Kreuztaler Radwegekonzept "erfahren"
Rollende Bürgerversammlung

- Hindernisse wie dieses unterhalb des Robinson-Spielplatzes sollen wo immer möglich verschwinden.
- Foto: Anja Bieler-Barth
- hochgeladen von Anja Bieler-Barth (Redakteurin)
nja Kreuztal. Radfahren ist nicht erst seit dem aktuellen „Elektroschub“ ein zukunftsträchtiger Trend. Wo können schnelle und sichere Verbindungen geschaffen werden? Wo müssen bestehende Routen baulich optimiert werden? Wie und wo lassen sich Interessenskonflikte vermeiden? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich seit anderthalb Jahren das Kölner Planungsbüro Via, das im Auftrag der Kindelsbergkommune ein stadtweites Radverkehrskonzept erstellt. Noch ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht alles in Stein gemeißelt – und so lief am Dienstag eine Bürgerbeteiligung an: Radelnd wurden einige Hotspots der künftigen Radwegeachsen angefahren und unterschiedliche Begehrlichkeiten diskutiert.
nja Kreuztal. Radfahren ist nicht erst seit dem aktuellen „Elektroschub“ ein zukunftsträchtiger Trend. Wo können schnelle und sichere Verbindungen geschaffen werden? Wo müssen bestehende Routen baulich optimiert werden? Wie und wo lassen sich Interessenskonflikte vermeiden? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich seit anderthalb Jahren das Kölner Planungsbüro Via, das im Auftrag der Kindelsbergkommune ein stadtweites Radverkehrskonzept erstellt. Noch ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht alles in Stein gemeißelt – und so lief am Dienstag eine Bürgerbeteiligung an: Radelnd wurden einige Hotspots der künftigen Radwegeachsen angefahren und unterschiedliche Begehrlichkeiten diskutiert.
Schnelle Routen und gemütliche für Einsteiger
Drei „Arten“ von Radweg sind in Planung: entlang der Hauptverkehrsstraßen, Ergänzungsrouten im „grünen“ Nebennetz (z. B. für Einsteiger oder Schüler gedacht) und Radvorrangrouten, eine Art „Fahrrad-HTS“. Laut Bürgermeister Walter Kiß muss dafür „im Bestand gefummelt“ werden, gilt es aber auch ganz neue Wege zu finden – wie das Herzstück, der Dreh- und Angelpunkt im Bereich der Innenstadt-Fußgängerbrücke über die Bahngleise, wo die Nord-Süd- sowie die Ost-West-Routen sich einmal kreuzen werden. Eichens Bahnhof soll so zum Beispiel über den sogenannten schwarzen Weg hinter Thyssen-Krupp angeschlossen werden.
Ohne Kompromisse geht es wohl nicht
Es wurde engagiert diskutiert während der rollenden Bürgerversammlung: Familien mit „Kinderwagen“ radelten neben Rennsportlern im Profioutfit, Senioren neben jungen Kreuztalern. Und mittendrin natürlich auch etliche Politiker: Der Rat hat schließlich das letzte Wort. Das große Ganze wurde gestern immer wieder angedeutet – vor Ort aber ging es oft um Details. Den Planern schwebt z. B. entlang der Siegener Straße in Buschhütten ab dem Bereich jenseits der Langenauer Brücke links und rechts jeweils der Fahrbahn ein 3,50 Meter breiter Geh- und Radweg vor – im Fachjargon „gemischte Fläche“ genannt. Versierte Schnell- und Vielfahrer sehen hier Konflikte vorprogrammiert: mit Passanten und auch an den zahlreichen Straßeneinmündungen. Zu gefährlich und zu zeitraubend, lauteten mehrere „Urteile“. Ein Radweg sei besser. „Wir haben hier nur Breite für einen Bonsai-Radweg“, machten Peter Gwiasda, Andrea Fromberg und Ingo Steckhan von Via wenig Hoffnung. Einzig machbare Alternative wäre ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen. Der aber wird nicht selten widerrechtlich zugeparkt. "Wir müssen Schnittmengen bilden, unterschiedliche Ansprüche unter einen Hut bekommen“, plädierte Kiß für Kompromisse – und somit Wege, „auf denen die Mehrheit sicher ist und zurechtkommt“. „Paradiesische Verhältnisse“ werde es wohl nicht geben. Gut kam die Planung einer Vorrangroute an, die ab der Buschhüttener Backeswiese parallel zur Bahn Richtung Siegen verlaufen könnte.
Radelnde Schüler und Pendler werden ins Visier genommen – sie könnten auf Fahrradstraßen demnächst tonangebend sein. Zwei Beispiele: Moltke- und Hochstraße. Eine Brücke als Verbindung zwischen Hoch- und Breslauer Straße ist vom Tisch. Die Stadt plant derzeit bekanntlich zumindest eine Rampenanbindung vor dem gerade entstehenden Kreisel.
"Kreuztal wird kein Kopenhagen"
„Kreuztal wird kein zweites Kopenhagen werden – aber es wird einen deutlichen Qualitätssprung geben“, sagen die Kölner Planer. Dass der Kreis Siegen-Wittgenstein derzeit selbst ein Radwegekonzept plant, wird am Fuße des Kindelsbergs natürlich im Auge behalten. Der Kreis Olpe, so berichtete Walter Kiß, habe sich ganz aktuell gemeldet und den Wunsch nach einem Lückenschluss geäußert.
Wer die rollende Bürgerversammlung verpasst hat, dem steht auf der Internetseite der Stadt Kreuztal nun das komplette Konzept zum Nachlesen, Anschauen und Anklicken bereit. Dort gibt es zudem die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden: mit Ideen, aber auch Kritik. Der Rat wird dann die schrittweise Umsetzung in die Wege leiten. 12 Millionen Euro stehen zu Buche, davon 4 städtische – das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Die rund 50 000 Euro für das Radverkehrskonzept seien auf alle Fälle gut investiertes Geld, betonte Kiß. Ob Kreuztal einen eigenen Radverkehrs-Beauftragten einstellt – wie das Planungsbüro es empfiehlt und dafür Zuschüsse in Aussicht stellt – auch das wird eine Frage sein, die erst nach dem 13. September beantwortet wird.
Autor:Anja Bieler-Barth (Redakteurin) aus Siegen |
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