Kinderstolz und die Pferde
Heilpädagogisches Reiten in der Johanna-Ruß-Schule
sz Siegen. Das Glück, im Unterricht mit Tieren in Kontakt zu kommen, haben die Kinder der 2. Klasse der Johanna-Ruß-Schule. Für sie steht in der heilpädagogischen Waldorfschule jeden Montag »Reiten« auf dem Stundenplan.
Der Waldorflehrplan der 1995 gegründeten Schule, so erklärt es eine Pressemitteilung, will neben der Vermittlung intellektuellen Wissens ein gesundes, ganzheitliches Wachstum der Jungen und Mädchen fördern. Als staatlich anerkannte Ersatzsonderschule werden hier geistig behinderte, lernbehinderte und erziehungsschwierige Kinder gemeinsam unterrichtet. Zurzeit besuchen fast 70 Schüler in neun Klassen die Unterrichtsstätte an der Numbachstraße.
»Mit freudiger Erwartung«, heißt es, sehe die 2. Klasse montags dem therapeutischen Reitunterricht entgegen. Es sei für alle so schwer abzuwarten, bis es endlich losgehe. Natürlich heißt Reiten nicht, sich aufs »gemachte« Pferd zu setzen. Wenn die fünf Mädchen und zwei Jungen gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin und einem Klassenhelfer auf den Hof kommen, müssen sie zuerst Dagfari, »ihr« Pferd, von der Weide holen. Schon von weitem rufen sie den 15-jährigen Isländer, der auch gleich freudig angetrabt kommt. Das ruhige, ausgeglichene Wesen des Hengstes macht es den Kindern leicht, sich mit ihm anzufreunden. Denn das Pferd führen, putzen, den Stall ausmisten, Voltigiergurt, Decke und Trense anlegen, das machen sie alles allein. Von den Erwachsenen lassen sie sich nur helfen, wenn es unbedingt nötig ist. So werden schon die vorbereitenden Arbeiten fürs Reiten zu einer wichtigen Erfahrung.
Beim Voltigieren an der Longe zeigten sich dann das Temperament der Kinder und auch die Unterschiede in ihrer Beeinträchtigung. Dem einen könne das Pferd gar nicht schnell und die Übung nicht wild genug sein, andere müssten erst langsam und behutsam an das Tier und seine Bewegungen, an seinen Geruch und sein weiches Fell herangeführt werden. »Aber eines«, so betont der Text zum Schluss, »ist bei allen gleich: Sie haben leuchtende Augen, sie strahlen vor Stolz, wenn sie auf dem Pferd sitzen.«
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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