugegeben auch massiv geärgert“. Und zwar nicht über die Aktion der Sozialdemokraten, denn die sei ganz hervorragend gewesen. Wohl aber darüber, dass viele Flüchtlinge nur unzureichend und der Jahreszeit nicht entsprechend gekleidet gewesen seien. Lothar Pätzold: „Das kann doch nicht sein, dass Kinder im November ohne Socken unterwegs sind.“ Ein Zustand, der nach Auffassung des Raumländers, der Vorsitzender des AWo-Ortsvereins Bad Berleburg ist, so nicht sein müsse, denn: „Unsere Kleiderkammer an der Hochstraße ist voll bis unters Dach, wir wissen nicht mehr, wohin mit den Klamotten. Wir ersticken förmlich in Kleiderspenden.“
Das Problem aus Sicht des ehrenamtlichen Helfers: Die Spenden gelangten nicht ausreichend zu den Adressaten. „Wir wollen doch nur helfen. Aber so, wie es jetzt funktioniert, kann es nicht gehen.“ Es sei die erklärte Forderung der Kleiderkammer-Helfer, dass sie diese Arbeit vor Ort in der Unterkunft verrichten dürften, um dann die Sachen an die Flüchtlinge weiter zu geben. Dies werde aber von den Verantwortlichen abgelehnt, so Lothar Pätzold, weil man befürchte, dass das Ehrenamt den hauptamtlichen Mitarbeitern Konkurrenz mache. Alternativ habe man vorgeschlagen, so der Raumländer, dass die Flüchtlinge sich die Kleidung zu den täglichen Öffnungszeiten – zwischen 16 und 18 Uhr – selbst abholen könnten. Doch dies sei den Asylbewerbern verboten worden.
Warum das so ist, dies machte Einrichtungsleiterin Colette Siebert im SZ-Gespräch deutlich. Es gebe auch Flüchtlinge in der Einrichtung, die eben nicht so mobil seien, um sich die Kleidung selbst abzuholen. Und als Deutsches Rotes Kreuz (DRK) habe man den Anspruch, dass es eine absolute Gleichbehandlung gebe. Aktuell würden jeden zweiten Tag in der Kleiderkammer im ehemaligen Kindergarten an der Hochstraße Säcke mit Kleidung von hauptamtlichen Kräften abgeholt, die die Ehrenamtlichen vorsortiert hätten: „Ein System, das sich aus unserer Sicht sehr gut ergänzt.“
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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