Reselve-Problem noch ungelöst
Bodo Champignon (MdL): »Regional gewachsene Strukturen sichern«
sz Siegen. Die gemeinnützige Reselve GmbH in Siegen ist seit 1993 u.a. auf dem Gebiet der medizinischen Rehabilitation psychisch kranker Menschen tätig. Bisher zahlt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) etwa für die Hälfte der bei Reselve stationär bzw. teilstationär untergebrachten Patienten. Die Frage der Kostenträgerschaft ist aber zwischen Landschaftsverband und Krankenkassen seit längerem umstritten (die SZ berichtete).
Dieses nach wie vor ungelöste Problem stand jetzt im Mittelpunkt eines Gesprächs, zu dem Reselve-Geschäftsführer Dirk Römer und seine Reha-Koordinatorin Nicole Caemerlynck den Vorsitzenden des Sozialausschusses im Landtag NRW, Bodo Champignon, Emil Wiese von der Sozialverwaltung des LWL und Kreis-Sozial- und Gesundheitsdezernentin Helge Klinkert begrüßen konnten. Gesprächsteilnehmer waren auch die heimischen SPD-Abgeordneten Helga Schwarz-Schumann und Hans-Dieter Moritz, die das Treffen nach einem ersten Besuch der Einrichtung im Sommer angeregt und organisiert hatten.
LWL-Vertreter Emil Wiese bestätigte, dass der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) die Übernahme der Kosten für die medizinische Rehabilitation psychisch Kranker derzeit regelmäßig ablehne. Bisher springe der LWL in diesen Fällen ein. Im Zuge des dann folgenden Erstattungsverfahrens nach den einschlägigen sozialrechtlichen Vorschriften werde versucht, die Krankenkassen letztlich doch noch in die Pflicht zu nehmen, so Wiese. Zurzeit sei insoweit eine ganze Reihe sozialgerichtlicher Verfahren anhängig, durch die sich der LWL eine verbindliche Klärung der Frage, wer für die Kostenübernahme letztlich zuständig sei, erhoffe.
Bodo Champignon (MdL) wies darauf hin, dass die Möglichkeiten der Landespolitik, zur Problemlösung beizutragen, zwar begrenzt seien, kündigte jedoch an, das Gespräch mit dem Landesverband der Betriebskrankenkassen (BKK), der in dieser Angelegenheit für alle gesetzlichen Krankenkassen federführend sei, zu suchen. Auch will der Vorsitzende des Landtags-Sozialausschusses Kontakt mit dem Gesundheitsministerium des Landes aufnehmen.
Die Gesprächspartner waren sich einer Presseinformation zufolge in der Bewertung einig, dass die Krankenkassen, sollten sie sich künftig verstärkt an den Kosten für die medizinische Rehabilitation psychisch Kranker beteiligen müssen, versuchen werden, ihrerseits Einfluss auf die vorhandenen Versorgungsstrukturen zu nehmen. Die heutigen Einrichtungen wären darauf angewiesen, dass die Kassen entsprechende Versorgungsverträge mit ihnen abschließen.
Dirk Römer äußerte bei der Zusammenkunft die Befürchtung, dass die Kassen dann mehr auf größere, überregional tätige Einrichtungen setzen könnten, worunter ein regionaler Anbieter mittlerer Größe wie Reselve womöglich zu leiden hätte. Bodo Champignon und auch Helge Klinkert wiesen darauf hin, dass der Trend bei der Betreuung und Behandlung psychisch kranker Menschen eigentlich die umgekehrte Richtung aufweise. Im allgemeinen sei das Bestreben erkennbar, die Betroffenen in möglichst heimatnahen Einrichtungen aufzufangen.
»Ich werde mich jedenfalls im Rahmen meiner Möglichkeiten mit dafür einsetzen, dass die in den einzelnen Regionen des Landes bereits gewachsenen Versorgungsstrukturen nicht unter die Räder geraten, sondern weiterhin genutzt werden«, betonte Champignon. Eine möglichst ortsnahe psychiatrische Versorgung sei für die Betroffenen und ihre Angehörigen schließlich von großem Nutzen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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