Wenn Puppen erzählen
Hausfrauen-Bund spendet für »Mädchen in Not«
juwi Siegen. Einen Scheck über 500 Euro überreichten kürzlich Mitglieder des Hausfrauen-Bundes dem Verein »Für Mädchen in Not« Ifpake (Initiative zur Förderung personenzentrierter Aktivitäten in Kultur und Erziehung), der sich um sexuell missbrauchte Mädchen und junge Frauen kümmert.
200 bis 300 Missbrauchsopfer aus dem Gebiet Siegen-Wittgenstein wenden sich jährlich an die psychologisch geschulten Fachkräfte im Beratungszentrum in Kreuztal, berichtete die Vereinsvorsitzende Dr. Verena Lüttel, die Geschäftsführung, Verwaltung und auch Fortbildungen ehrenamtlich übernommen hat. Das jüngste betreute Opfer sei gerade einmal dreieinhalb Jahre alt. Auch ohne Worte könne man in den Räumen des Vereins zunächst die schlimmen Erfahrungen ausdrücken, sei es mit Zettel und Stift, mit Spielzeug oder mit einem Boxsack, um »draufzuhauen, wenn man Wut im Bauch« habe. Oft seien es Puppen, durch die sich Kinder als erstes verbal mitteilten, berichtete Verena Lüttel.
Eine Anzeige des Täters, der in 94 Prozent der Fälle aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld des Opfers stamme, sei für Ifpake nicht Voraussetzung für die Unterstützung. Man biete zwar Prozessbegleitung an, respektiere aber auch die Entscheidung gegen ein rechtliches Vorgehen, wenn die Belastung zu groß erscheine.
Auch auf präventivem Gebiet ist der Verein aktiv: Neben Aufklebern mit Notruftelefonnummer auf Schultoiletten biete man in Kindergärten und Schulen Informationsveranstaltungen für Eltern und Erzieher an. Von weiterführenden Schulen, insbesondere Gymnasien, werde das Angebot leider wenig in Anspruch genommen, bedauerte die Vorsitzende. Dabei sei sexueller Missbrauch kein Unterschichtenproblem. Er werde dort nur eher aufgedeckt, da sozial schwache Familien oft in Kontakt mit Jugendamt bzw. Sozialarbeitern stünden.
In den Vereinsräumen in der Marburger Straße in Kreuztal stehen eine Psychologin, eine Pädagogin und eine Sozialpädagogin zur Beratung zur Verfügung. Die Spende des Siegener Hausfrauen-Bundes komme sehr gelegen, zumal die weitere Finanzierung einer ABM-Stelle für dieses Jahr noch nicht gewährleistet sei. Freuen würde man sich außerdem über ehrenamtliche Helferinnen, die die wichtigen Fahrdienste übernehmen könnten.
Wer helfen möchte oder Hilfe benötigt, findet in der Marburger Straße 13, Tel. (02732) 4133 Ansprechpartner.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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