Treffen christlicher und muslimischer Frauen
Ein »Dialog der Religionen« ist auch in einem kleinen Kreis möglich
sz Siegen. Reden, essen, lachen und Schritte aufeinander zugehen. Nicht nur auf den großen politischen Spielfeldern, sondern auch in den Gemeindehäusern der Ev. Nikolai-Kirchengemeinde Siegen waren in den letzten Wochen und Monaten »Dialoge der Religionen« zu hören und zu erleben. Die Frauen der Gemeinde hielt es nicht in ihren vertrauten Gruppen. Angestoßen von den aktuellen Diskussionen rund um den Islam wollten sie sich einlassen auf neue Gesichter, hören, lernen, umdenken.
»Was genau lehrt der Islam? Kann er uns gefährlich werden? Weshalb die Kopftücher? Warum sprechen die Ausländer nur gebrochen Deutsch? Was bewegt die Frauen? Gibt es Verbindendes? Können Distanz und Ignoranz zwischen unseren Kulturen überbrückt werden? Was können wir als Frauen tun, damit es nicht zur völligen Entfremdung kommt, die Vorurteile schürt, die wiederum Fremdenfeindlichkeit begünstigt und damit Wegbereiter für Schlimmeres wird, für Krieg…..?«
Viele Fragen im Kopf der Frauen, die nach Begegnung verlangten. Unter Leitung der Gemeindepädagogin Claudia Montanus wurde Kontakt zum hiesigen Türkisch-Islamischen Kulturverein geknüpft. Ohne Umstände besuchte die Vorsitzende, Melike Gecer, mit sieben türkischen Frauen die deutschen Kreise um zu informieren, zu diskutieren, Hände zu reichen. Die meisten von ihnen stammen aus der zweiten Generation, sind scheu, freundlich, tragen ein Kopftuch. Viele von ihnen sind Hausfrauen. Andere: Studentin, Teilzeitkraft, Ingenieurin. Alle sind bereit, von sich selbst, ihrer Kultur, ihrer Religion zu erzählen. Bei Kaffee und deutschem sowie türkischem Gebäck gab es Möglichkeiten zum Gespräch. Ein anderer Kreis hatte zuvor bereits Kontakt zu einer Gruppe libanesischer, marokkanischer und afghanischer Musliminnen geknüpft. Hier waren die Erfahrungen ähnlich: »Ach! Es gibt ja doch eine ganze Menge, was uns verbindet…«, »Die sind ja richtig nett…«, »Spätestens an Jesus scheiden sich die Geister ….«, »Ach, Sie kommen auch mit ihren persönlichen Anliegen zu Gott?.....«, »Wir hätten mehr Zeit gebraucht; das ist so interessant…«,
Und die muslimischen Frauen? Gefragt, was ihnen hier in Deutschland helfen würde, meinten einige scheu lächelnd: »Ich wünsche mir, dass mir mehr Toleranz und Geduld entgegengebracht wird, was mein Kopftuch, mein Sprachvermögen, meine Lebensweise betrifft…« Das müsste wohl zu schaffen sein, meinen die deutschen Frauen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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