Friedenspfeife ausgepackt

- Friedlicher Umzug: Mit Bannern und lautstarken „Wir-sind-der-Verein“-Rufen marschierten die Sportfreunde-Anhänger gestern vor dem Spiel die Leimbachstraße aufwärts gen Stadion. Anfeindungen gab es bei der Fan-Demonstration keine. Foto: cst
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rege Siegen. Spannende Minuten gab es gestern nicht nur während der 90 Minuten aufm Platz, sondern bereits 90 Minuten vor dem Anpfiff, als sich der Fan-Demonstrationszug unter dem Motto „Wir sind der Verein“ von der Petrol-Waschanlage über die Leimbachstraße auf den Weg Richtung Stadion begab.
Was würden die Anhänger der Vereinsführung wohl alles an den Kopf werfen? Wie würden sie ihrem Unmut gegenüber den Verantwortlichen Luft machen? Würde die Situation vielleicht sogar eskalieren? So lauteten die spannenden Fragen, die sich schnell und unspektakulär beantworten lassen: Die Demo dürfte als eine der kürzesten und friedlichsten in die deutsche Geschichte eingehen, und bei der abschließenden Kundgebung rauchten die überwiegend noch sehr jungen Fans und Ehrenpräsident Manfred Utsch die virtuelle Friedenspfeife. Die Teilnehmer betrachten die Veranstaltung wohl selbst eher als Imagekampagne bzw. Meinungsaustausch und nicht als Demonstration, und es fielen auch keine bösen Worte gegen einzelne Personen.
Nachdem sich rund 200 „Freunde der Freunde“ ab 17.30 Uhr an der Waschanlage versammelt hatten, marschierten sie mit Bannern und lautstarken „Wir sind der Verein“-Rufen die Leimbachstraße aufwärts gen Stadion. Dort versammelten sich die Aktivisten auf dem Parkplatz vor dem Marathontor, wo zunächst Uwe Kaiser, bisher noch treuer Sportfreunde-Schlachtenbummler aus Derschlag, die Wünsche und Sorgen der Fans zum Ausdruck brachte. „Der Verein ist auf einem falschen Weg. Reißt die Mauer gegen Aussperrung, Ausgrenzung und Starrsinn ab. Wir sind es, die den Verein, auch auswärts permanent begleiten. Wir sind es, die den Verein in die Bundesliga der Fanszene bringen wollen, aber wenn sich nichts ändert, werde ich zum Jahresende aus dem Verein austreten“, meinte Kaiser in seiner kurzen Ansprache, die auch Ehrenpräsident Manfred Utsch mit Interesse verfolgte.
Der langjährige Präsident und Mäzen trat unter dem Beifall der Versammelten anschließend selbst ans Mikrophon und versuchte Verein und Fans auf eine gemeinsame Linie einzuschwören. „Der Verein ist für mich wie für euch eine Herzensangelegenheit. Ihr gehört zu dem Verein wie die Spieler. Wenn Fans und Verein nicht zusammenhalten, kann man den Verein vergessen. Wir und unsere Fußballer brauchen euch. Wir wollen ja letztlich auch alle das Gleiche: guten Fußball und einen intakten Verein. Lasst uns in den nächsten Tagen vernünftige Gespräche führen. Wenn wichtige Gespräche geführt werden müssen, sollte man das auch machen. Ich stehe zur Verfügung“, stieß Utsch, der mehrfach Applaus erhielt, bei den Anwesenden auf offene Ohren.
Das war Balsam auf die Wunden der Fan-Seelen. Prompt ließen die ersten „Siegerland-Siegerland“-Rufe nicht lange auf sich warten. Zumindest in diesem Moment war die Siegener Fan-Welt wieder in Ordnung, und es ging zum gemeinsamen Support ins Rund des Stadions.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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