112: Neun Notrufe gleichzeitig möglich
Was tun, wenn die 110 besetzt ist?

- Bei Notrufen sind Feuerwehr und Rettungsdienst in aller Regel schnell vor Ort. Doch was passiert, wenn die Erreichbarkeit mal nicht gewährleistet ist?
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Marc Thomas
ihm Siegen. Wer 110 oder 112 wählt, braucht Hilfe. Und zwar schnell. Quälend, wenn die Sekunden vergehen und immer wieder das Freizeichenertönt. Normalerweise meldet sich die Leitstelle der Polizei (110) oder der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes (112) sehr schnell. Aber was passiert, wenn eine Katastrophe, ein Terroranschlag oder ein Unfall mit einem „Massenanfall von Verletzten“ (ManV) geschieht und innerhalb kurzer Zeit Dutzende Notrufe abgesetzt werden? Wie steht es dann mit den hilfebringenden Verbindungen?
Ein warnendes Beispiel gab es vor einem Jahr Jahr in Hessen. Bei dem verheerenden Terroranschlag in Hanau, bei dem neun Menschen starben, hat die örtliche Polizei offenbar nicht alle Notrufe entgegennehmen können, viele liefen ins Leere.
ihm Siegen. Wer 110 oder 112 wählt, braucht Hilfe. Und zwar schnell. Quälend, wenn die Sekunden vergehen und immer wieder das Freizeichenertönt. Normalerweise meldet sich die Leitstelle der Polizei (110) oder der Feuerwehr bzw. des Rettungsdienstes (112) sehr schnell. Aber was passiert, wenn eine Katastrophe, ein Terroranschlag oder ein Unfall mit einem „Massenanfall von Verletzten“ (ManV) geschieht und innerhalb kurzer Zeit Dutzende Notrufe abgesetzt werden? Wie steht es dann mit den hilfebringenden Verbindungen?
Ein warnendes Beispiel gab es vor einem Jahr Jahr in Hessen. Bei dem verheerenden Terroranschlag in Hanau, bei dem neun Menschen starben, hat die örtliche Polizei offenbar nicht alle Notrufe entgegennehmen können, viele liefen ins Leere. Das räumte der hessische Innenminister inzwischen ein.
Wie ein Fernsehsender berichtet, war unter den Anrufern, die vergeblich versuchten, die Polizei zu erreichen, auch der 22-jährige Vili-Viorel Paun. Während er den Attentäter in seinem Auto verfolgte, wählte er mehrfach erfolglos den Polizeinotruf, wie sich aus seinen Handydaten entnehmen lässt. Wenig später wurde er vom Täter erschossen. Danach ermordete dieser weitere Opfer in einem Kiosk und einer Bar.
Neun Anrufe gleichzeitig
In der Kreisleitstelle in Siegen, bei der die Notrufe für Feuerwehr und Rettungsdienst eingehen, seien ständig bis zu fünf Disponenten im Dienst, teilt die Kreisverwaltung auf SZ-Anfrage mit. Wenn es eng wird, könne der Tagesdienst während der Woche mit mit zwei Personen unterstützen. „Die Kreisleitstelle besitzt insgesamt neun Abfragemöglichkeiten (Disponentenarbeitsplätze). Mit einer gewissen Vorlaufzeit werden die noch vier freien Plätze durch dienstfreies Personal besetzt.“ Das bedeutet, dass man gleichzeitig neun Notrufe annehmen könne.
Derzeit befinde sich die Technik im Umbau von ISDN auf VOIP (Voice over IP). Wahrscheinlich bis März sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, sagt Pressesprecher Torsten Manges. Im Moment könne die Kreisleitstelle bis zu 14 Notrufe parallel bearbeiten. Bei einer Vollbesetzung aller Disponententische könnten also neun Gespräche sofort angenommen werden, fünf Anrufer hören ein „Klingeln“ und müssen warten. „Ab dem 15. Gespräch wird ein Besetztzeichen ertönen.“
Notrufe zur Leitstelle Olpe weitergeleitet
Wenn auf VOIP umgestellt sei, würden Notrufe, die nicht zeitnah in der Kreisleitstelle Siegen-Wittgenstein angenommen werden, zur Leitstelle Olpe weitergeleitet und abgearbeitet. Auch hier könne es durch eine Überlast zum Warten bzw. Besetztzeichen kommen.
In der Polizeileitstelle an der Weidenauer Straße bearbeiten bis zu vier Beamte gleichzeitig die Notrufe. Ein durchschnittlicher Anruf beanspruche mehr als eine Minute, sagt Polizeisprecher Niklas Zankowski. „Bei Massenanrufen, z. B. bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn, kann es aber auch sein, dass die Anrufe deutlich schneller abgearbeitet werden und somit pro Minute kurzfristig mehr als vier Notrufe angenommen werden können.“
Ist es denkbar, dass man in einer Notlage auch bei der 110 das Besetztzeichen hört? Werden im Falle einer Terrorlage oder eines ManV weitere Leitungen bzw. Rufweiterleitungen geschaltet? Der Polizeisprecher: „Zu dieser Thematik gibt es eine Landesarbeitsgruppe, die das Ziel verfolgt, landeseinheitliche Standards festzulegen. Zu Ergebnissen und deren Umsetzungen können derzeit noch keine Auskünfte gegeben werden.“
Autor:Irene Hermann-Sobotka (Redakteurin) aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.