BIS AUF WEITERES
Voll auf die Ohren

- SZ-Redakteurin Anja Bieler-Barth.
- Foto: SZ
- hochgeladen von Marc Thomas
Der ersten Verwunderung folgte die Erleichterung: Nein, ich bin nicht die einzige Person auf diesem Erdball, die ständig von der „Wilson“-Gang drangsaliert wird. Die Druckerschwärze jener Zeilen, in denen ich über meine Erlebnisse mit den in verbrecherischer Absicht Telefonterror betreibenden angeblichen Vertreter des Microsoft-Technik-Teams berichtete, war noch nicht ganz trocken, da schrieb mir ein Kollege: „Merkwürdig. Mich haben die noch nie angerufen.“ Huch ... Dann mailte mir ein weiterer Kollege: „Gib mir mal die Nummer von deinem Mr. Wilson. Mein Computer muckt. Vielleicht kann er mir ja helfen.“ Mir kommen Zweifel, ob ich ernst genommen werde. Dann aber erfahre ich einmal mehr: Auf unsere Leser ist Verlass. „Natürlich kenne auch ich Mr. Wilson“, schreibt mir eine Abonnentin. „Ich sage ihm jedesmal ,So sorry! But I don‘t have a computer! (Es tut mir leid, aber ich habe keinen Computer).’ Leider hören die Anrufe dann nicht auf, was man bei einem ordentlichen Kunden-Informations-System eigentlich erwarten würde.“ Wohl wahr! Erfolg versprechen allerdings zwei Tipps aus der – männlichen – Leserschaft. Weil er phasenweise vier bis fünf solcher Anrufe täglich ertragen musste, ging Herr G. nämlich zum akustischen Gegenangriff über: „Sie glauben nicht, was für ein wertvolles Werkzeug eine Trillerpfeife ist“, schrieb er und berichtete: „Nachdem ich dazu übergegangen bin, nach der üblichen Gesprächseröffnung mit voller Kraft ins Telefon zu trillern, hat es nur etwa eine Woche gedauert, bis diese Anrufe ausgeblieben sind. Ich habe in diesem Zeitraum wahrscheinlich noch gut 20 Trommelfelle massiv strapaziert – aber offenbar stehe ich nun auf der Liste derer, die der Microsoft-Support lieber nicht mehr anruft. Seit fast zwei Monaten ist Ruhe.“ Herr R. aus Kreuztal bestätigt dieses Erfolgserlebnis: Seitdem er seine alte Bundeswehrpfeife entsprechend reaktiviert hat, ist Ruhe an der Telefonfront. Ich bin beeindruckt – und auf der Suche. Zehn Jahre dürfte es her sein, dass der Mann an meiner Seite in einer kleinen Holzwerkstatt in den englischen Cotswolds mit mir einen Kompromiss „ausgehandelt“ hatte. Statt des Didgeridoos wechselte eine kleine Emupfeife in seinen Besitz. Sollte dieser Kauf nun doch noch Sinn machen...?
Autor:Anja Bieler-Barth (Redakteurin) aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.