»Steh auf, Herr!«
3. Politisches Nachtgebet / Christoph Quest las Borchert
ciu Siegen. Sie haben gehofft, gebetet, demonstriert – und doch: Es ist Krieg. Da sei es gut, nicht allein zu sein und nicht allein Zuschauer zu sein, hieß es zur Begrüßung zum Politischen Nachtgebet. Mehr als doppelt so viele Menschen als bei den beiden vorangegangenen Veranstaltungen dieser Art trafen sich gestern Abend in der Siegener Martinikirche zum Innehalten, Hören, Reden, Singen und Beten. Dabei stand wieder und wieder die Frage nach Gott im Raum. In Worte gefasst etwa im 10. Psalm – »Herr, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not? (...) Steh auf, Herr! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss die Elenden nicht!« – oder im gemeinsam angestimmten »Kyrie eleison«.
Unterstützt wurde das Vorbereitungsteam der Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft und der evangelischen Martini-Kirchengemeinde von Tobias Becker, Kölner Musiker mit Siegener Wurzeln, und von Martin Herchenröder, Orgel. Sehr spontan sagte auch Christoph Quest zu, der als Schauspieler demnächst in »Faust«, der aktuellen Eigenproduktion von Theater Siegen (die SZ berichtete), in der Martinikirche zu erleben ist. Gebeten, ein, zwei Texte zu lesen, war er überrascht und gerührt, aus Wolfgang Borcherts Drama »Draußen vor der Tür« vorzutragen. Eben dieses Stück widmete der Autor Christoph Quests Vater, Hans Quest, der in der Uraufführung den desillusionierten Heimkehrer mimte.
Etwa alle zwei Monate ist in der Martinikirche Gelegenheit zum Politischen Nachtgebet; jeden ersten Donnerstag im Monat lädt die Gemeinde ab 18 Uhr zum Friedensgebet. Zusammengebracht werden soll die Verantwortung des Christenmenschen, über Politik informiert zu sein und aus diesem Wissen Glauben zu leben – zu beten. Für die Welt und ihre Machthaber, für die, die es wagen, zum Frieden zu mahnen, für die Soldaten auf allen Seiten, für die Opfer, für uns selbst.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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