Rubens und seine Altäre
Kupferstiche aus der Werkstatt des Meisters im Schloss
gmz Siegen. Rubens und seine Stecher – dieses interessante und variationsreiche Thema ist Gegenstand auch der neuen Sonderschau im kleinen Wechselausstellungsbereich neben dem Rubenssaal im Oberen Schloss. Bis 2. März sind dort unter Rubens’ Aufsicht entstandene Stiche einiger Rubens-Altarbilder von Antwerpen und Mecheln zu sehen, die für die Verbreitung der Bilder sorgten. Zwischen 1609 und 1621 erhielt Rubens Aufträge für 63 Altarwerke, davon allein 22 aus seiner Heimatstadt Antwerpen.
Die aus dem Bestand des Siegerlandmuseums stammenden Stiche geben einen guten Einblick in die unterschiedliche Qualität der Stecher, die zu unterschiedlichen Zeiten arbeiteten, und dokumentieren eindrücklich, welche Veränderungen die Stecher vornahmen, um unter den geänderten Bedingungen (kleines Format statt großem, mehrteiligem Tafelbild, schwarz-weiß statt Farbe) eigenständige und überzeugende Bilder anbieten zu können.
Die unterschiedliche Qualität der Arbeiten fällt beispielsweise besonders bei den beiden Werken ins Auge, die den Mechelner »Epiphanie-Altar« wiedergeben. Die Darstellung der Taufe Christi von Adriaen Lommelin ist sehr konventionell, ja steif, ohne Überraschung, während Lucas Vorstermans »Anbetung der Könige« durch ungeheure Leuchtkraft, individuelle Gesichtszüge der Figuren und Gefühle besticht, die die Qualität dieser »erlebten Szene« ausmachen.
Die drei Tafeln des Kreuzaufrichtungsaltars hat der Stecher Witdoeck zu einem einzigen Bild zusammengefasst (aus drei Platten nahtlos zusammengesetzt). Dabei musste er die Szenen, die auf verschiedene Bilder gehören, zusammenfassen und die Zwischenräume füllen - beispielsweise durch Architektur oder zusätzliche Figurengruppen, die in Rubens’ Gemälde nicht auftauchen.
Der Altar, der die »Christusträger« zeigt, als Hauptbild die Kreuzabnahme, links daneben die Darstellung im Tempel, rechts die Heimsuchung Marias, auf der Vorderseite einen Eremiten und Christopherus, wurde von verschiedenen Stechern umgesetzt, wobei Lucas Vorstermans Zentralbild, die Kreuzabnahme, interessanterweise im Format am kleinsten ausfällt. Bei der Heimsuchung musste Pieter de Jade, um auf das große Format zu kommen, ebenfalls Figuren ergänzen – so fügte er beispielsweise einen in einem anderen Rubensgemälde vorkommenden Eselstreiber ein, den ursprünglichen Pfau ersetzte er durch eine Gruppe von Hühnern. Und an dem Händedruck zweier Figuren scheiterte er beim seitenverkehrten Arbeiten: Der Arm der einen Figur ist seitenverkehrt!
Die kleine, aber feine Ausstellung mit erklärenden Texten lädt zu intensiven Studien ein (die sicher noch spannender wären, wenn man die »Originale« gut sichtbar als Abbild zum Vergleich daneben hätte) und zu interessanten Entdeckungen!
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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