Schäfer auf Winterreise

- Eisige Temperaturen, die wir Menschen als unangenehm und frostig kalt empfinden, vertragen Schafe ohne gesundheitliche Schäden – sie produzieren einfach mehr Wärme. Foto: Christian Peter
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Es schneit, der Schnee reicht bis zum Stiefelschaft. Frank und Gabriele Klein sind mit ihrer Herde unterwegs. Wie bereits seit etwa einem Vierteljahrhundert begeben sich die beiden mit ihren Schafen auf die jährliche Winterreise, es geht durch das Freudenberger Land, schließlich entlang des Siegtales siegabwärts.Der Wind weht, heftig. Doch was auf den ersten Blick unbarmherzig aussieht, ist in Wirklichkeit kein schwerwiegendes Problem für die Tiere, eher ein finanzielles für das Schäfer-Duo: Solange die dicke Schneedecke nicht fest zugefroren ist, scharren die Schafe, die im Übrigen mit ihrem Fell für diese Witterungsverhältnisse optimal ausgestattet sind, mit den Vorderhufen den ganzen Tag das Weiß zur Seite und fressen „die Fundsachen in Bofrost-Qualität“. Sollte zur weißen Pracht allerdings wirklich einmal Frost hinzukommen und die Schneedecke zufrieren, füttern die Schäfer im Freien ihre Herde solange zu, bis es wieder taut. Da kostet jeder Tag richtig viel Geld. Und macht das Leben für die beiden Herdenführer aus Überzeugung nicht einfacher.
Nach dem Verlust ihrer Sommerweide vor ein paar Jahren haben die Zwei irgendwann entschieden, trotzdem weiterzumachen. Nicht zuletzt, weil sie sich kein anderes Leben vorstellen können und zeitlebens draußen bei der Herde gelebt haben. Weil dem Schäfer-Ehepaar insbesondere in den Sommermonaten seither zu wenig Fläche zur Verfügung stand, konnte die Schafherde bislang nicht wieder auf die zum betrieblichen Überleben wirtschaftlich erforderliche Anzahl an Mutterschafen vergrößert werden – bei gleichbleibenden betrieblichen Grundkosten.
Die natürliche Folge: Die Aufrechterhaltung des kleinen Unternehmens war mit wirtschaftlichen Verlusten verbunden, die nur in Kauf genommen wurden, weil sich Gabriele und Frank Klein intensiv um neue Flächen für die Sommermonate bemühten – und damit die Hoffnung verbanden, demnächst wieder eine Vergrößerung der Schafherde wagen zu können. Immerhin: Aktuell zeichnet sich ab, dass die Schäferei ab dem kommenden Sommer tatsächlich zusätzliche Weideflächen in bescheidenem Umfang sowie in akzeptabler Nähe bekommen könnte.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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