Wunsch nach mehr Offenheit
Studentenverbindungen wehren sich gegen Vorurteile

- Die Burschenschaft Sigambria et Alemannia ist eine schlagende Verbindung.
- Foto: privat
- hochgeladen von Christian Schwermer (Redakteur)
lm Siegen. „Scheiß Burschi“, „rechtes Pack“, Spuckattacken, Verachtung und Hass. Mittlerweile normal für viele Mitglieder einer Studentenverbindung. Hängt ein farbiges Band über der Kleidung oder bekennt man oder „frau“ sich öffentlich zu einer Verbindung, ist man oft verbalen und körperlichen Attacken ausgesetzt.
Christian Vogt studiert BWL an der Universität Siegen, ist politisch bei der Jungen Union engagiert und seit 2016 aktives Mitglied der Burschenschaft Sigambria et Alemannia. Er entschied sich nach langem Überlegen für die Verbindung, das bedeutete für ihn neben den Ritualen und der Etikette: Zusammenhalt, Loyalität und Freundschaft. „Wir kümmern uns umeinander, sind füreinander da, helfen uns“.
lm Siegen. „Scheiß Burschi“, „rechtes Pack“, Spuckattacken, Verachtung und Hass. Mittlerweile normal für viele Mitglieder einer Studentenverbindung. Hängt ein farbiges Band über der Kleidung oder bekennt man oder „frau“ sich öffentlich zu einer Verbindung, ist man oft verbalen und körperlichen Attacken ausgesetzt.
Christian Vogt studiert BWL an der Universität Siegen, ist politisch bei der Jungen Union engagiert und seit 2016 aktives Mitglied der Burschenschaft Sigambria et Alemannia. Er entschied sich nach langem Überlegen für die Verbindung, das bedeutete für ihn neben den Ritualen und der Etikette: Zusammenhalt, Loyalität und Freundschaft. „Wir kümmern uns umeinander, sind füreinander da, helfen uns“.
Kein Platz für Extremismus in der Burschenschaft Sigambria et Alemannia
Und das auch noch nach vielen Jahren. „Der Bund ist lebenslang“, bestätigt Guido Müller. Er war ebenfalls Aktiver in der Burschenschaft, die erstmals im Jahr 1878 Erwähnung findet. Er ist selbstständiger PR-Berater und politisch liberal orientiert. „Als alter Herr besucht man die Kneipen der Verbindungen und unterstützt die jungen Studenten in ihren Vorhaben“, so der 47-Jährige.
„Unsere Verbindung ist allen politischen Richtungen gegenüber offen eingestellt“, erklärt Christian Vogt. „Extremismus dulden wir jedoch nicht“, fügt er mit klarer Stimme hinzu. „Dass es Verbindungen mit politisch rechter Haltung gibt, wissen wir, davon grenzen wir uns ab“, so Vogt. Trotzdem würden sie – zu ihrem Nachteil – oft mit rechten Gruppierungen unter einen Hut gesteckt. „Ich diskutiere gerne über Politik, und nicht jeder ist gleich orientiert“, fügt Müller hinzu.
Damenverbindung Wilhelmina Aequitas setzt auf die Freundschaft
Auch beim Stammtisch der akademischen Damenverbindung Wilhelmina Aequitas wird sich gerne mal über Politik ausgetauscht, doch viel wichtiger sei für die Frauen die Freundschaft. „In Siegen nahm keine Verbindung Frauen auf, also habe ich einfach selbst eine gegründet“, erklärt Elisa H. (Name der Redaktion bekannt), ebenfalls Studentin der Universität Siegen. Verbindungen seien jedoch keineswegs frauen- oder männerfeindlich. „Das Trennen nach Geschlecht hat vermutlich historischen Ursprung, und wen das stört, kann eine gemischte Verbindung eröffnen, das fände ich cool.“
„Wir als schlagende Verbindung haben natürlich noch mal andere Voraussetzungen an Interessenten, Fechten muss vorher aber niemand professionell können“, betont Vogt. Die Wilhelmina Aequitas hebe sich vor allem in diesem Kriterium stark von anderen Verbindungen ab: „Wir sind eine akademische Verbindung, Interesse und Neugierde an Wissen sind uns wichtig“, so die 25-Jährige. „Aber auch wir veranstalten gerne mal Kneipenabende, bei denen wir gemeinsam trinken“, so Nicole E. (Name der Redaktion ebenfalls bekannt), seit 2019 Mitglied der Frauenverbindung. Christian Vogt ergänzt, „zum Alkoholkonsum wird niemand gezwungen“.
Wunsch nach Offenheit und Toleranz
So unterschiedlich Verbindungen generell sein mögen, von akademischen bis hin zu schlagenden, so vorurteilsbehaftet seien sie jedoch alle. „Es hat seine Gründe, warum wir uns bisher eher aus der Öffentlichkeit zurückgezogen haben“, verdeutlicht Elisa H. Auch wenn die Mitglieder der Frauenverbindung noch nie so wirklich negative Erfahrungen gemacht hätten, durch den Austausch mit anderen Verbindungen sei ihnen Anderes berichtet worden. „Davon sind wir zum Glück bisher verschont geblieben“.
Beim Burschenschafter Christian Vogt sieht das anders aus. Beleidigungen würden einem da mitunter mal zugerufen, „obwohl die Leute einen oft nicht mal persönlich kennen“.
Guido Müller empfiehlt deshalb allen neuen Studenten: „Schaut es euch an, sprecht mit Leuten, bildet euch eine eigene Meinung“. Auch Christian Vogt wünscht sich für die Zukunft mehr Offenheit und Toleranz. „Wir freuen uns immer auf neue Gesichter“ ergänzt Nicole E. mit einem Augenzwinkern: „Wir sind alle ganz lieb, zumindest die meisten.“


Autor:Redaktion Siegen aus Siegen |
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