Für eine bessere Zukunft
Das Aktive Museum Südwestfalen stellt Aquarelle aus dem Buch »Papa Weidt« aus
co Siegen. Ist es für Viertklässler belastend, im Unterricht über den Holocaust informiert zu werden? Ist die schwärzeste Zeit deutscher Geschichte schwer nachvollziehbar für die Zehnjährigen? Ist es überhaupt noch #E2»zeitgemäß« an Geschehnisse zu erinnern, die Jahrzehnte zurückliegen?
Klaus Dietermann, Direktor der Erndtebrücker Grundschule, ist davon überzeugt, dass dieser Teil der deutschen Geschichte auch schon für seine Schüler geeignet ist: »Gerade im Grundschulalter besitzen die Kinder große Sensibilität für Solidarität, Toleranz und Gerechtigkeit. Als besonders hilfreich hat es sich erwiesen, sich diesem Themenbereich mit Hilfe der regionalen Geschichte zu nähern.« Genauso taten es die Schüler und Schülerinnen der Klasse 4c mit ihrer Klassenlehrerin Anne Höfer. Anhand von alten Klassenbüchern fanden sie heraus, dass in Erndtebrück und sogar in ihrer Schule jüdische Jungen und Mädchen gelebt und gelernt haben.
Daraufhin luden sie Zeitzeugen ein, die ihnen von dieser Zeit berichten konnten. Weitere Informationen erhielten die Kinder aus dem Buch »Papa Weidt« von Inge Deutschkron. Das Kinderbuch erzählt die Geschichte des stillen Helden Otto Weidt, der mehrere gesunde und blinde Juden in seiner Blindenwerkstatt während der Nazi-Zeit beschäftigte und sie vor der Gestapo versteckte. Die Erzählung ist historisch belegt, die Autorin lebte sogar selbst in der Obhut von Papa Weidt. Viele Juden aus der Werkstatt konnten ihrem Schicksal jedoch nicht entgehen und wurden im Konzentrationslager umgebracht. Inge Deutschkron hatte Glück. Die 81-Jährige lebt heute in Berlin und Tel Aviv.
»Die Sprache ist der Altersstufe angemessen, sie ist ohne Pathos, schnörkellos und gut verständlich«, lobte Dietermann das Buch, und weiter: »Die Aquarelle und Zeichnungen unterstützen dies. Aus den Bildern, die Deportation oder Konzentrationslager zum Gegenstand haben, sprechen tiefe Mitmenschlichkeit, Einfühlsamkeit und Verständnis.« Lukas Ruegenberg, heutiger Benediktinermönch in Maria Laach, versteht es auf malerische Weise, sich dem Thema Holocaust zu nähern, ohne dabei grausam oder abschreckend zu wirken und die Schüler zu verängstigen.
Die 33 Bilder werden bis 11. April im Aktiven Museum Südwestfalen ausgestellt, um an den »Retter« Otto Weidt zu erinnern. Anlehnend zu der Ausstellung »Papa Weidt – Er bot den Nazis die Stirn« bietet das Museum eine Führung für Familien mit Kindern ab neun Jahren am Sonntag, 9. März, ab 15.30 Uhr an.
»Wir wollen uns für eine bessere Zukunft erinnern, um nicht Fehler der Vergangenheit zu wiederholen«, sagte Dietermann und fügte hinzu: »Die stillen Helden gab es nicht nur in Berlin, sondern auch unter uns, um uns zu erinnern, dass, wenn wir auch alleine sind, jeder von uns etwas verändern kann.«
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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