Falafel sind ein Stück Heimat
Layla fühlt sich als Deutsche

- Layla Kilani absolviert derzeit ein Referendariat.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Jan Krumnow (Redakteur)
ap Siegen. Jede vierte Person in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Tag um Tag flüchten unzählige Menschen vor Krieg und Armut, haben oft nicht viel, aber immer die Hoffnung auf ein besseres Leben im Gepäck – genau wie der Vater von Layla Kilani.
Es ist das Jahr 1981. Nach Jahrzehnten geprägt von Terror und Gewalt ist ein Frieden in Palästina nicht in Sicht. Der Nahostkonflikt hat vieles zerstört: Häuser, Existenzen, ganze Familien. Während einige seiner Verwandten Zuflucht in Neuseeland, Schweden, Amerika oder Italien suchen, flüchtet Ibrahim mit 20 Jahren in das über 8000 Kilometer entfernte Deutschland.
ap Siegen. Jede vierte Person in Deutschland hat einen Migrationshintergrund. Tag um Tag flüchten unzählige Menschen vor Krieg und Armut, haben oft nicht viel, aber immer die Hoffnung auf ein besseres Leben im Gepäck – genau wie der Vater von Layla Kilani.
Es ist das Jahr 1981. Nach Jahrzehnten geprägt von Terror und Gewalt ist ein Frieden in Palästina nicht in Sicht. Der Nahostkonflikt hat vieles zerstört: Häuser, Existenzen, ganze Familien. Während einige seiner Verwandten Zuflucht in Neuseeland, Schweden, Amerika oder Italien suchen, flüchtet Ibrahim mit 20 Jahren in das über 8000 Kilometer entfernte Deutschland. In Siegen beginnt er nach einem sechsmonatigen Deutschkurs in Frankfurt sein Architekturstudium an der Universität Siegen, wird deutscher Staatsbürger und lernt seine spätere Frau Kerstin kennen. Aus der Ehe gehen zwei Kinder, Ramsis und Layla, hervor. Die Beziehung scheitert. Ibrahim kehrt zurück nach Palästina und lässt seine beiden Kinder in Deutschland zurück, verliert aber nie den Kontakt zu ihnen. Er lernt eine neue Frau kennen, wird Vater von fünf weiteren Kindern. 2014. Luftangriff im Zentrum von Gaza-Stadt: Die gesamte Familie kommt ums Leben. Verabschieden kann Layla sich nicht.
Deutschland ist Layla Kilanis einzige Heimat
Anderer Ort, sechs Jahre später. Die halbwaise Tochter ist mittlerweile 27 Jahre alt, lebt gemeinsam mit ihrem Freund am Siegener Heidenberg, hat erfolgreich ihr Abitur am Gymnasium auf der Morgenröthe absolviert, ihr Studium abgeschlossen und ein Referendariat an einer Förderschule in Rheine begonnen. Zum (schulischen) Alltag gehören für sie auch immer Fragen nach ihrer Herkunft. „Man sieht mir an, dass ich nicht nur deutsche Wurzeln habe”, erklärt sie. „Aber da werden Unterschiede gemacht, die ich selbst gar nicht fühle.” Schließlich sei Deutschland ihre einzige Heimat.
Eine (Ver)Bindung zu den verbliebenen Familienmitgliedern im Nahen Osten sei nur über soziale Medien und mit Übersetzern möglich. Ihr Vater hatte anfangs zwar versucht, ihren älteren Bruder mehrsprachig zu erziehen, aufgrund der großen sprachlichen Unterschiede jedoch irgendwann aufgegeben – so wurde es Layla erzählt. Die Geschwister haben dafür aber ganz andere Dinge von ihrem Vater gelernt: auch in schwierigen Zeiten nicht die Hoffnung zu verlieren, (kulturelle) Unterschiede als Bereicherung anzuerkennen, und Gastfreundschaft. „Wir hatten schon immer viel Besuch im Haus. Jeder sollte sich bei uns willkommen fühlen”, so die Referendarin. Die größte Bereicherung sei für sie aber das interkulturelle Essen. „Für mich sind Falafel ein Stück von Identität”, lächelt sie. Die arabischen Kichererbsen-Bällchen habe ihr Vater immer zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen oder für Kindergarten- und Schulfeste gemacht, erinnert sich Layla wehmütig zurück. „Die waren der Hit. Darauf waren wir mächtig stolz – und sind auch es heute noch.”


Autor:Alexandra Pfeifer |
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