Feines Näschen und erfolgreich Mut bewiesen
Forum junger Instrumentalisten der Musikschule Siegen: Die Grenzen althergebrachter Hörgewohnheiten aufgebrochen
pch Siegen. Eifrige Konzertbesucher der Veranstaltungsreihe Forum junger Instrumentalisten der Fritz-Busch-Musikschule der Stadt Siegen bestaunen sicherlich nicht nur die »neuen Gesichter« auf dem Podium, sondern gleichermaßen die nahezu maßgeschneiderten Vortragsstücke unterschiedlicher Couleur. Hier beweisen natürlich auch die Dozenten ein feines Näschen, was sie ihren Schützlingen zumuten dürfen. Im Siegener Ratssaal hatte der Veranstalter aber auch den Mut, Vertrautes Neuem gegenüberzustellen, die Grenzen althergebrachter Hörgewohnheiten aufzubrechen. Mit Erfolg.
Mit kindlicher Unbekümmertheit setzten sich Charlotte Herchenröder und Anna Schaake bei »In der Taverne« von Karl-Heinz Pick ans Klavier, pendelten lustig zwischen Ruhe und Trubel einer mit klarer, fasslicher Thematik ausgestatteten Komposition, die unverkennbar besonders auf ein jugendliches Publikum zielt.
Nur grob umrissene Festlegungen der melodischen, klanglichen und rhythmischen Strukturen ist das Markenzeichen der Aleatorik, und diesen Vorgaben folgen Winfried Michel (»Gedämpfte Schwingungen«) und Roderik de Man (»Séance«) in ihren Stücken für Blockflöte. Jochem Braakman und Elisabeth Champollion offerierten geforderte Blastechniken mit einer Ernsthaftigkeit, die weit über das für ihr Alter Übliche hinausreichte. Braakman wandelte seinen Ton mit verschiedenen Vibratoausführungen, veränderte die Tonhöhen unterhalb der kleinen Sekunde, verharrte, um nach längerem Legato mit irrwitzigen Sprüngen den Gestaltungsrahmen fast zu sprengen. Als musikalische »Überzeugungstäterin« auf gleichem Niveau die junge Champollion, die mit schneidenden rhythmischen und dynamischen Gegensätzen, Flatter- und Doppelzunge eine erfolgreiche Geisterbeschwörung betrieb. Nach einem von Marie Bahrendt und Christine Eisfeld schwungvoll gespielten Allegro aus einem Concertino für Klavier zu vier Händen waren die Bläser am Zuge. Dass eine Tuba auch im kleinen Saal nicht zu laut sein muss, bewies Fabian Klüser, am Klavier von Sabine Sczuka begleitet. Sein weiches Legato-Spiel zum akzentuierten Klavier-Part, im Allegro non troppo aus dem Tuba-Konzert von Alexej Lebedjew, erklang sehr dezent.
Angelika Schäfer und Martina Gross ließen sich bei ihrem Satz aus dem F-Dur-Konzert für zwei Fagotte von Wanhal vom versierten Pianisten Matthias Schmitz begleiten. Der seinerzeit in Wien recht populäre, später jedoch schnell in Vergessenheit geratene Tonsetzer, gibt den Ausführenden mit seinem klassischen Komponierstil reichlich Entfaltungsmöglichkeiten, der auch genutzt wurde. Aus geschlossener Eintracht bricht ein Bläser zum Solo aus, stellt und variiert das Thema, geht in Arpeggien über, was vom zweiten übernommen und fortgeführt wird. Das Ganze klang in der gehörten Version durchaus beachtenswert.
Das Trompetenkonzert Es-Dur von Johann Nepomuk Hummel blies Michael Schuh, am Klavier begleitet von Marianne Haupt. Das Konzert setzt die Beherrschung großen Tonraums voraus, die überaus reiche Figuration erfordert gekonnte Technik. Beidem zeigte sich der Solist gewachsen. Sowohl beim instrumententypisch-marschartigen Hauptthema des Kopfsatzes mit großen Intervallsprüngen, als auch beim lyrischen Seitenthema. Auch verfügte er über die geforderte Atemspannung im Andante mit den weiten Kantilenenbögen. Mit rasanten Tonwiederholungen bis zu chromatisch verschobenen Trillerketten im Rondo komplettierte der Solist seinen erfolgreichen Auftritt. Mit dem Rondo aus dem 2. Violinkonzert d-Moll von Eduard Lalo (»Symphonie espagnole«) sorgte die Geigerin Vanessa Gembries mit Begleiterin Yuko Takahata für einen weiteren Höhepunkt. Die ausgleichende Behandlung von Soli und Tutti verteilt die Aufgaben gerecht. Alles fremdartig Klingende wird keine Plattitude, nie reine Effekthascherei. Sicher bei den raffinierten Spielmöglichkeiten und der graziösen Rhythmik, gekonnt beim lockeren Figurenwerk und virtuosen Passagen, ist dies ein Meisterstück klanglicher Vermittlung von Ausgelassenheit und Leichtigkeit.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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