„Es war ’ne schöne Zeit“
sz Siegen. Der Jazz-Pianist Charly Naumann ist tot. Er starb in der Nacht zum vorigen Mittwoch im Alter von 79 Jahren. Vor allem in den 80ern und 90ern prägte er die heimische Jazz-Szene lebhaft mit. Im Archiv der Siegener Zeitung finden sich Berichte zum Beispiel über Charly’s Jazz-Combo, die sich 1989 gründete, und, wie es heißt, in der Städtischen Galerie Haus Seel mehr fröhlich feierte, als bierernst arbeitete.
Spaß am eigenen Schaffen und am gemeinsamen Musizieren mit anderen war Naumann wichtig. Das gab er auch weiter in den Jahren, in denen er an der Siegener Musikschule unterrichtete – von 1975 bis Ende April 2009.
Bis zuletzt hatte Naumann Klavierschüler. Eine von ihnen, die 18-jährige Marie Christin Schnell aus Geisweid, hatte noch zwei Wochen vor seinem Tod bei dem Jazz-Pianisten Unterricht. Er habe gut improvisieren können und ihr Mut gemacht, ihr „eigenes Ding“ durchzuziehen, frei auch von dem, was auf dem Notenblatt steht.
Was Charly Naumann besonders gelegen habe, so der ehemalige Vorsitzende des Jazz-Clubs Oase, Hartmut Sperl, sei, eine Brücke zwischen Dixieland und Swing zu schlagen. Und: „Er konnte außerordentlich charmant und witzig sein“, so Sperl, aber auch die eigene Meinung vehement vertreten. „Er war ein Original“, sagt Musikschulleiterin Angelika Braumann. Sie habe Naumann einen Tag vor seinem Tod gemeinsam mit Linda Löbbecke, auch eine ehemalige Klavierschülerin des Musikers, besucht, und im Gespräch habe der gebürtige Düsseldorfer an vieles Vergangene erinnert. Sein Fazit: „Es war ’ne schöne Zeit.“
Zu dieser schönen Zeit gehören die „Jazz-and-more“-Konzerte, wo er oft die Chansonette Aglaja Camphausen begleitete, oder die Konzerte mit Lämpels Jatz-Orchester. Musik war Charly Naumanns Leben. Er spielte in Hotels in Siegen und jenseits des großen Teichs, er spielte mit jungen Menschen und solchen seines Alters, spielte auf den Tasten des Flügels und der Melodica, er spielte …
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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