TuS Ferndorf gerettet

- Nach diesem Foul an Florian Baumgärtner kassierte Jens Thöneböhm (Nr. 22) die Rote Karte. Fot: cst)
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Es war etwa 20 Sekunden vor der Schlusssirene, als selbst Trainer Michael Lerscht seine Spieler auf der Ersatzbank umarmte und die „Roten“ ekstatisch zu hüpfen begannen. Irgendwann war dann Schluss, kannte der Jubel in der restlos überfüllten Sporthalle Stählerwiese keine Grenzen mehr, drehten sich die Spieler wie ein Karussell im Kreis, tanzten und jauchzten. Es war geschafft!Der TuS Ferndorf ist nach der längsten Saison seines Lebens – aber schon einen Spieltag vor dem endgültigen Abschluss der Saison 2015/2016 in der 2. Handball-Bundesliga gerettet und bleibt der zweithöchsten deutschen Spielklasse mindestens ein weiteres Jahr erhalten. Dagegen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach den westfälischen Mitaufsteiger VfL Eintracht Hagen so wie die Ferndorfer vor drei Jahren gleich wieder erwischen: nach der Niederlage der Hagener müssten diese am kommenden Samstag zwei Punkte und elf Tore gegenüber der HG Saarlouis aufholen. Gegner der Hagener ist übrigens der TuS Ferndorf!
Doch es war noch einmal mehr ein sehr, sehr hartes Stück Arbeit gegen die bereits als Absteiger feststehenden Schleswig-Holsteiner. Die nämlich überraschten von der 1. Minute mit einer der kuriosesten taktischen Varianten. Bei jedem Ballbesitz ging der Torhüter raus und Hamza Kablouti stürmte als 7. Feldspieler aufs Feld. Das verschaffte den Gästen den Komfort, immer mit zwei Kreisläufern agieren zu können. Eine kuriose Variante, mit der Ferndorf nie wirklich klar kam. Auch glückte es im Umkehrschluss nicht, bei Balleroberung zum sofortigen Torerfolg zu kommen. Gleich zweimal rettete Kablouti sogar im Zurücklaufen hechtend als eine Art Feldspiel-Torwart.
Hinzu kam eine höchst hektische Anfangsphase, die schon in der 9. Minute in der Roten Karte für Jens Thöneböhn gipfelte, der direkt vor den Augen der kompletten Baumgärtner-Familie Ferndorfs Torjäger Florian Baumgärtner in der Luft fällte, so dass dieser böse auf den Hinterkopf fiel!
Die Nervosität griff weiter auf die Mannschaft über, obwohl Lucas Puhl im Tor das einmalige Kunststück fertigbrachte, in der 1. Halbzeit vier Siebenmeter zu halten! Nach der Hälfte der 1. Halbzeit ging Henstedt sogar mit 7:6 erstmals in Führung. Ferndorf fand vor allem kein Mittel gegen das Überzahlspiel, wodurch immer wieder Gäste-Akteure frei zum Wurf kamen. So ging es mit 16:17 in die Kabinen, obwohl Milasin Trivic kurz zuvor zum 16:16 ausgeglichen hatte. Da außerdem die Kunde vom 15:15-Zwischenstand der Hagener in Friesenheim über die Bildschirme der Journalisten „flimmerte“, war Alarmstufe „Rot“ für die 2. Halbzeit angesagt.
Und es ging schlecht los: In der 33. Minute führten die Gäste mit 19:16. Aber eines war klar: Mit dem knappen Kader und der Roten Karte sowie dem kräfteraubenden Spiel Kabloutis musste irgendwann die Wende kommen – nämlich über die Kraft. Unter dem Jubel der begeisterten Fans glich Daniel „Messi“ Mestrum in der 38. Minute zum 20:20 aus, und trotz zwischenzeitlich erneutem Rückstand brachte der in der 2. Halbzeit endlich aufblühende Florian Baumgärtner seine Farben mit dem 23:22 endlich wieder in Führung.
Nun spielte sich die Ferndorfer Mannschaft für einige Minuten in einen Rausch. Kai Rottschäfer, der zwischenzeitlich Lucas Puhl im Kasten abgelöst hatte, hielt einen Ball nach dem anderen, vorne machten vor allem die Flügelspieler Druck. Mestrum mit spektakulären Drehern, vor allem aber der kleine, flinke Slowake Miroslav Volentics drehten mächtig auf. Volentics, der auch zwei Siebenmeter verwandelte, kam am Ende sogar auf sensationelle neun Treffer.
In der 48. Minute führte Ferndorf mit 27:22 und spielte die letzten Minuten ohne Glanz aber mit Ruhe und Erfahrung einigermaßen sicher durch. Da war die Kunde von der Hagener Niederlage nur noch ein Randnotiz. Vor dem Spiel wurden Alex Koke, Marijan Basic, Milasin Trivic, Dragos Oprea und Physiotherapeutin Ann-Kathrin Bienhaus verabschiedet. Es geht viel Klasse. Das wird die nächste Herausforderung.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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