Heiligabend und Weihnachten mit Corona
Kirchengemeinden organisieren außergewöhnliche Gottesdienste

- Rebecca Trumpf (l.) vom gleichnamigen Zirkus und Irmtrud von Plettenberg von der Kirchengemeinde Heilige Familie vor einem kleinen Zelt des Zirkus. Dass unter den Krippenfiguren für die geplanten Christmetten im großen Zelt auch ein Clown ist, halten beide Frauen für eine gute Idee. „Der Clown steht stellvertretend für alle Menschen, denen es in diesem Jahr nicht gut ergangen ist“, sagt von Plettenberg.
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sp Siegen. 24. Dezember, Heiligabend: Die Kirchen sind gut besucht, oft voll besetzt. Gottesdienstbesucher sitzen dicht an dicht gedrängt auf den Bänken. Dieses Bild wird es 2020 nicht geben. Stattdessen ist Abstand angesagt. Die Zahl der Personen in den Kirchen ist beschränkt – auch an Heiligabend. Deshalb haben sich einige Kirchengemeinde außergewöhnliche Weihnachtsgottesdienste – neben den bereits bekannten Streamingangeboten und Liveübertragungen – einfallen lassen, darunter Weihnachtswege und Gottesdienste an der frischen Luft. „Der Sohn Gottes wurde vor 2000 Jahren in einem Stall geboren. Wir gehen jetzt auch mit unseren Angeboten unter die Leute, um die beste Botschaft der Welt mit ihnen zu feiern“, sagt Dechant Karl-Hans Köhle, Leiter des Pastoralen Raumes Hüttental-Freudenberg.
sp Siegen. 24. Dezember, Heiligabend: Die Kirchen sind gut besucht, oft voll besetzt. Gottesdienstbesucher sitzen dicht an dicht gedrängt auf den Bänken. Dieses Bild wird es 2020 nicht geben. Stattdessen ist Abstand angesagt. Die Zahl der Personen in den Kirchen ist beschränkt – auch an Heiligabend. Deshalb haben sich einige Kirchengemeinde außergewöhnliche Weihnachtsgottesdienste – neben den bereits bekannten Streamingangeboten und Liveübertragungen – einfallen lassen, darunter Weihnachtswege und Gottesdienste an der frischen Luft. „Der Sohn Gottes wurde vor 2000 Jahren in einem Stall geboren. Wir gehen jetzt auch mit unseren Angeboten unter die Leute, um die beste Botschaft der Welt mit ihnen zu feiern“, sagt Dechant Karl-Hans Köhle, Leiter des Pastoralen Raumes Hüttental-Freudenberg. „Wir haben Pläne, wie es gehen könnte“, sagt auch Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des ev. Kirchenkreises Siegen. Mit Blick auf die weiterhin steigenden Infektionszahlen stehe aber alles unter Vorbehalt. Und man werde sich an die Vorgaben des Landes und des Bundes halten. „Wir wollen Weihnachten nicht zu einem spektakulären Event machen“, es solle besinnlich, eindringlich und schlicht sein, sagt Stuberg. Gottesdienste seien bislang nicht verboten, „das wollen wir nicht ausnutzen, sondern wir wollen das nutzen, um zu beten, zu trösten und Hoffnung zu geben“.Die Kirchengemeinden betonen, dass die Pläne mit den zuständigen Ordnungsämtern abgesprochen seien oder würden. Es gebe Hygienekonzepte. Für alle (außergewöhnlichen) Gottesdienste muss sich im Voraus angemeldet werden (Anmeldungen und aktuelle Infos: pv-huettental-freudenberg.de oder kirchenkreis-siegen.de). Und: Es wird empfohlen, sich warm anzuziehen.
Christmette im Zirkuszelt
Dem Zirkus Trumpf geht es wie vielen anderen Zirkussen in diesem Jahr besonders schlecht. „Wir haben es schwer durch Corona“, sagt Rebecca Trumpf: „Wir haben keine Einnahmen.“ Die Not des Zirkus sah auch die Pfarrei Heilige Familie. „Wir haben einen Auftrag als Kirche, wir müssen den Menschen helfen“, sagt Irmtrud von Plettenberg. Und weil die Kirchengemeinde mehr Platz für die Christmette braucht, wurde aus der anfänglich „spinnerten Idee“ ernst. Jetzt sollen drei Christmetten am 24. Dezember an der Weidenauer Straße 65 in Weidenau im großen Zelt des Zirkus Trumpf gefeiert werden. Normalerweise würden 500 Personen darin Platz finden, die Pfarrei beschränkt die Anzahl für mehr Abstand auf 150.
Kirche auf Rädern
„Wir versuchen zu den Leuten zu kommen“, sagt Pfarrer Rainer Heuschneider von der ev. Kirchengemeinde Niederdresselndorf. Ein geschmückter Lkw wird an vier Plätzen im Hickengrund halten und aus dem Fahrzeug heraus soll der Gottesdienst gestaltet werden. Die „Kanzel“, Lichter, Lautsprecher, alles wird mobil sein. Start ist am Dorfgemeinschaftshaus in Lützeln um 15 Uhr. Im Stundentakt soll es dann weitergehen an die neue Tagespflege in Oberdresselndorf und auf die Schulhöfe in Niederdresselndorf und Holzhausen. „Ein Schmalspurprogramm“ erwarte die Zuhörer, sagt Heuschneider, ein paar Lieder würden gesungen und es gebe eine kurze Predigt. Mit etwa 50 bis 80 Menschen pro Ort plant die Kirchengemeinde. „Wir rechnen nicht damit, dass es überlaufen wird.“ Und wenn das Wetter nicht mitspielt? „Wir sind fest entschlossen es durchzuziehen.“ Abgesagt werde nur, wenn es gefährlich werde, beispielsweise bei Sturm oder starkem Glatteis.
Predigt statt Parken
Die Pfarrei St. Johannes der Täufer ist bei der Suche nach einem alternativen Ort für eine Familien-Christmette an Heiligabend fündig geworden: Sie wird im Parkhaus am Löhrtor in Siegen um 17 Uhr stattfinden. Ein gut belüfteter, überdachter Ort, und die Fläche ist groß genug, um Abstand zu halten. „Es wird deutlich, dass wir eine andere Zeit haben, da ist es legitim, auch etwas anderes zu machen“, sagt Markus Püttmann, Studierendenpfarrer und geistlicher Leiter des K3-Citypastorals. „Das Parkhaus bleibt ein Parkhaus.“ Es sei kein adäquater Ersatz für eine Kirche. Püttmann hofft, dass die Menschen selbst für Atmosphäre sorgen. „Es wird ein festlicher Gottesdienst in spartanischer Umgebung. Aber wer weiß, ob Jesus in einem Stall mit dreifach-verglastem Fenster auf die Welt kam?“ Maximal 200 Personen dürfen in das Parkhaus kommen.
Im Sternmarsch zur Krippe
Ein ökumenisches Angebot haben sich die ev. Kirchengemeinde Freudenberg und die kath. Pfarrgemeinde St. Marien einfallen lassen. An mehreren Stationen werden verschiedene Szenen der Weihnachtsgeschichte erzählt mit kurzen Anspielen und mit echten Tieren. Die Besucher können sich für einen Startpunkt entscheiden und mit Maria und Josef (Rathaus), den Hirten (neben der ev. Kirche) oder den drei Weisen aus dem Morgenland (Friedhofskapelle) gehen. Um 15 Uhr soll gestartet werden und bis 17 Uhr alle 20 Minuten eine kleine Gruppe von einem Startpunkt aus losgehen. Das Ziel soll die Krippe in der St.-Marien-Kirche in Freudenberg sein. „Man läuft mit einer kleinen Gruppe zusammen und ist an der frischen Luft“, sagt Pastor Thomas Ijewski. „Wir wollen das möglichst gut hinbekommen und möglichst viele Menschen mit einem Gottesdienst beschenken.“ Etwa 70 Personen aus den Kirchengemeinden wirken für die Umsetzung mit. Dabei habe man bewusst Familien gesucht, die zusammen spielen, so Ijewski, um das Risiko einer Ansteckung möglichst gering zu halten.
Autor:Sarah Panthel (Redakteurin) aus Siegen |
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