Gib mich die Pommes, bitte!
Stand-up-Comedian Hennes Bender stellte im Lÿz Mundwerk auf Dauerfeuer
bö Siegen. Der Mann ist klein und kommt allein. Die anderen sechs und Schneewittchen hat er daheim gelassen. In Bochum. Das ist ein kleiner Ort nördlich von Netphen. Immerhin, Netphen bringt er ordentlich rüber. Zwei Stunden hat Hennes Bender angeblich für die korrekte Aussprache in der Garderobe trainiert. Klar, die meisten Aushäusigen, Pardon, Auswärtigen, tun sich damit schwer. Aber der Hennes? Mensch, der Mini hat eine Klappe, die ist so groß, dass man sie, wenn er irgendwann seinen Lebensweg auf diesem Globus beendet, extra erschlagen muss. Bis dahin, großes Geheimagenten-Ehrenwort, werden wir noch viel Spaß mit ihm haben.
Wie am Freitagabend das Publikum im Lÿz-Theaterchen, das dem vielfach ausgezeichneten Stand-up-Comedian erst nach zwei Zugaben den verdienten Feierabend gewährt. Mit seinem Maschinengewehr-Mundwerk, das jeden Silben-Inspekteur sorgenvoll erbleichen lässt, feuert er eine Pointe nach der anderen ab. Gute, längst abgehangene, ein paar miese, aber auch sehr gute. Tabus kennt der 34-jährige, sinnigerweise an einem Rosenmontag geborene, nicht. Mag die Ekelgrenze auch noch so mit den Regeln des guten Benimms vermint sein, er findet treffsicher den Weg hindurch.
Der Mann wirkt authentisch, scheint wirklich zu denen zu gehören, die den Menschen »aufs Maul« schauen und dabei gesellschaftliche (Fehl)Entwicklungen wie ein Geigerzähler sensibel verinnerlichen. Wer braucht Handy-Hüllen-Läden oder 100000 Klingeltöne, immer bessere Zahnpasten oder Rasierklingen, die so scharf sind, dass sie hinter Gitter müssen? Der Hennes nicht. Und der Rest der Menschheit? Der hätte anderes nötiger.
Auch wenn Bender hier und da in Stimmen spricht. So wie Dieter-Thomas Heck, Grönemeyer oder gar Meysels Inge, sein eigentliches Idiom ist die Sprache des Ruhrgebiets, geprägt von der direkten Art der dort lebenden Menschen. Den Slang des Ruhrpotts erklärt Bender kurz und kompetent: »Das Kind sagt zur Mutter: Gib mich die Pommes! Entsetzt antwortet die Mutter: Das heißt anders. Gib mich die Pommes, bitte!!"
»Generation Yps" heißt Benders Programm, denn die Yps-Hefte mit den beigelegten Gimmicks (Geheimagenten-Ausweis, Urzeit-Krebse und vieles mehr) waren für seine Entwicklung offenbar prägend. Nicht nur für ihn, denn viele im Publikum erinnerten sich an eigene Erfahrungen mit den Gimmicks, die heute begehrte Sammlerstücke sind. Überhaupt, das Publikum. Für Hennes Bender ist es nicht nur zum Ablachen und Klatschen da. Er reagiert auf fast jede Bemerkung, sucht den Kontakt, um daraus umgehend eine Pointe zu entwickeln.
Nachdem die Popmusik, ganz wichtig für die Entwicklung junger Seelen, immer wieder thematisiert worden war, liefert die 160 Zentimeter große One-Man-Show zum Finale einen echten Brüller. »Bohemian Rhapsody« von Queen, eins zu eins ins Deutsche übertragen, in einer A-cappella-Version. Wie schon der Herr Jäger von den Rollenden Steinen singt, »Es ist der Sänger, nicht das Lied«, so ist auch im Fall Bender der Vokalist der eigentliche Hit. Der Hennes trägt nämlich ein hautenges Paletten-Shirt (wenn man/frau nicht im Pütt wohnt heißt das Pailletten-Shirt) in Form des Union-Jack auf dem nicht gerade zarten Körper. Jau, das hat Stil...
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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