Gitarrenunterricht und Klausuren
Musikschule und FOM stellen sich wegen Corona um

- Max Klein spielt seine Übungstakte, und sein Lehrer gibt ihm per Videochat Rückmeldung. Das klappt überraschend gut, sogar die Audio-Qualität sei in Ordnung. „Besser als nichts“, findet der 15-Jährige.
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sos Siegen. „Na, haben die anderen Lieder alle schon gut geklappt? Dann können wir ja auch mal den Cowboy-Chorus probieren!“ Nach einer kurzen Einführung der Noten zückt Angelika Braumann ihre Geige und legt los. Die Leiterin der Fritz-Busch-Musikschule geht die Takte durch, als stünde ihr ein Schüler gegenüber, dabei liegt da nur das Handy. Denn die Musikstunden finden jetzt per Videoübertragung statt.
Individueller Unterricht Etwa 80 Prozent der Einzelschüler würden so versorgt, sagt Braumann. Die Möglichkeiten seien vielfältig: Mal nehmen die Lehrer Videos oder Tonspuren von ganzen Liedern auf, mal gehen sie takt- oder zeilenweise vor; bei der einen Einstellung ist die rechte Hand sichtbar, bei der anderen die linke. „Man bekommt Ideen“, freut sich die Musikerin.
sos Siegen. „Na, haben die anderen Lieder alle schon gut geklappt? Dann können wir ja auch mal den Cowboy-Chorus probieren!“ Nach einer kurzen Einführung der Noten zückt Angelika Braumann ihre Geige und legt los. Die Leiterin der Fritz-Busch-Musikschule geht die Takte durch, als stünde ihr ein Schüler gegenüber, dabei liegt da nur das Handy. Denn die Musikstunden finden jetzt per Videoübertragung statt.
Individueller Unterricht
Etwa 80 Prozent der Einzelschüler würden so versorgt, sagt Braumann. Die Möglichkeiten seien vielfältig: Mal nehmen die Lehrer Videos oder Tonspuren von ganzen Liedern auf, mal gehen sie takt- oder zeilenweise vor; bei der einen Einstellung ist die rechte Hand sichtbar, bei der anderen die linke. „Man bekommt Ideen“, freut sich die Musikerin. Zwar gebe es im Internet schon etliche Anleitungen, doch der Vorteil sei hier der individualisierte Unterricht. „Wir kennen die Schüler und wissen, wo wir besonders drauf achten müssen.“
"Besser als nichts"
Max Klein aus Siegen nimmt das Angebot gerne an. Der 15-Jährige lernt Gitarre – per Videoanruf. „Wir bekommen eine Aufgabe, die spielen wir vor, und dann gibt der Lehrer Tipps.“ Der WLAN-Empfang sei gut, ab und zu sei es nur schwierig, den Fokus der Kamera auf beide Hände zu richten. „Der Sound ist besser als gedacht!“ Sogar das Zusammenspiel mit dem Lehrer funktioniere in der Regel gut. „Manchmal ist es verzerrt, aber besser als nichts“, sagt Max, der seine anderen Hobbys wie American Football und Schwimmen derzeit nicht ausüben kann. Damit er sich gut konzentrieren kann, wenn er in seinem Zimmer unterrichtet wird, hängt er ein Schild an die Tür: „Bitte nicht reinkommen.“
Videochat auch für nach Corona denkbar
Grundsätzlich seien Übungsstunden mit einem direkten Gegenüber wirkungsvoller, findet Angelika Braumann. Trotzdem könne sie sich vorstellen, auch über Corona hinaus ein solches Angebot zu etablieren. Jetzt gehe es aber erst mal darum, die Kinder zu begleiten und zu motivieren. „Das ist im Interesse aller.“
Plötzliche Umstellung an der FOM
Auch für die Siegener FOM ist der persönliche Kontakt zu den Studenten wichtig. „Eigentlich ist die Präsenz unser Erfolgsrezept“, sagt Gesamtstudienleiter Thomas Heupel. Aber es musste gehandelt werden, schließlich bezahlen die Studenten monatlich für die Kurse. „Vorher lag der Online-Anteil vielleicht bei 20 Prozent, jetzt liegt er bei 100 Prozent.“ Wie die Dozenten den digitalen Unterricht umsetzen, ist ihnen freigestellt. Einige laden kurze, etwa 30-minütige Filme hoch, geben Leselisten weiter und gehen dann zur Diskussion überN´; eine andere Möglichkeit ist das Live-Video, in das sich die Studenten einklinken können. Gut sei eine Mischung aus dem Frontalunterricht und der Einbindung der Studenten, findet Heupel.
Statistik könnte schwierig werden
Pia Gräbener kann sich an der Hochschule zwar besser konzentrieren, doch die Videos „sind eine mega-gute Lösung“. Vor allem bei Vorlesungen funktioniere das gut, so die Studentin aus Niederdielfen. Schwierig werde es vielleicht im Bereich Statistik. „Da muss man viel begreifen, und es gibt immer viele Fragen.“ Aber sie warte jetzt erst mal ab, wie die kommenden Wochen laufen. „Da müssen wir Wege finden“, sagt auch Thomas Heupel. Einmal in der Woche findet eine Videokonferenz statt, in der sich die Dozenten darüber austauschen, was bei den Studenten gut ankommt. Die Lehrbeauftragten, die normalerweise nicht viel mit dem digitalen Lernen anfangen können, sollen angeleitet werden, um wenigstens ein „Minimalkonzept“ anzubieten.
Zurück zur Normalität
Eine besondere Herausforderung: die Nachschreibeklausuren. Die müssten jetzt eher fallstudienbasiert konstruiert werden, und die Lösungen könnten in Form von Essays abgegeben werden. „Wer den Stoff nicht verstanden hat, kriegt die Transferleistung nicht hin“, so der Leiter, der weiß, dass die Studenten zu Hause im Internet nach Antworten suchen können. Auch wenn sich die FOM in dieser Situation gerne auf neue Wege einlässt, so will Heupel nach Corona definitiv wieder zum Studium im Hörsaal zurückkehren. „Das ist immer eine sehr intensive Zeit.“


Autor:Sonja Schweisfurth (Redakteurin) aus Siegen |
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