Zucker zerlegt Motor

- Hier werden ab Werk 25 Liter Öl eingefüllt. Doch dieser Stutzen ist „garniert“ mit reichlich Zucker. Foto: dach
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Eigentlich war für Berthold Stinn am Montagmorgen alles wie immer. Er setzte sich in seinen Harvester und legte los. Sein Auftrag: Mit seinem schweren Gerät einen Fichtenbestand der Dermbacher Haubergsgenossenschaft im „Fahrseifen“ oberhalb des Dorfes zu durchforsten. Danach hätte der nächste Auftrag für die Waldinteressenten in Herkersdorf angestanden.Doch daraus wird jetzt nichts. Denn nach rund einer Stunde Betrieb meldete sich der Bordcomputer bei dem Forstunternehmer aus Olpe-Dahl: Der Öldruck im Motor sei zu niedrig. Stinn stieg aus und warf einen Blick in den Motorraum. Als er den Öl-Einfüllstutzen öffnete, traf er auf eine „süße Überraschung“: Jemand hatte den Motor seines Forstgeräts übers Wochenende mit Zucker befüllt.
Dabei handelt es sich bei seinem Vierachser keineswegs um einen profanen Traktor oder ähnliches. Mit einem Harvester kann ein Forstarbeiter aus dem Fahrerhaus heraus einen Baum absägen, entasten und den Stamm anschließend in Stücke teilen. Vor vier Jahren hatte Berthold Stinn seinen Vollernter neu gekauft – für satte 435 000 Euro plus Steuern. Damit lässt sich auch erklären, warum die Motorelektronik erst nach rund einer Stunde Betrieb anschlug: 25 Liter Öl fasst das Aggregat. Bis diese Masse an Schmiermittel ein Mal „durchmischt“ ist, dauert es eben ein Weilchen.
Mit einer Fachwerkstatt – es handelt sich um einen Mercedes-Motor – hat Stinn bereits Kontakt aufgenommen und den Vorfall geschildert. „Die haben mir gesagt, es handelt sich zu 99 Prozent um einen Motorschaden.“ Schließlich habe sich der Zucker durch das warme Öl in allen Komponenten des Motors verteilt. In der Vorweihnachtszeit könnte man auch von karamellisierten Ventilen sprechen.
Daher geht der Forstunternehmer von einem Schaden in Höhe von 30 000 bis 40 000 Euro aus. Glücklicherweise sei er gegen Vandalismus versichert – auch wenn er dabei eine recht hohe Selbstbeteiligung berappen müsse und nun bereits angenommene Aufträge nicht ausführen kann. Rund zwei Wochen, schätzt Stinn, wird er auf seinen einzigen Harvester verzichten müssen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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