Wo steckt die Luchsdame?

- Am Sonntag gegen 17 Uhr war Marie in Oberschelden in einem Schafgatter aufgetaucht. Einiges spricht dafür, dass sie mittlerweile im Raum Hünsborn angekommen ist. Foto: privat
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damo
Wo steckt Marie? Die Luchsdame, die am Freitagnachmittag aus dem Tierpark ausgebüxt ist, konnte bislang nicht wieder eingefangen werden. Aber es gibt zumindest eine heiße Spur, und die führt nach Hünsborn.Dort soll die Luchsdame am Dienstagabend gegen 19 Uhr mittels eines Bewegungsmelders einen Garten am Ortsrand illuminiert haben. Am nächsten Vormittag bekam dann eine Spaziergängerin im Wald bei Hünsborn die Luchsdame zu Gesicht. Zwischen dem Garten am Ortsrand und dem Waldstück liegt nur etwa ein Kilometer. Damit dürften die Meldungen aus dem Wendener Raum deutlich realistischer sein als eine aus Herdorf: Auch dort soll der Luchs am Dienstag aufgetaucht sein.
Maries Trip in die Freiheit hatte bereits am Freitag begonnen: Da hatte sie sich einen Weg aus ihrem Gehege gesucht, und am Samstagmittag war sie noch in der Nähe ihres früheren Zuhauses beobachtet worden, keine 500 Meter vom Tierpark entfernt. Dann aber begann dort eine Treibjagd, und das war für Maries Nervenkostüm offenbar zu viel: Sie suchte das Weite – in Richtung Niederndorf, was über den Giebelwald bloß ein Katzensprung ist.
Die spannende Frage ist jetzt: Hat das Tier sich seinen Fluchtweg gemerkt? Falls ja, stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass Marie die Suchaktion selbst beendet. Peter Merzhäuser, Pressewart des Tierparks, berichtet von einem Gespräch mit einem renommierten Zooberater, der etwa 20 Luchsausbrüche begleitet hat: „In 90 Prozent der Fälle sind die Tiere selbst zurückgekommen.“
Natürlich setzt das Tierpark-Team aber nicht nur auf den Orientierungssinn der Luchsdame, sondern vor allem auf die Überzeugungskraft eines Betäubungsgewehrs. Birgit Hausherr ist nicht nur Vorstandsmitglied im Tierpark, sondern besitzt auch einen Distanzimmobilisierungsschein – mit anderen Worten: Sie ist die Frau mit dem Betäubungsgewehr. Sie ist unter Tel. 01 60-8 95 66 04 zu erreichen - und je rascher sie die Meldung erhält, desto größer sind ihre Chancen, etwas ausrichten zu können.
Darauf hofft auch Peter Merzhäuser. Dabei treibt ihn nicht die Sorge um, dass von Marie eine Gefahr ausgehen könnte. „Sie wird niemanden näher als fünf, sechs Meter an sich heranlassen – dann weicht sie aus. Man darf sie nur nicht in die Enge treiben, aber das gilt ja auch für den Hund vom Nachbarn.“ Nein, Merzhäusers Sorge gilt der Luchsdame selbst. Denn er ist ziemlich skeptisch, dass sich das Tier in freier Natur behaupten kann.
In den Genen des Luchses schlummere zwar der Jagdtrieb – aber wie man als Raubtier mit gerade einmal doppeltem Hauskatzen-Gewicht formvollendet ein Reh erlegt, muss man lernen. Und dazu hatte Marie keine Chance, denn auch ihre Mutter hat im Zoo gelebt und Futter nur als auf dem Silbertablett kredenzte Selbstverständlichkeit kennengelernt. Auch die Gefahren des Straßenverkehrs kennt die Luchsdame naturgemäß nicht.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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