340 moderne Apartments in ehemaligem Studentenwohnheim
„Skandalimmobilie“ wird kernsaniert

- Das ehemalige Studentenwohnheim an der Unteren Dorfstraße wird komplett „auf links gedreht“ – hier entstehen Apartments.
- Foto: Kay-Helge Hercher
- hochgeladen von Alexander W. Weiß (Redakteur)
kay Bürbach. Immer wieder geriet das ehemalige Studentenwohnheim an der Unteren Dorfstraße in Bürbach als „Skandalimmobilie“ in die Schlagzeilen. Es schien, als wolle der Ärger kein Ende nehmen. Weder unter dem Eigentümer „21 First Real Estate“ noch unter dem Nachfolger „22Century Management GmbH“ änderte sich etwas zum Guten.
Vandalismus, vermüllte Eingänge, die Heizungen kalt. Mal drehte der eine Versorger den Strom ab, weil die Eigentümer die Sammelrechnung nicht beglichen, mal sperrten die Siegener Versorgungsbetriebe wegen offener Forderungen den Wasser-Haupthahn zu. Dann wurde der Komplex wegen Bau- und Brandschutzmängeln dicht gemacht.
kay Bürbach. Immer wieder geriet das ehemalige Studentenwohnheim an der Unteren Dorfstraße in Bürbach als „Skandalimmobilie“ in die Schlagzeilen. Es schien, als wolle der Ärger kein Ende nehmen. Weder unter dem Eigentümer „21 First Real Estate“ noch unter dem Nachfolger „22Century Management GmbH“ änderte sich etwas zum Guten.
Vandalismus, vermüllte Eingänge, die Heizungen kalt. Mal drehte der eine Versorger den Strom ab, weil die Eigentümer die Sammelrechnung nicht beglichen, mal sperrten die Siegener Versorgungsbetriebe wegen offener Forderungen den Wasser-Haupthahn zu. Dann wurde der Komplex wegen Bau- und Brandschutzmängeln dicht gemacht. Sogar einen Toten gab es, der Fall sorgte 2015 für überregionales mediales Interesse – auch wenn der Tod des asiatischen Studenten nicht das Geringste mit den Zuständen der verwinkelten Betonblöcke mit 340 Wohneinheiten zu tun hatte.
Nach Sanierung zeitgemäßes Apartmenthaus
Im März vergangenen Jahres kam für die Stadtbewohner die lang erhoffte Wende. Die in Berlin ansässige „Coastline Advisory GmbH“, ein familiengeführtes Unternehmen, erwarb das Gebäude, um es nach aktuellen Vorschriften und Nachhaltigkeitsgrundsätzen aufwendig zu sanieren. Nach Fertigstellung, so teilte das Unternehmen mit, soll die Immobilie unter der bundesweit tätigen Marke „Livus Student & Micro Living“ als modernes Apartmenthaus betrieben werden.
Es solle dazu beigetragen werden, die angespannte Situation in Siegen bezüglich des bezahlbaren Wohnraums für Studenten zu entschärfen und ebenfalls zur Revitalisierung des Stadtteils beizutragen, so Christos Iordanidis, zuständiger Immobilienverwalter. Neben dem Objekt in Siegen betreibt das Unternehmen bereits sieben Apartmenthäuser in Berlin, Bonn, Magdeburg, Essen und Wuppertal.
Arbeiten derzeit in vollem Gange
Die Sanierungsarbeiten an der Unteren Dorfstraße sind derzeit in vollem Gange – die SZ fragte bei Dennis Bieler, dem verantwortlichen Mitgesellschafter, nach: „Zu allererst wurde der Komplex entkernt. Riesige Massen an Sperrmüll und Abfall kamen hier zum Vorschein. Und genau hier stellte sich schon die erste Hürde. Wir mussten zunächst einen geeigneten Entsorgungsbetrieb für die Massen an Abfällen, viele davon als Sondermüll, finden. Dieser Prozess hat sich länger gezogen als erhofft“
Das Immobilienunternehmen hat sich nach eigenen Angaben darauf spezialisiert, Wohnraum zu „revitalisieren“, also wieder zu beleben. Anstatt den einfacheren Weg des vollständigen Abrisses eines Gebäudes zu wählen und einen Neubau zu errichten, wird energieeffizient saniert.
„Dabei haben Bestandsgebäude einen bisher wenig beachteten Vorteil gegenüber Abriss und Ersatzneubau“, so Bieler. „Die Energieeinsparung im Gebäudebetrieb lässt sich mit einem deutlich kleineren Ressourcenaufwand und geringeren Umweltauswirkungen als im Neubau realisieren.“ Zudem bedeute ein Abriss und Neubau auch immer viel Lärm und weitere Beeinträchtigungen für die Nachbarn, deutlich mehr als bei einer Sanierung, wo die Grundstruktur des Gebäudes erhalten bleibt.
Wohnungen ab Februar buchbar
Die Größe und der Zustand des Gebäudes lassen nur erahnen, welcher Kraftakt dahinter steckt. Insgesamt werden wieder 340 vollmöblierte Apartments entstehen, jedes mit eigener Küche und Bad. Die komplette Immobilie wird quasi „auf links gedreht“ – sämtliche Bereiche werden erneuert. Sanitärstränge sind verlegt, eine neue Elektroinstallation ist bereits in drei Bauteilen so gut wie fertiggestellt.
Im Frühjahr soll mit den Fassadenarbeiten begonnen werden; die Designplanung dazu wurde kürzlich abgeschlossen. Dann wird das Gebäude auch seinen Namen erhalten: „Sevenhomes“. basierend auf den sieben Gebäudeteilen.
Zur Frage, wann das Gebäude bezugsfertig sein wird, teilte das Unternehmen mit: „Unser Plan sieht vor, zwei Gebäudeteile, A und C, Anfang April zu eröffnen. Bereits ab Februar sind die Apartments über www.livus.de buchbar. Ein durchaus ehrgeiziger Plan, der jedoch umsetzbar ist.“ Ab April stehen den zukünftigen Mietern also 43 Ein-Zimmer-Apartments mit je 17 Quadratmetern Größe, sechs Zweiraum-Apartments mit je 34 Quadratmetern und vier sogenannte Co-Living-Wohnungen, besser bekannt als Wohngemeinschaften, mit insgesamt 16 Zimmern zur Verfügung.
Die Sanierung der weiteren Gebäudeteile wird sukzessive fortgesetzt, bis auch die restlichen 176 Wohneinheiten dem Wohnungsmarkt ab Ende 2021 bis Mitte 2022 zur Verfügung stehen. Parallel werde noch an „Sharing“-Angeboten gearbeitet und nach Kooperationspartnern für beispielsweise E-Bikes und Car-Sharing gesucht, um die nachhaltige Mobilität zu fördern. Das gesamte Projekt soll gegen Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein.


Autor:Kay-Helge Hercher (Freier Mitarbeiter) aus Siegen |
Kommentare