Zeitgeist contra Tradition
Heimische Dacheindeckungen in der Diskussion
bs Siegen. Immer häufiger fallen sie ins Auge, glasierte, reflektierende und nicht heimisch-dunkle Dachziegel. Geregelt werden des Häuslebauers Freiheiten bezüglich der Auswahl der Farbe und Oberflächenbeschaffenheit der Dacheindeckungen in Neubaugebieten von so genannten Gestaltungssatzungen. Sie sehen in jeder Stadt, jeder Gemeinde, in fast je-Ortsteil des Siegerlandes anders aus.
Die Bürgermeinung zur geregelten Dachgestaltung ist gespalten: Mancher Gegner bezeichnet die mehr oder weniger gestrenge Satzung als »ein Tristesse verordnendes Papier«. Die Befürworter wiederum sehen die heimische Hausbautradition durch derartige Vorgaben erhalten. Sie seien eine Hilfe, befremdlich anmutende architektonische Auswüchse und Fehlleistungen zu verhindern.
Lange Diskussionen hat es schon gege-ben, über schwarze, blaue, braune und rote Dächer - glänzend, glasiert, reflektierend, spiegelnd oder matt. Viele Bauherren fühlen sich durch die Satzung in ihrer gestalterischen Freiheit beschnitten, sprechen gar von Knebelung und Bevormundung. Sie nennen die Satzungen eine Zumutung, fühlen sich in ein gestalterisches Korsett gezwängt und vertreten die Ansicht, ein paar Farbtupfer täten in »unserer tristen, verregneten Gegend« gut.
Traditionell denkende Menschen hingegen sind der Meinung, eine ortsuntypi-sche Farbgestaltung der Dächer zerstöre das landschaftstypische Erscheinungsbild und den Charakter der heimischen Dörfer.
In der Gemeinde Wenden gaben die in der Gestaltungssatzung geregelten Farben der Dachpfannen Anlass für jahrelange Diskussionen im dortigen Rat. Einen anderen Weg schlugen die Bürger des Sie-gener Ortsteils Langenholdinghausen ein: Sie setzten sich mit Vertretern der Stadt an einen Tisch und verabschiedeten eine ihren eigenen Wünschen entsprechende Satzung.
Auf dieser Seite beleuchtet die SZ das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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