Fest mit Trommeln und Pfeifen
Verein »Frauen helfen Frauen« besteht seit 25 Jahren
Rö Geisweid. Rhythmische, fast ohrenbetäubende Trommel- und Pfeifsignale bildeten jetzt im Technologiezentrum den Auftakt zur Jubiläumsfeier »25 Jahre Frauen helfen Frauen«. Mit diesem Datum verbindet sich auch 15 Jahre Frauenberatungsstelle. Ein Anlass für den Verein, einmal richtig zu feiern mit Büfett und musikalischer Begleitung durch »DJ-Frau« Susanne Dillmann. Im Laufe des Abends fanden sich neben den Vereinsmitgliedern (derzeit knapp 80) auch viele interessierte Frauen aus Siegen und Umgebung ein. Angetreten waren auf Einladung des Vereins die »Les Benitas« aus Bielefeld, eine Trommlerinnengruppe, vorwiegend zusammengesetzt aus Mitarbeiterinnen verschiedener nordrhein-westfälischen Frauenhäuser.
»Trommeln, um auf sich aufmerksam zu machen, ist derzeit in Anbetracht der öffentlichen Haushaltsmisere mehr denn je angesagt«, so Dipl.-Sozialpädagogin Ingrid Süße, Mitarbeiterin im Frauenhaus seit der ersten Stunde, im Anschluss an das nicht zu überhörende akustische Startsignal im Pressegespräch. Mehrere Grundübel haben sich laut Süße von den Anfängen des Vereins bis heute nicht geändert. Nach wie vor gebe es im heimischen Raum zu viel Gewalt gegen Frauen, zudem höre der ständige Kampf um die Finanzierungssicherung des Vereins nicht auf. Allein im letzten Jahr hätten wieder rund 60 bis 70 Frauen (davon die meisten mit Kindern) aus der Region Zuflucht im Frauenhaus gesucht. Nach wie vor machten dabei deutsche Frauen den größten Anteil aus. Gerade in den letzten Jahren hätten aber auch verstärkt junge türkische Frauen bei der Frauenberatungsstelle um Hilfe gebeten. Frauen, die selbst teils schon in Deutschland geboren worden, aber auf jeden Fall in Deutschland aufgewachsen seien, die über gute Ausbildungen verfügten und denen nun die Zwangsehe mit einem ihnen bis dahin meist völlig unbekannten Mann aus der Türkei drohe.
Im Schnitt seien die Bewohnerinnen im Frauenhaus 25 bis 40 Jahre alt, aber auch 60- bis 70-jährige Frauen seien keine Seltenheit. Die Verweildauer sei ganz unterschiedlich. Manche bräuchten dort nur eine Unterkunft für eine Nacht, manche blieben aber auch bis zu einem Jahr. Letzteres gelte meist für Frauen mit mehreren Kindern, die trotz guter Zusammenarbeit mit städtischen Behörden und anderen sozialen Trägern immer nur schwer eine Wohnung fänden. Darüber hinaus handle es sich oft um Asylantinnen, deren Aufenthaltsgenehmigungen sich in der Schwebe befänden, erklärte Ingrid Süße.
Momentan verfügt der Verein über zehn Frauenhaus-Plätze. Zuflucht suchten Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Mit einer Ausnahme: Frauen nahe an der Verelendungsgrenze entschieden sich selten fürs Frauenhaus. Eine weitere Tatsache stimmt gerade die langjährigen Mitarbeiterinnen im Frauenhaus sehr nachdenklich: Häufig bäten junge Frauen um Unterbringung im Frauenhaus, die dort schon in ihrer Kindheit zusammen mit ihren Müttern Zuflucht gefunden hatten.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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