Show mit grotesken Zügen
DJ Bobo: eindrucksvolle Vorpremiere seiner »Visions«-Tour
rio Siegen. Im Herzschlagrhythmus pulsierende Bässe forcieren die Spannung. Da senkt sich der Vorhang, und zum Vorschein kommt eine aztekische Tempelanlage, die gerade einem Indiana-Jones- oder Tomb-Raider-Film entsprungen sein könnte. In einer kleinen Höhle hängt reglos im Spinnennetz der Mann, auf den die Zuschauer eineinviertel Stunde lang warten mussten: DJ Bobo. Mit den ersten Takten erwacht er und reißt sich die Spinnweben vom Leib, um dann gleich mit den Tempeltänzern und fetziger Musik über die Bühne zu fegen.
Ein stimmungvoller Auftakt der neuen Bühnenshow »Visions«, mit der der Sänger, Komponist und Tänzer ab Samstag auf Europatournee geht. Je 500 Fans erhielten am Mittwoch- und Donnerstagabend in zwei öffentlichen Proben in der Siegerlandhalle bereits einen Vorgeschmack auf die Bombastshow, mit der DJ Bobo über den Kontinent tingeln will. Mit 80 Kostümen, 16 Tänzern und Musikern und 120 Tonnen Material, das in sieben LKW verpackt wird, trägt der erfolgreichste Schweizer Musikexport diesmal dick auf und erfüllt sich damit einen Traum. Erstmals geht er sowohl mit Tänzern als auch mit eigener Band auf Tournee.
Klotzen statt kleckern heißt also die Devise. DJ Bobo will seine Fans in eine Fantasiewelt entführen und präsentiert neben insgesamt 30 Songs – darunter neun von seinem neuen Album – gleich drei verschiedene Bühnenbilder. Neben dem Aztekentempel sind dies eine Comic-Skyline und ein Future Saloon, der wie eine in Pink gehaltene Mischung aus Western Saloon und Pariser Revue-Bühne daher kommt.
Das Auge bekommt also allerhand geboten, auch wenn es bisweilen ein bisschen grotesk wirkt, wenn DJ Bobo und sein Ensemble zwischen Lianen und exotischen Steinskulpturen den Reggae »It’s my life« oder den Popsong »Pray for Freedom« anstimmen und dazu durch die Dschungelkulissen tanzen. Auch der Future Saloon taugt nicht immer als passende Kulisse zu den Rave- und Tanzrhythmen der DJ-Bobo-Hits.
Doch DJ Bobo sieht sich selbst als »Synonym für Fantasie und Ideenreichtum«, wie es seinem Programmheft zu entnehmen ist, und die mitreißende Musik, die fetzigen Tanzchoreographien und tollen Licht- und pyrotechnischen Effekte lassen gerne über gewisse Geschmacksverirrungen hinwegsehen. Dennoch geriet bei der ersten Vorpremiere in Siegen ausgerechnet eine Umbaupause zum eigentlichen Höhepunkt des Konzerts. Während hinter geschlossenem Vorhang die Kulissen verschoben wurden, erfüllte der Schweizer mit seinen Musikern unplugged Zuschauerwünsche und schaffte damit in der Siegerlandhalle eine von Intimität geprägte Atmosphäre. Von der Titanic-Schmonzette »My heart will go on« über den »Dirty Dancing«-Soundtrack bis zum aktuellen Superstar-Lied »We have a dream« offenbarten die Jungs auf der Bühne ein erstaunliches Repertoire.
Dennoch geriet die Umbaupause, die mit einem Unplugged-Medley einiger DJ-Bobo-Hits ergänzt wurde, ein bisschen lang. Drei Tage vor der Weltpremiere in der KölnArena klappte ohnehin noch nicht alles wie am Schnürchen, doch von ein paar kleineren Pannen abgesehen, bekamen die Fans eine tolle Show geboten. Und dass man Siegen mit »ie« schreibt, darüber braucht sich der Schweizer in Köln keine Gedanken zu machen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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