Kuscheltrips und Bikertreffs
Gaststätten-Verband tagte in Siegen / Branche muss kreativ werden, um zu bestehen
js Siegen. Die konjunkturelle Flaute trifft auch die Gastronomie hart. Dennoch sieht der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) genau darin eine Chance für die Zukunft, wie Guido Dellwig jetzt auf dem Verbandstag Westfalen im Siegener Museum für Gegenwartskunst betonte. Der Präsident des westfälischen DEHOGA-Verbands ist sich sicher: »In den schlechtesten Zeiten werden die besten Ideen geboren.« Die Branche müsse zurück zu ihren Wurzeln, erfinderisch sein und sich neu am Markt orientieren. Die Härte, mit der sich die Konjunkturschwankungen auf das Gaststättengewerbe auswirken, liege auf der Hand: »Wir sind immer das Sahnehäubchen auf dem Kaffee,« so Dellwig auf der gestrigen Pressekonferenz. »Und darauf kann man schnell verzichten.« Um so wichtiger also sei der jährlich stattfindende Verbandstag, der die engagierten Gastronomen über wirtschaftliche Hintergründe informiert und sich immer wieder als produktive »Ideenschmiede« herausstelle. »Konzepte und Richtungen wollen wir nicht vorgeben«, sagte Dellwig. Die müsse jeder Gastwirt selbst entwickeln. Der Präsident hat jedoch keine Zweifel daran, dass viele der etwa 7000 westfälischen DEHOGA-Mitglieder mit fortschrittlichen und kreativen Ideen aufwarten. »Wer in unserer Branche eine solide Ausbildung genossen hat, der ist flexibel und einsatzfreudig«, versicherte er. Apropos Ausbildung: Während der Umsatz der Gastronomie im Jahre 2002 um nominal 4 Prozent rückläufig war, ist die Zahl der Ausbildungsplätze relativ konstant geblieben. Das konnte auch Heino Hammermeister, Geschäftsführer der heimischen DEHOGA-Zweigstelle, bestätigen: »Wir haben in unseren Betrieben eine Umfrage gemacht und dabei erfahren, dass es im Kreisgebiet noch 15 freie Ausbildungsplätze gibt.« Die Branche sei weiterhin ausbildungsbereit. Einzig die Abbrecherquote stelle ein »kleines Problem« dar, fügte Dellwig hinzu. Es sei daher wichtig, sich im Vorfeld mit den genauen Anforderungen einer solchen Ausbildung zu befassen. Guido Dellwig: »Da muss man am Anfang einfach mal mit dem ,Tellertaxi’ herumfahren oder eine Toilette putzen.« Welche Ideen aber sind zukunftsweisend? »Im Sauerland gibt es ein Hotel, das so genannte ,Kuschelwochenenden’ anbietet«, weiß der frisch gewählte Vize-Präsident Wolfgang Henke. »Andere haben sich etwa als ,Bikertreffs’ etabliert oder sich am Konzept ,NRW kulinarisch’ beteiligt.« Henke wagte abschließend eine Prognose für das laufende Gastronomie-Jahr: »Wenn es zu einer Stagnation kommt, dann sind wir zufrieden.« Die Umsatzbilanzen seien weiterhin leicht fallend. Unter den »kleinen Kneipen an der Ecke« werde es sicher weitere »Marktausscheider« geben. Dazu trage nicht zuletzt das immer näher rückende Ratingsystem nach »Basel II« bei, das aufzeigen werde, welche Betriebe sich rechnen und welche eben nicht.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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