Erster Schuss gegen bösartiges Coronavirus ist abgefeuert
Große Freude dank kleinem Piks

- Christel Junker war die Erste, die im neuen Impfzentrum in Eiserfeld von Dr. Florian Becher geimpft wurde.
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ihm Eiserfeld. Christel Junker (84) aus Siegen war gegen Mittag zu Hause schon ein bisschen aufgeregt. „Ich wusste ja nicht, ob das mit dem Taxi alles klappt bei dem Wetter!“ Es klappte, und die rüstige Dame stand um 13.15 Uhr vor dem Eingang des Impfzentrums an der Eiserfelder Straße. Als allererste. „Mein Termin ist um 14 Uhr.“ Wegen der Kälte durfte sie nach Prüfung ihrer Einladungsunterlagen schon mal im Wartebereich Platz nehmen.
Nicht nur für Christel Junker, sondern auch für das Team des Impfzentrums ist heute Premiere. Zwar haben...
ihm Eiserfeld. Christel Junker (84) aus Siegen war gegen Mittag zu Hause schon ein bisschen aufgeregt. „Ich wusste ja nicht, ob das mit dem Taxi alles klappt bei dem Wetter!“ Es klappte, und die rüstige Dame stand um 13.15 Uhr vor dem Eingang des Impfzentrums an der Eiserfelder Straße. Als allererste. „Mein Termin ist um 14 Uhr.“ Wegen der Kälte durfte sie nach Prüfung ihrer Einladungsunterlagen schon mal im Wartebereich Platz nehmen.
Nicht nur für Christel Junker, sondern auch für das Team des Impfzentrums ist heute Premiere. Zwar haben sie schon Rettungsdienst und Pflegepersonal geimpft, aber der ganze Ablauf mit den Senioren – von der Anmeldung über den Parallelbetrieb in sechs Impfkabinen und die anschließende Ruhezeit bis zur Abmeldung – das stellt die 30-köpfige Crew doch vor Herausforderungen.

- Das Impfzentrum Siegen-Wittgenstein hat am Montag seinen Dienst aufgenommen.
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Christel Junker ist, froh, dass ihre Kinder die Unterlagen schon vorab ausgefüllt haben. Mit dem Zettel, auf dem eine große rote „1“ steht, wartet sie nun vor den Impfkabinen. Dr. Florian Becher ist ihr Impfarzt. „Sind Sie aufgeregt?“ Christel Junker schüttelt den Kopf: „Nö, ich bin doch schon oft geimpft worden.“ Diesmal schaut allerdings ein halbes Dutzend Presseleute bei der Prozedur zu.
Beherzter Piks
Die 84-Jährige hat daran gedacht, sich „impfpraktisch“ anzuziehen. Denn der Oberarm muss freigemacht werden. Ein enges Oberteil ist da ungünstig. Christel Junker hat einen lockeren Pulli an, den kann sie einfach über die Schulter streifen. Dr. Becher nimmt den linken Arm, weil Christel Junker Rechtshänderin ist. Und dann ist es auch schon passiert. Ein beherzter Piks, und der erste Schuss gegen das bösartige Coronavirus ist abgefeuert.
30 Fläschchen vom Biontech-Pfizer-Impfstoff sind am Morgen in Eiserfeld angeliefert worden. Das Apothekerteam unter Leitung von Dr. Gero von Fircks bereitet den Impfstoff auf. Aus einem Fläschchen werden sechs Spritzen aufgezogen – „wenn es ganz gut läuft, können es auch sieben sein“. Aber manchmal eben auch nur fünf. Für die 170 Senioren des ersten Tages wird die Ration reichen.

- Im Wartebereich nahmen die ersten Impflinge Platz.
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Zwischen den Plexiglaswänden hat sich der Wartebereich inzwischen gefüllt. Viele Senioren sind allein gekommen, einige haben Sohn oder Tochter zur Unterstützung mitgebracht. Dann ist das Ausfüllen der Unterlagen leichter. Den meisten Älteren macht vor allem das Hören zu schaffen. Brille, Maske und Hörgerät bilden eine ziemliche anstrengende Kombination. Und wenn die freundlichen Helferinnen sich auch bemühen, laut und deutlich zu sprechen: Durch die Maske klingt es einfach immer dumpf. Da muss manches zwei- oder dreimal gesagt werden.
Impftermine dank Kindern und Enkeln
Mit der Nummer 2 in der Hand wartet Werner Reiter aus Netphen darauf, dass er an die Reihe kommt. Für ihn stand nie in Frage, dass er sich impfen lässt: „Ich will das auf jeden Fall. Und wenn ich geimpft bin, dann bin ich froh und frei.“
Christel Junker. Werner Reiter und alle anderen Senioren, mit denen die SZ am Montag sprach, haben ihre Impftermine nur dank der Hilfe von Kindern und Enkeln ergattert. Die jungen Leute haben sich im Internet durch die Anmeldung gekämpft und waren erfolgreich. „Telefonisch? Da war doch kein Durchkommen!“ – so hieß es überall.

- Die Mitarbeiter im Impfzentrum erklärten den potentiellen Impflingen ausführlich, was sie alles ausfüllen müssen.
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Die meisten hatten ihren zweiten Impftermin gleich mitgebracht. Wer nur den ersten Termin bekommen hatte, konnte sich am Montag gleich den zweiten sichern. Gute drei Wochen Abstand liegen meist zwischen den beiden Piksern.
Leiter des Impfzentrums entspannt
Recht entspannt war Dr. Thomas Gehrke, der Leiter des Impfzentrums, nach der Aufregung der ersten eineinhalb Stunden. Das Team hatte er vorher gebrieft und dabei versucht, die größte Aufregung zu nehmen. Die Spritze sofort entsorgen, keine Kappe mehr daraufstecken, mit Patientendaten bedrucktes Papier in die spezielle „Datenmülltonne“ und nicht in irgendeinen Papierkorb werfen, den Leuten die Angst nehmen und freundlich sein – das waren die Tipps, bevor die Türen sich öffneten.
Dass manches sich noch „zurechtruckeln“ muss, war zu erwarten. Das Fiebermessen draußen am Container funktioniert bei minus 6 Grad natürlich nicht, der blaue Boden des Impfzentrums sieht nach einer Stunde sehr schmutzig aus, und die Wartezeit nach der Impfung will für einige Patienten gar nicht enden, weil keiner sie abholt. Aber das sind Kinderkrankheiten. Wie sagte der Landrat? „Wir üben jetzt.“ Und dafür hat es schon prima geklappt.
Taxi bitte!
Das Geschäft des Jahres können Taxifahrer vermutlich in den kommenden Wochen in Eiserfeld machen. Am Montag jedenfalls waren Taxen gefragt – sicher auch dem ungemütlichen Wetter geschuldet. Für Christel Junker, die geimpfte Seniorin, übernahm ein freundlicher Helfer die Taxibestellung. Der Wagen kam nach einer Viertelstunde, aber bevor Christel Junker nach draußen eilen konnte, waren schon andere Impfabvsolventen eingestiegen. Das gleiche Spiel mit dem zweiten Taxi, das an der Eiserfelder Straße vorfuhr. Vorschlag der SZ: Eine kleine Taxischlange vor dem Impfzentrum würde das Problem gewiss entschärfen. Und die Taxiunternehmen, die wegen Corona über Umsatzrückgänge klagen, könnten ihre Kassen aufbessern.Autor:Irene Hermann-Sobotka (Redakteurin) aus Siegen |
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