Mehr Werbung an Schulen
Realschullehrerverband macht auf Problem aufmerksam
Siegen. Der Kreisverband des Realschullehrerverbandes Südwestfalen hatte jetzt zur Kreisversammlung eingeladen. Im Mittelpunkt der Versammlung stand das Referat des Dipl.-Politologen Robert Erlinghagen zum Thema „Sponsoring von Schule”.
In prägnanter Weise zeichnete der Referent die sich bereits in vielen Ländern der westlichen Welt ankündigenden Veränderungen im Bildungssektor nach, die durch das Diktat der knappen Kassen und den sich in der Folge aus seiner Verantwortung zurückziehenden Staat Platz griffen. Jeder Lehrer wisse ein Lied davon zu singen, dass die notwendigsten Investitionen nicht getätigt werden könnten, um den Unterricht mit modernen Lernmitteln auszustatten, dass die Bausubstanz vieler Schulgebäude verrotte und sich hier die Armut des Staates besonders schmerzhaft manifestiere. Die in den letzten Jahren von politischer Seite propagierte Autonomie von Schule bedeute eben auch, die Schulen mit ihren finanziellen Problemen alleine zu lassen.
In diese Lücke stoße die private Wirtschaft mit zunehmend unverblümteren Wirtschaftsinteressen. Die Zeiten, wo man sich mit der Schaltung von Anzeigen in der Schülerzeitung begnügte, seien längst vorbei. Zehn Millionen Schüler zwischen sechs und 17 Jahren und einer Kaufkraft von rund 18 Mrd. DM seien für die Werbung eine zu verlockende Zielgruppe, als dass man gewillt wäre, sich eine an pädagogischen Zielen orientierende Selbstbeschränkung aufzuerlegen.
Besonders bedenklich stimme auch, dass seit längerer Zeit in Deutschland eine zunehmende rechtliche Aufweichung des Werbeverbotes an Schulen zu beobachten sei. Was könne getan werden, um diese „schöne” neue Werbewelt nicht Wirklichkeit werden zu lassen? Alle Betroffenen – Schüler, Lehrer, Eltern – und deren Verbände dürften nicht müde werden, eine solide gesellschaftliche Finanzierung des Bildungssystems von den politisch Verantwortlichen zu fordern.
Eine Anregung aus dem Auditorium: Die einzelne Schule – viel zu schwach um sich den Strömungen widersetzen zu können – müsse nach Verbündeten suchen, um einerseits nicht vom Strom der Mittel abgeschnitten zu werden und dadurch ins Hintertreffen zu gelangen und andererseits ihre Unabhängigkeit bei der Verwirklichung ihres Bildungsauftrages zu wahren. So wäre es denkbar, dass nicht die einzelne Schule als Verhandlungspartner eines Sponsors auftrete, sondern ein Verbund aller Schulen einer Kommune.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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