Kritik an Pooltest-Verfahren in Kitas
Testphase mit Tücken

- Die "Corona-Pools" an Siegener Kitas sorgen in der ersten Woche für Unmut und Betreuungslücken: Individuelle Tests gibt es nämlich erst mit einer zeitlichen Verzögerung.
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js Siegen. Dieser Ärger kam mit Ankündigung. Dass an den Kitas in Siegen ausgerechnet am 28. Februar die Corona-Testungen im PCR-Pool eingeführt wurden − an dem Tag also, an dem die Grundschulen dieses Verfahren ad acta legten −, hatte schon im Vorfeld Wellen geschlagen. Und siehe da: Seit Montag wurden zahlreiche positive Corona-Fälle aus den Kitas gefischt, mit ihnen aber ein ganzes Netz voller unliebsamem Beifang. Sichere Tests, ja. "Aber bitte nicht so." Das ist nicht nur das Motto einer Online-Petition, für die der Elternbeirat einer nicht namentlich genannten Kita bis Donnerstag mehr als 700 Unterzeichner fand.
Zusätzliche Arbeit nicht nur für das Kita-Team
Auch Karina Reimann ist reichlich genervt. Sie ist Mutter einer vierjährigen Tochter, die in der ev.
js Siegen. Dieser Ärger kam mit Ankündigung. Dass an den Kitas in Siegen ausgerechnet am 28. Februar die Corona-Testungen im PCR-Pool eingeführt wurden − an dem Tag also, an dem die Grundschulen dieses Verfahren ad acta legten −, hatte schon im Vorfeld Wellen geschlagen. Und siehe da: Seit Montag wurden zahlreiche positive Corona-Fälle aus den Kitas gefischt, mit ihnen aber ein ganzes Netz voller unliebsamem Beifang. Sichere Tests, ja. "Aber bitte nicht so." Das ist nicht nur das Motto einer Online-Petition, für die der Elternbeirat einer nicht namentlich genannten Kita bis Donnerstag mehr als 700 Unterzeichner fand.
Zusätzliche Arbeit nicht nur für das Kita-Team
Auch Karina Reimann ist reichlich genervt. Sie ist Mutter einer vierjährigen Tochter, die in der ev. Kita Fischbacherberg betreut wird. Die Pool-Tests, die dort am Montagmorgen gemacht wurden, fielen in allen drei Gruppen positiv aus. Zusatzproblem: Die Ergebnisse kamen erst am Dienstag um 17 Uhr, auf aktive Nachfrage der Kita-Leitung. Die Kinder waren damit zwei Betreuungstage zusammen, unter ihnen offenbar auch positive Corona-Fälle. Um diese in dem Gemeinschaftsergebnis ausfindig zu machen, musste also nachgetestet werden. Bis zum Ergebnis dieser Zusatztests war eine Betreuung nur für geimpfte oder genesene Kinder möglich. Karina Reimann ärgert sich über das Prozedere, das nicht nur dem Kita-Team zusätzliche Arbeit aufbürde, sondern auch die Kinder weiter verunsichere. Und: Die Ergebnisse für die individuellen Tests würden nur den Eltern mitgeteilt, nicht aber der Kita. An den Grundschulen wurde zuletzt zweigleisig verfahren. "Einige der Familien in unserer Kitas wurden bisher immer noch nicht erreicht." Manche Familien würden schon an der sprachlichen Barriere der Anleitung scheitern. Alexandra Knipp, stellv. Leiterin der genannten Kita, bestätigt, dass der Informationsfluss in den vergangenen Tagen nicht funktioniert habe. "Ich musste hinter den Ergebnissen her telefonieren." Sie hofft auf eine Nachjustierung.
Die Umsetzung der Test sei unzureichend
Mit dem holprigen Start in eine neue Testphase war die Kita auf dem Fischbacherberg nicht allein. Zahlreiche Einrichtungen waren betroffen. "Wir stehen voll dahinter, dass die schutzloseste Gruppe endlich besser geschützt werden soll", erklärt Sarah Kartal vom Jugendamtselternbeirat der Stadt Siegen (JAEB), der Interessensvertretung der Kita-Kinder und Eltern in der Krönchenstadt. Es müsse alles dafür getan werden, das pandemische Geschehen einzudämmen. Die Umsetzung der Pool-Tests aber habe sich als unzureichend erwiesen.
Die Abstriche des Personals landen mit im Pool
Der JAEB hat sich mit einem Schreiben an Bürgermeister und Rat gewandt. Darin fordert er, dass die PCR-Pool-Tests vorerst ausgesetzt werden. "Es besteht großer Handlungs- und Aufklärungsbedarf bei Eltern und Kita-Mitarbeitern. Vor allem die Betreuungssicherheit und die damit verbundenen Probleme für berufstätige Eltern werden völlig ignoriert." Problematisch sei, dass Kinder nach dem Test bis zum Ergebnis weiterhin miteinander spielten. Der JAEB moniert auch den erheblichen Zusatzaufwand für Eltern, Kitas und Verwaltung. Er kritisiert, dass auch die Abstriche des Personals mit im Pool landen und dass keine Rückstellproben genommen werden.
Eine Gruppe wurde komplett geschlossen
Beim Jugendamt habe es dieser Tage "sehr viele Gespräche und E-Mail-Kontakte mit Eltern" gegeben, heißt es aus dem Rathaus. "Eine genaue Übersicht über die Testergebnisse konnte noch nicht zusammengestellt werden." Nach Aussagen der Träger in einer Video-Konferenz am Donnerstag seien es aber "sehr viele positive Pooltests" gewesen. Beispiel: Alle drei Gruppen der städtischen Kita Gläserstraße waren betroffen. Eine Gruppe wurde inzwischen komplett geschlossen, acht Kinder und Beschäftigte sind aktuell infiziert. "Die Logistik hat sich noch nicht eingespielt, sodass zum Teil die Dauer bis zur Vorlage der Testergebnisse sehr lang war und Termine nicht eingehalten wurden." Die Stadt sei mit Labor und Lieferdiensten im Kontakt, um das zu verbessern. Rückstellproben könnten aus Kapazitätsgründen nicht gleich mitgeschickt werden. Das hat eben den Nachteil, dass der Tag nach dem positiven Test „verloren“ ist, da das Ergebnis erst frühestens nachmittags vorliegt. "Mit den Trägern ist daher diskutiert worden, ob man für den zweiten Tag ein modifiziertes Verfahren anwendet." Wie in Düsseldorf: Dort können bei Abgabe des Rückstelltests in der Einrichtung die Kinder betreut werden, wenn ein aktueller Bürgertest (kein Selbsttest) vorgelegt wird. Stadt und Träger möchten sich nun mit den Eltern abstimmen, ob dieses Modell nun auch in Siegen eingeführt wird. Bis Montag sollen sie sich schriftlich dazu äußern.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
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