Aktionsbündnis schlägt Alarm
Naturoase am Wellersberg in Gefahr

- Natur pur am oberen Wellersberg. Lediglich die letzten Häuser am Hermelsbacher Friedhof (links), ein Hundevereinsheim und Pferdestallungen trüben den Blick auf das frühere Munitionsdepot der belgischen Streitkräfte.
- Foto: kay
- hochgeladen von Klaus-Jürgen Menn (Redakteur)
mir Siegen. Still ist es am oberen Wellersberg, nur ein dumpfes Grundrauschen dringt am späteren Nachmittag von der Stadt auf den Berg. Eltern mit Kindern lassen Drachen steigen, Hunde toben, auf den Rothaarsteigliegen wird das erste Bierchen gezischt.
Am Eingang zum früheren Munitionsdepot der Belgier haben sich Aktive des Aktionsbündnisses Naturraum Wellersberg eingefunden, sie wollen dieses naturbelassene Kleinod unter allen Umständen erhalten wissen. Frank und frei bieten sie der Stadt Siegen die Stirn, sie wollen die kommunalen Pläne für ein Neubaugebiet auf dem 14 Hektar großen Areal durchkreuzen.
Christian Welter, der Siegener Architekt, ist mit von der Partie, auch Norbert Eckel gehört dem Bündnis an.
mir Siegen. Still ist es am oberen Wellersberg, nur ein dumpfes Grundrauschen dringt am späteren Nachmittag von der Stadt auf den Berg. Eltern mit Kindern lassen Drachen steigen, Hunde toben, auf den Rothaarsteigliegen wird das erste Bierchen gezischt.
Am Eingang zum früheren Munitionsdepot der Belgier haben sich Aktive des Aktionsbündnisses Naturraum Wellersberg eingefunden, sie wollen dieses naturbelassene Kleinod unter allen Umständen erhalten wissen. Frank und frei bieten sie der Stadt Siegen die Stirn, sie wollen die kommunalen Pläne für ein Neubaugebiet auf dem 14 Hektar großen Areal durchkreuzen.
Christian Welter, der Siegener Architekt, ist mit von der Partie, auch Norbert Eckel gehört dem Bündnis an. Dazu kommen mit Egon Bernd Rosum (Charlottental) und Gerlind Quast („Rettet den Wellersberg“) zwei langjährig aktive Bürger, die schon 2003 bis 2009 für den Erhalt von Wald und Wiesen auf dem Wellersberg gekämpft haben. „Unsere Kinder und Kindeskinder sollen auch noch von diesem wunderschönen Naturraum profitieren“, erhebt Rosum (81) die Stimme. „Ja genau, Bauland ist endlich“, ergänzt der Architekt Welter. „Die letzte Oase soll uns genommen werden, mit einer Bebauung verliert hier alles an Wert für die Erholung suchenden Siegener“, meint Gerlind Quast.
"Natürliches Areal als Ganzes wertschätzen"
Welter trägt die weiteren Zusammenhänge vor. Das Depotgelände mit den umliegenden Wiesen war früher ein kleiner Teil des viel größeren historischen Tiergartens bis nach Alchen und Birlenbach hinüber. Im Landesarchiv Münster hat er Kartenmaterial aufgetrieben von den Ländereien des königlichen Hofgutes anno 1818. „Es geht auch anders, man muss dieses natürliche Areal als Ganzes wertschätzen lernen. Mir fehlt in diesem Zusammenhang der feinfühlige Umgang mit der Geschichte. Siegen ist stolz auf Peter Paul Rubens und Fürst Johann Moritz. Aber den Tiergarten einfach preisgeben zu wollen, ist unmöglich.“
Die Aktiven des Bündnisses sind sich einig, eine molochartige Bebauung auf der Spitze des Berges verhindern zu wollen. Welter hat in den Planunterlagen entdeckt, weshalb der Schotterparkplatz oberhalb der DRK-Kinderklinik mit zum Plangebiet gehört: „Dieser Parkplatz ist das Vehikel, um eine Insellage zu verhindern.“ Heißt: Nur über diesen Zipfel bekäme ein neues Baugebiet Anschluss an die übrige Bebauung – planungsrechtlich ein bedenklicher Umstand.
Noch ein Punkt ist den Naturfreunden wichtig: Seltene Tiere sind zwischen den Erdwällen gesichtet worden, zum Beispiel Schlingnattern. Auch die Zauneidechse, eine Rote-Liste-Art, dürfte dann nicht weit sein. Pferde tummeln sich sowieso seit Jahr und Tag auf den Koppeln rund um das Depot, ein früherer Unterstand dient als Stall. Alle übrigen Gebäude sind verschwunden, einzelne Kanaldeckel zeugen von einer früheren Entwässerung.
Stadtteil Geisweid aktivieren
Weder ein Luxus-Wohnviertel noch sozialen Wohnungsbau kann sich Christian Welter auf dem oberen Wellersberg zwischen Hauberg und offener Landschaft vorstellen. Es gäbe keine oder nur eine schlechte Anbindung an die übrige Stadt, hohe Kosten für die gänzlich fehlende Infrastruktur wären zu leisten.
„Bauen im Bestand ist die Sache der Zukunft“, sagt Welter. Die Wende von der autogerechten zur menschenfreundlichen Stadt ist für ihn lange überfällig. „Momentan ist eine Baggerstunde noch billiger, als einen Architekt mal planen zu lassen.“ Versteckten Wohnraum gebe es überall. Diesen zu finden, dafür braucht es Treuhänder, zum Beispiel über die Kommunale Entwicklungsgesellschaft Siegen.
Grundsätzlich sei in Innenstadtnähe mit einer Zunahme von Leerständen zu rechnen. Statt den Wellersberg zu opfern, hält es Welter für bedeutsam und wichtig, den Stadtteil Geisweid zu aktivieren. Zuvorderst käme dafür seiner Ansicht nach das vieldiskutierte Elih-Gelände in Frage.


Autor:Michael Roth (Redakteur) aus Siegen |
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