Ohrwürmer und Gänsehaut inklusive

- Singer-Songwriter Steven Merson präsentierte auf der kleinen Bühne des Lÿz einen gefühlvollen und energiegeladenen Auftritt. Foto: ds
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ds Siegen. Es war lau ein diesem Freitagabend und erhitzte Gemüter, die ob der frühsommerlichen Temperaturen etwas Abkühlung ersannen, mussten im Siegener Lÿz wohl enttäuscht werden. Der dortige Konzertabend mit der Steven Merson Band war nämlich alles andere als die musikalische Antwort auf den Winter. Dieser ist längst dahingeschieden, und Merson trieb ihn noch weiter fort, um die Hörer endgültig auf den Frühling einzustimmen.
Getreu dem Motto „Now That Winter’s Gone By, New Things Linger In The Sky“ stieg die Acoustic-Guitar-Pop-Band um Frontmann Steven Merson mit ihrem souligen Hit „Summer“ in den musikalischen Abend ein. Mit seiner zarten bis kräftigen Stimme nahm Merson das Publikum mit in seine Welt aus Rock, Pop, Blues und Jazz. Dass bei der Performance der Spagat zwischen diesen Musikstilen fließend, ja spielerisch professionell gemeistert wurde, war nicht nur Mersons ausdrucksstarker Stimme zu verdanken, die übrigens um einiges variabler klingt als bei so manchen Singer-Songwriter-Größen, sondern auch seiner Band.
Sie machte den Auftritt erst zu einem harmonischen Höhepunkt, der durch die Vielzahl von Instrumenten ein komplexes Klangerlebnis bescherte. Besonders das begleitende E-Piano sorgte für spezielle Acid-Jazz-Klänge à la Jamiroquai, aber auch Percussion und Cajon, grandios gespielt von Andrew Mottl, erzeugten Vielfalt und Atmosphäre. Den richtigen Groove im Hintergrund bescherte Bassist Markus Braun.
Die Kommunikation unter den Bandmitgliedern funktionierte perfekt. Die Musiker versprühten bei ihrer fehlerfreien Darbietung sichtlich Spielfreude, die auch Anklang beim Publikum fand. Das ausverkaufte Haus klatschte mit, wiegte die Köpfe rhythmisch im Takt oder schloss einfach nur, wie Merson oft selbst, die Augen, um sich von den Melodien treiben zu lassen – vielleicht gen einem sommerlichen Barbecue-Nachmittag, den man mit Freunden im Freien verbringt.
Steven Merson verstand es, seine poetisch-intimen Texte mit viel Gefühl zu vermitteln. Indem er sein Gitarrenspiel bisweilen mit Mundharmonika oder Gewa Kazoo, einem kleinen Blasinstrument, in das hineingesungen wird, kombinierte, bewies er, dass er ein wahrer Vollblutmusiker ist. Kein Wunder, ist der gebürtige Siegener und Lehramtskandidat doch halb Engländer, und die sind nun einmal bekannt für gute Musik. Zusammen mit Keyboarder Julian David produzierte Merson 2006 seine erste EP, „Seven Seasons“, mit der die Band, die 2007 den ersten Platz beim Newcomer-Wettbewerb von Radio Siegen belegte, bereits bei KulturPur aufspielte. Gerade hat er sein zweites Album, „Clearing My Head“, aufgenommen.Nun sind die Musiker, die sich vollständig selbst organisieren, auf der Suche nach einem Label. Mit dem sicheren Bühnenauftritt, der musikalischen Qualität und der Stimmgewaltigkeit Mersons, die Vergleiche mit Jack Johnson oder James Morrison nicht scheuen muss, dürfte das nur eine Frage der Zeit sein.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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