»Wir müssen die jungen Leute nur lassen!«
KfW-Sprecher Reich lobt IHK-Preisträger / Verleihung für ausgezeichnete Uni-Arbeiten
Siegen. »Wir müssen die jungen Leute nur lassen«, freute sich jüngst spontan Hans Reich, Vorstandssprecher der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bei seinem Festvortrag zur 18. Verleihung des Preises der Industrie- und Handelskammer Siegen. Zuvor hatte IHK-Präsident Franz Becker die Ehrung, die jährlich für zwei wissenschaftlich ausgezeichnete wie praxisorientierte Abschlussarbeiten an der Universität Siegen vergeben wird, an Dr. Bernd Buxbaum und Diplomingenieur Jens Artel überreicht. Den mit insgesamt 4000 e dotierten Preis hatte diesmal Unternehmer Axel Barten gestiftet und zwar aus Anlass des 550-jährigen Firmenjubiläums seiner Achenbach Buschhütten GmbH im Jahr 2002.
Buxbaum erhielt den IHK-Preis für seine Doktorarbeit mit dem Titel »Optische Laufzeitentfernungsmessung und CDMA auf Basis der PMD-Technologie mittels phasenvariabler PN-Modulation«. Dahinter verbirgt sich Hochtechnologie rund um einen dreidimensional »sehenden« Kamerachip, der in Kürze in einer Firmenausgründung der heimischen Universität bereits in Produktion gehen wird. Buxbaum hat seine Arbeit im Team um Prof. Dr. Rudolf Schwarte (Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der Uni Siegen) erstellt, das erst kürzlich mit seiner Chipkonstruktion für den »Deutschen Zukunftspreis 2002 – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation« nominiert wurde und nur knapp in der Berliner Endausscheidung scheiterte. Die Diplomarbeit von Jens Artel beschäftigte sich mit der »Mechanischen Analyse von Endplatten für DMFC-Brennstoffzellenstacks«, also – grob gesagt – mit Verbesserungspotenzialen bei der Wandlung von chemischer in elektrische Energie.
Einhellig fiel das Lob zu den beiden aus: Sowohl IHK-Präsident Becker wie auch Uni-Rektorin Prof. Dr. Theodora Hantos, die die Laudatio hielt, unterstrichen den hohen Praxisbezug. Gerade die regionale Wirtschaft habe »ein nachdrückliches Interesse« an entsprechend qualifizierten Fachkräften, betonte Becker und verwies auf das erfolgreiche Duale Studium, das seit dem Wintersemester 2001 von der Universität angeboten wird.
Hans Reich von der KfW nahm genau diesen Praxisbezug als Plus für den Mittelstand mit in den freudigen Auftakt seiner Festrede, um dann schnell zu den Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns zu kommen. »Die Mittelstandsfinanzierung ist im Umbruch«, so Reichs Rede. Die fast 3,2 Millionen Unternehmen Deutschlands klagen immer öfter über eine restriktivere Kreditvergabe, wie der KfW-Vorstand meinte. Die Gründe: Der Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Regulierung der Bankenlandschaft z.B. durch Basel II, aber auch Kosten- und Ertragsdruck bei sinkenden Eigenkapitalrenditen in den Banken und Kreditinstituten haben sich auf die deutschen Finanzmärkte ausgewirkt. Das Firmenkreditgeschäft gilt als wenig profitabel, das Verhalten der Banken in der Mittelstandfinanzierung ändert sich: Die Bonität der Unternehmen, das unternehmerische Risiko, wird bei der Kreditvergabe differenzierter eingepreist.
Reich: »Die Kreditaufnahme ist bereits schwieriger geworden«, gerade bei den Betrieben mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Mill. e. Kreditknappheit allerdings, den so genannten »credit crunch«, bestritt er. Seine Kernaussage vielmehr: »Der Bankkredit wird für viele teurer werden!« und dies setze die Unternehmen unter Handlungsdruck. Offene Bücher und Management-Transparenz bei den Rating-Gesprächen sind bereits ein Muss, die Steigerung der Eigenkapital-Quote wird zur Pflicht. Denn unzureichende Bonität etwa führt zur Ablehnung von Investitionskrediten. Was bleibt? »Vor allem die Ausschau nach Finanzierungsalternativen«, bilanzierte der KfW-Vorstand. Auf der Suche nach Geldquellen müssten alle Möglichkeiten in Betracht kommen: Beteiligungskapital, Leasing und Factoring genauso wie Unternehmensanleihen oder gar der Börsengang.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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