Siegener Salafisten verurteilt

- Vor der Urteilsverkündung hielten sich gestern Angeklagte im Kölner Landgericht zwischen ihren Anwälten Zeitungen vors Gesicht. Die acht Männer, darunter einige aus Dreis-Tiefenbach und Geisweid, gehören der Salafisten-Szene an. Foto: Oliver Berg
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hp/sz Sie brachen in Kirchen, Schulen und Geschäfte ein, wollten mit dem Erlös den bewaffneten Dschihad in Syrien unterstützen: Nach einem Mammut-Prozess mit 90 Verhandlungstagen seit Oktober 2015 schickte das Kölner Landgericht am Montag acht Angeklagte, darunter fünf aus dem Siegerland, hinter Gitter - mitunter wegen mehrfachen schweren Bandendiebstahls. Die Strafen reichen von zwei Jahren und sieben Monaten bis zu vier Jahren und zehn Monaten Gefängnis.
Zwar hätten die salafistisch geprägten Angeklagten die Einbruchsdelikte geplant, um Geld für ihre „Brüder“ in Syrien zu sammeln. Zu nennenswerten Zahlungen sei es aber nicht gekommen, dafür sei die Beute zu gering gewesen. Auch habe nicht zugeordnet werden können, so das Gericht, wofür das Geld letztendlich verwendet worden sei.
Die Nähe zu Dschihadisten sah das Landgericht aufgrund unzähliger Telefongespräche als erwiesen an. Allein in den Prozess seien 340 abgehörte Telefonate eingeführt worden. Hier waren die Angeklagten in unterschiedlichen Konstellationen zu hören. Den damals Verdächtigen war offenbar bewusst, von den Behörden abgehört zu werden. „Die da unten in Syrien brauchen richtiges Essen, keine Medikamente. Sondern Brot und Brötchen“, hieß es in einem Gespräch. „Wir sind der Überzeugung, dass hier Synonyme genutzt wurden. Brot steht für Waffen, Brötchen für Munition“, erklärte der Richter.
Einige Mitglieder der Bande hätten sich im Laufe der Zeit immer stärker radikalisiert und auch mit der Terrormiliz Islamischer Staat sympathisiert. Einer der Verurteilten muss sich seit Februar 2016 als mutmaßlicher IS-Helfer vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen des Verdachts der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung verantworten.
Ende Dezember 2013 hatten die Einbrecher unter anderem die Kirche St. Augustinus Keppel in Dahlbruch heimgesucht. Sie brachen Türen, Schränke und Opferstöcke auf, rissen in der Sakristei einen Tresor von der Wand. Beim ehemaligen Pfarrer der Gemeinde, Martin Assauer, hatten sich die Täter im Prozess entschuldigt. Die Einbrüche hatten die Täter eingeräumt. Die Verurteilten stammen zu weiten Teilen aus einer tunesischen Familie mit Wohnsitz in Dreis-Tiefenbach.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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