Marihuana für ganz Wittgenstein

- Ein 33-Jähriger betrieb in einer Wittgensteiner Ortschaft eine Cannabis-Plantage und verkaufte Marihuana - bis einem Paketfahrer der starke Cannabis-Geruch aus dem Paket in die Nase stieg. Foto: privat
- hochgeladen von Archiv-Artikel Siegener Zeitung
howe - Als der „Burnout“ kam und der Umzug nach Wittgenstein erfolgte, da musste im Leben des 33-Jährigen endlich etwas passieren. Arbeiten fiel ihm schwer, weil das Haus renoviert werden musste. Mit einem Bekannten traf er sich in einem Amsterdamer Coffee-Shop und legte die Marschroute für die Zukunft fest. Der Kumpel fragte ihn, ob er nicht Interesse an einer eigenen Cannabis-Plantage hätte, wo er doch jetzt das Haus in der Wittgensteiner Ortschaft gekauft habe. „Das war verlockend“, gab der 33-Jährige am Freitag vor dem Bad Berleburger Amtsgericht zu. Im Frühjahr vorigen Jahres kaufte der 33-Jährige das nötige „Equipment“. Der Anbau der Pflanzen und die Produktion liefen bis Dezember. Dann wurde seine Frau schwanger und er hörte mit seiner Cannabis-Plantage schlagartig auf.
In der Zwischenzeit hatte allerdings ein Paketauslieferungsfahrer Wind von der Sache bekommen - und zwar durch seine Nase. Die verriet ihm nämlich, dass das Paket mit 492 Gramm Marihuana einen außergewöhnlich starken Cannabis-Geruch aufwies. Der Paketdienst-Fahrer meldete den Fall und somit flog die Sache auf. Der 33-Jährige zeigte sich vor dem Bad Berleburger Amtsgericht komplett geständig. Schon bei der Hausdurchsuchung bei der Polizei habe er Hand in Hand mit den Beamten zusammengearbeitet und sogar seine Einnahmen dargelegt. Er habe der Vernichtung der Anlage und der Drogen sofort zugestimmt, verriet Staatsanwältin Bettina Dickel.
Der 33-Jährige machte reinen Tisch. Schon immer habe er einen „sehr liberalen Umgang mit Cannabis“ gehabt. Sein Vater sei ein „Alt-68er“ und habe ihn so erzogen, dass Kiffen cool sei. „Ich habe eine falsche Sicht der Dinge erlangt“, so der Angeklagte. Der schilderte auch seine Erfahrungen mit der Polizei. Ihm sei erst bewusst gewesen, in was er da geraten sei, als der Polizeibeamte ihn gefragt habe, ob er Waffen besitze. „Waffen? Ich bin doch kein Krimineller“, habe er gedacht. Letztlich sei er erleichtert gewesen, dass die Durchsuchung stattgefunden habe. „Ich habe unheimlich kriminelle Handlungen vollzogen“, berichtete der 33-Jährige vor dem Schöffengericht. „Aber ich bin eigentlich keiner, der kriminelle Dinge tut.“ Inzwischen sehe er die Folgen. Sein Haus werde beobachtet und sei zum „Pilgerort“ geworden, wenn die Leute mit den Autos vorfahren und Fotos machen würden.
Insgesamt sieben Ernten zu je 500 Gramm Marihuana verzeichnete der 33-Jährige innerhalb von sechs Monaten. Die Plantage lief wie am Schnürchen. Pro Lieferung nahm er rund 3000 Euro ein. Vorsitzender Richter Torsten Hoffmann rechnete aus: „Bei dem Wirkstoffgehalt hätten Sie 35.000 Joints als Konsumeinheiten herstellen können. Bei 45.000 Einwohner in Wittgenstein abzüglich der Kinder hätten Sie jeden Wittgensteiner mit einem Joint versorgen können.“ Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen unerlaubten Handels und Gewerbetreibens von Betäubungsmitteln zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung. Außerdem soll der 33-Jährige 150 Sozialstunden ableisten.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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