Arbeiten an Weihnachten
Im Einsatz für Mensch und Tier

- Im Aufenthaltsraum der Polizeiwache steht ein geschmückter Weihnachtsbaum.
- Foto: sp
- hochgeladen von Sonja Schweisfurth (Redakteurin)
sp/kay Siegen/Wilnsdorf/Gerlingen. An den Weihnachtstagen gemütlich unter dem Baum sitzen, gemeinsam mit der Familie feiern, sich beschenken, gutes Essen genießen: Das ist nicht jedem möglich – zumindest nicht an allen Feiertagen. Viele setzen sich in dieser Zeit für Mensch und Tier ein.
Zwei Tote am 1. WeihnachtstagJens Görnig hätte das Interview gerne weiter geführt. Dann hätte er mehr davon erzählt, warum er findet, „Weihnachten hat viel von dem Besinnlichen verloren“. Gerade erst kam der Dienstgruppenleiter von einem Einsatz, bei dem eine Frau auf der Arbeit vermisst und jetzt tot aufgefunden wurde. Jetzt muss er wieder los. Ein tödlicher Verkehrsunfall. Zwei Tote an einem Tag, am 1. Weihnachtstag. Das bewegt auch den Polizisten, der seit über 25 Jahren seinen Beruf ausübt.
sp/kay Siegen/Wilnsdorf/Gerlingen. An den Weihnachtstagen gemütlich unter dem Baum sitzen, gemeinsam mit der Familie feiern, sich beschenken, gutes Essen genießen: Das ist nicht jedem möglich – zumindest nicht an allen Feiertagen. Viele setzen sich in dieser Zeit für Mensch und Tier ein.
Zwei Tote am 1. Weihnachtstag
Jens Görnig hätte das Interview gerne weiter geführt. Dann hätte er mehr davon erzählt, warum er findet, „Weihnachten hat viel von dem Besinnlichen verloren“. Gerade erst kam der Dienstgruppenleiter von einem Einsatz, bei dem eine Frau auf der Arbeit vermisst und jetzt tot aufgefunden wurde. Jetzt muss er wieder los. Ein tödlicher Verkehrsunfall. Zwei Tote an einem Tag, am 1. Weihnachtstag. Das bewegt auch den Polizisten, der seit über 25 Jahren seinen Beruf ausübt.
Ruhig geht es an diesem Feiertag bei der Polizeiwache Siegen nicht zu. An keinem der Weihnachtstage. Görnig weiß: „Es ist immer viel los, besonders an Heiligabend im Spätdienst.“ Erschad Rahimzai hält am ersten Weihnachtstag die Stellung, koordiniert unter anderem die Einsätze der Kollegen. Auch wenn Weihnachten für ihn als Moslem keine tiefere Bedeutung hat, feiert er es gerne mit seiner Verlobten und ihrer Familie, die im Emsland lebt.
Weihnachtsbaum auf der Wache
Auch wenn die Stimmung auf der Wache nicht besinnlich ist, machen die Polizisten das Beste daraus. Im Aufenthaltsraum steht ein Weihnachtsbaum, und eine Kollegin hatte einen Adventskalender vorbereitet. Wer an den Feiertagen den Dienst übernehmen muss? „Wir sprechen darüber, dann finden wir eine Lösung“, erklärt Rahimzai. Kollegen mit Kindern bekommen bevorzugt frei. „Wir sind auf jeden Fall keine Gruppe von Weihnachts-Grinchs“, sagt er lachend – also keine Menschen, die Weihnachten nicht mögen.
Schmerzmittel bei Covid-19
Ein Kunde geht, der nächste kommt. Es ist kurz nach 10 am 1. Weihnachtstag. Dr. Gero und Verena von Fircks stehen hinter Plexiglasscheiben in ihrer Apotheke zum Marienbörnchen in Kaan-Marienborn. Die Kunden holen Medikamente gegen Reizhusten, gegen eine verstopfte Nase, eine Kundin möchte die „Pille danach“. Eine andere Frau braucht Ibuprofen, weil sie an Covid-19 erkrankt ist. Ein Taxi bringt die Schmerzmittel zu der Kranken.
An einem Feiertag haben im Kreis Siegen-Wittgenstein drei Apotheken Notdienst. Vor allem Schmerzmittel sind gefragt, aber auch Mittel gegen Durchfall und Magen-Darm-Erkrankungen. „Auch Babynahrung haben wir immer hier, falls Leute über die Feiertage merken, dass das ausgeht“, sagt die 57-Jährige Verena von Fircks.
Apothekerkammer regelt Einsätze
Seit über 30 Jahren arbeitet das Ehepaar gemeinsam in der Apotheke. Notfalldienste an Sonn- und Feiertagen gehören dazu. „Weihnachten hat es uns noch nicht so oft getroffen“, sagt Gero von Fircks. „Das regelt die Apothekerkammer, da haben wir keinen Einfluss drauf“, erklärt seine Frau. Bis 21 Uhr hat die Apotheke geöffnet, nach Einbruch der Dunkelheit wird Gero von Fircks nur noch durch den Schalter verkaufen.
Lange Schichten in der Tierarztpraxis
Die Wilnsdorfer Tierärztin Ute Bettendorf hat in ihrer Praxis in Gerlingen von Heiligabend bis zum Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages Notdienst. An Heiligabend lassen die ersten Anrufe nicht lange auf sich warten. Unter anderem hat Golden Retriever „Gringo“ ein blutiges Auge von der Kralle seines Mitbewohners, des Katers „Moritz“, davongetragen. Ein Kaninchen hat den ganzen Tag nichts „gemümmelt“ und hockt apathisch in der Ecke. Erst gegen 22 Uhr macht sich Bettendorf auf den Heimweg. Am 1. Weihnachtstag geht es um 5 Uhr weiter – eine Katze hat am für sie giftigen Weihnachtsstern genascht. Ein Rüde, der Lachs und Rouladenspieß verspeist hat, wird umgehend in die Klinik überwiesen. Und so setzt sich die Arbeit fort, bis gegen 23 Uhr auch diese Schicht ihr Ende nimmt.
Wie an einem normalen Wochentag
In der Kreisleitstelle in Siegen gehen die Notrufe aus dem gesamten Kreisgebiet ein – von dort aus wird die für den jeweiligen Einsatz geeignete Rettungswache alarmiert. Die SZ ist am 2. Weihnachtsfeiertag auf Stippvisite bei Fabian Hartmann und Stefan Hees, Leiter und stellv. Leiter der DRK-Rettungswache in Wilnsdorf. Ihnen und drei weiteren Kollegen steht eine 24-stündige Schicht bevor – um 7 Uhr geht es los. Die Einsätze betreffen größtenteils Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Die insgesamt zwölf Einsätze in unserer 24-stündigen Schicht entsprachen einem normalen Wochentag, es gab keine außergewöhnlichen Einsätze“, erklärt Hartmann. Er sei es gewohnt, nachts, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten. Das gehöre zum Berufsbild dazu – er mache das gerne und aus tiefster Überzeugung.
Autor:Redaktion Siegen aus Siegen |
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