Unterhaltsame Revue

- Die beiden Travestiekünstler „Ham & Egg“ hatten eine schier unendliche Auswahl an skurrilen und glamourösen Kostümen mit nach Siegen gebracht. Foto: ds
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ds Siegen. Bunt, schräg, witzig und spritzig: Wer am Freitagabend den Weg ins Lÿz fand, konnte sich an einer Darbietung der nicht alltäglichen Sorte erfreuen. „Speggtakulär“ lautete der Programmtitel der beiden Rheinländer Travestiekünstler Jörg Dilthey und Andreas Schmitz, die im wahren Leben Beamte bei der Bundeswehr und der Stadt Bonn sind. „Ham und Egg“ nennen sie sich auf der Bühne, wo sie „ganz Frau sein können und das für das Gehalt eines Mannes“.
Bereits zum zweiten Mal zeigten sie in Siegen, dass die Bühne ein Ort ist, an dem sie sich wohlfühlen. Die kuriosen Entertainer gingen voll auf in ihren Rollen, präsentierten sich in schmucken Kostümen, grell glitzernd und in den wildesten Farbmischungen. Ja, ist denn schon wieder Karneval? Bei „Ham & Egg“, die mit der kölschen Mundart gewollt komisch wirkten, scheint Karneval nie vorbei zu sein, zumindest dann nicht, wenn sie die Zuschauer mit in ihre Welt aus Komik, Inszenierung und Klamauk nehmen. Die Affinität zu Las Vegas und Amerika war unübersehbar, so inszenierten sich die Verwandlungskünstler als Hollywoodtrophäe mit Filmrollen, als überdimensionales Schachbrett mit Figuren, als Vogel Strauß, als Freiheitsstatue oder als Roulettetisch. Mit ihren fantasievollen Special-Effects-Kostümen zogen sie anmutig ihre Kreise auf der Bühne und schmetterten dazu umgedichtete Hits der Popgeschichte, nie ohne Witz, Selbstironie und einen Hauch Erotik.
Lustig war es allemal. Freunde leicht zugänglicher Komik fanden sich am richtigen Platz und wurden von den mitgebrachten Späßchen, bei denen mal warme Berliner eine neue Bedeutung bekamen oder sich die von Schöneinheits-OPs geplagten Promis im Fall eines Schiffbruchs wenigstens durch ihre vollen Lippen retten können, unterhalten. Rhythmisch klatschte und sang man dann mit, wenn die „Damen“ 80er-Coversongs zum Besten gaben oder sich zu Schlagerhits in Szene setzten.
Und immer wieder Glamour. Nicht nur in Las Vegas, auch in Siegen fliegen die Federboas und Pailletten umher. Und es gefiel, kamen doch manche aus dem Lachen nicht mehr heraus, besonders dann nicht, wenn Ham (Jörg Dilthey) ungeniert mit Herren aus der ersten Reihe flirtete. Immer wieder suchten die schrillen Künstler den Kontakt zum Publikum, auch wenn „die Herren nicht finden, was sie suchen, und was sie suchen, haben sie selber“. Die gut dreistündige Show verzauberte und feierte die Leichtigkeit des Lebens. Und als am Ende Schminke und Kostüm wegfielen, hatte man tatsächlich zwei ganz alltägliche junge Männer vor sich.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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