Keiner will Treffpunkt kaputtreden
Rund um Nikolaikirche passieren große Sauereien

- Rund um die Nikolaikirche in der Oberstadt in Siegen wird zu Hauf die Notdurft verrichtet. Pfarrer König hat dies in den letzten 22 Jahren noch nicht erlebt.
- Foto: kalle
- hochgeladen von Karl-Hermann Schlabach (Redakteur)
kalle Siegen. Es ist aktuell das große Thema in der Oberstadt des Oberzentrums: das Zusammenkommen vieler hundert meist junger Menschen im Bereich des Rathausplatzes, der Fißmeranlage und der Treppen zu Füßen der Nikolaikirche. Wenn nach einem schwül-heißen Tag die Sonne langsam hinter dem Berg verschwindet, entwickelt sich der Kornmarkt mit seiner Stufenanlage zum echten Hotspot. Hier treffen sich Frauen und Männer – zum Bierchen und zum Klönen.
Dass der Platz auf dem Siegberg derzeit derart beliebt ist und den einstigen Treffpunkt auf Siegens Stufen am gar nicht mehr so neuen Siegufer abgelöst hat, ist auch dem Corona-Virus geschuldet. Die Clubs haben geschlossen, es gibt keine Alternativen und kaum Freiräume in der Krönchenstadt, in der die Jugend ihr vermeintliches und gerade stark diskutiertes „Recht auf Treffen“ coronagerecht ausleben kann.
Dabei hat dieses Ausleben aktuell negative Folgen für das Quartier in der Oberstadt. Die ersten Bilder, die in den sozialen Netzwerken auftauchten und einen völlig vermüllten Stadtbezirk zeigten, haben Wellen geschlagen. Auf Initiative des CDU-Stadtverordneten Henner Klaas waren daher gestern Vertreter der Kirchengemeinde, der ISG Oberstadt und der heimischen Uni zusammengekommen, um eine erste Analyse der vergangenen Wochenenden zu diskutieren.
Alles drehte sich um vier Themen: Müll, Lärm, Wildpinkler und Corona. Doch wer glaubte, die Zusammenkunft wäre ein „Treffen der Spaßbremsen“ gewesen, der irrte. Alle waren sich einig, auch das Gute in diesem Hotspot unter den Augen der Germania-Statue zu sehen.
Für Pfarrer Stefan König von der Nikolai-Kirchengemeinde ist das Wildpinkeln rund um das Gotteshaus ein unerträglicher Zustand. „Ich habe sowas in den vergangenen 22 Jahren noch nicht erlebt“, so König und auch Küster Stefan Kober schlug in dieselbe Kerbe: „Das Maß ist voll, das geht so gar nicht.“ Es nütze auch keine persönliche Ansprache, so König weiter, „da wird man nur angemacht“.
Alle waren sich jedoch einig, jetzt nicht mit dem großen Hammer bzw. dem lauten Ruf nach Recht und Ordnung das zarte Pflänzlein zu zerschlagen.
Wir sind froh, dass Leben hier oben angekommen ist!
Heinjochen Fuchs
ISG Oberstadt
Heinjochen Fuchs, Vorstandsmitglied der ISG Oberstadt, erinnerte sich: „Vor Jahren hat sich niemand in die Oberstadt verirrt. Wir sind jetzt froh, dass Leben hier oben angekommen ist!“ Es müsse aber noch die eine oder andere Stellschraube gedreht werden, damit auch die Anwohner mit der Situation gut leben könnten. Sein ISG-Kollege, Thiemo Brinkmann, machte ebenfalls deutlich, dass man über die Entwicklung der Oberstadt froh sein könne, nicht aber über „die Wehen, die an den Wochenenden zu erleben sind“.
Stadtrat Arne Fries, zuständig unter anderem für das Ordnungsamt, beleuchtete das Geschehen sachlich. Man werde überlegen, was noch alles machbar sei, ohne den neuen Treffpunkt beerdigen zu müssen. Überlegt wird konkret, die Beschilderung zu der Toilettenanlage unterhalb der Rathausmauer zu verbessern oder einen weiteren Sanitärwagen aufzustellen. Fries betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Polizei. Insgesamt, und das bestätigen die Informationen der SZ, ist es rund ums Rathaus und um die Kirche bislang zu keinen körperlichen Auseinandersetzungen gekommen. Daher soll auch die letzte Option, die in Händen der Stadt liegt, nicht gezogen werden. Arne Fries: „Wir könnten den Platz um 22 Uhr schließen. Theoretisch!“
Auch Philipp Schmidt, Referatsleiter Studierendenservice der Uni Siegen, versprach seine Unterstützung. Er werde den „Wunschzettel“ der Kirche, der ISG und des Ordnungsamtes an die 18 000 Adressen der Siegener Studenten versenden lassen.
Autor:Karl-Hermann Schlabach (Redakteur) aus Siegen |
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