„Geharnischter” Fund in der Lehmgrube
Spektakuläre Entdeckung auf der Baustelle am früheren Offiziers-Kasino am Witschert
Siegen. Das Ding ist entschieden zu klein für Schachtmeister Achim Rudloff. Und es ist ganz schön rostig unter der dünnen Lehmschicht. Der Schachtmeister hat es an der Großbaustelle für das Altenheim Am Witschert aus dem Dreck gezogen. Und nicht nur das. Auch eine ovale Porzellanschüssel und ein weißer Deckel lugten aus dem Baustellenschlamm und entgingen der Baggerschaufel. Offensichtlich „Vorkriegsware”. Vorkriegsware ist auch das „Ding”. Es sieht aus wie ein Pullunder, aber mit dem Schmiedehammer gestrickt. Bei näherem Hinsehen entpuppt es sich als Brustpanzer. Und den begutachtet Dr. Hartmut Laumann, der Leiter der Außenstelle des Westfälischen Museums für Archäologie in Olpe, kritisch. An der Innenseite des Panzers ein schwarzer Belag, wie verbrannter Blätterteig. Der Archäologe zerbröselt eine dünne Schicht: „Ist das verbranntes Papier?” Weitere Ablagerungen verwehren den Blick auf die Beschaffenheit des Fundes, der relativ gut erhalten ist. Auf der Vorderseite fallen ein paar Nieten an den Säumen auf, ein nagelähnlicher Aufsatz an der linken Brustkorbseite und der Rest seines Gegenstücks rechts, etwa in Brustwarzenhöhe. Zweck noch unbekannt, ein Fachbuch über die Geschichte der Ritterrüstungen ist an der Baustelle auch nicht aufzutreiben. „Es lag in einem Haufen Müll, da waren noch Fundamentbrocken bei”, beschreiben Rudloff und Werner Spies die Fundstelle. Der Bauleiter der Firma Quast informierte sofort den Olper Archäologen. Der stellt erste Überlegungen an: „Das ist hier mit Sicherheit eine Sekundärlagerung”, sagt er. Möglicherweise sei der Harnisch in den Wirren am Ende des Zweiten Weltkriegs beim ehemaligen Offizierskasino unter die Erde gekommen. Besitzer und ursprünglicher Zweck sind noch unbekannt. Dr. Laumann: „Vielleicht war der Brustharnisch Teil einer Paradeuniform aus dem 19. Jahrhundert.” Das schwergewichtige Fundstück soll nun in Olpe begutachtet und dann ans Siegener Museum weitergegeben werden. Bei den Porzellanfundstücken ist das etwas einfacher: Zumindest die ovale „Auflaufform” lässt sich zeitlich zuordnen: Ein Stempel auf der Bodenseite weist die Herstellerfirma aus. Den Schutzhelm auf dem Kopf, hält sich der Schachtmeister den Panzer vor die Brust: kurzzeitig lacht „Ritter Achim” in die Kamera. An der Baustelle wird man jetzt sicher besonders wachsam zu Werke gehen, denn wer weiß: Vielleicht finden sich dort ja noch weitere „Schätze”. pebe
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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