Abstandhalten beim Schulbusverkehr ausgeschlossen
Zusatzfahrten sind nicht leicht zu haben

- Der Blick auf die Haltestelle zeigt es deutlich: Abstandhalten ist nicht möglich.
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js Siegen. Abstand halten ist angesagt. Eine gesunde körperliche Distanz gehört zu den effektivsten Bremsen bei der Ausbreitung des Coronavirus, heißt es immer wieder. Dichtes Gedränge und große Ansammlungen gilt es zu vermeiden. Schulen stellen sich bereits auf verlängerte Ferien ein, bereiten sich gedanklich auf Hybridunterricht und Gruppenaufteilungen vor. Wie passt da der Schulbusverkehr ins Bild?Nicht ganz, lässt der Blick auf die Haltestellen und in die werktäglich fahrenden Busse vermuten. Das Tragen des verpflichtenden Mund-Nasen-Schutzes hat sich zwar immer weiter durchgesetzt, an Abstandhalten ist bei der Beförderung jedoch kaum zu denken. Wäre daher der Einsatz weiterer Busse zur Entzerrung angebracht – und überhaupt möglich?
js Siegen. Abstand halten ist angesagt. Eine gesunde körperliche Distanz gehört zu den effektivsten Bremsen bei der Ausbreitung des Coronavirus, heißt es immer wieder. Dichtes Gedränge und große Ansammlungen gilt es zu vermeiden. Schulen stellen sich bereits auf verlängerte Ferien ein, bereiten sich gedanklich auf Hybridunterricht und Gruppenaufteilungen vor. Wie passt da der Schulbusverkehr ins Bild?Nicht ganz, lässt der Blick auf die Haltestellen und in die werktäglich fahrenden Busse vermuten. Das Tragen des verpflichtenden Mund-Nasen-Schutzes hat sich zwar immer weiter durchgesetzt, an Abstandhalten ist bei der Beförderung jedoch kaum zu denken. Wäre daher der Einsatz weiterer Busse zur Entzerrung angebracht – und überhaupt möglich? Sollten zu diesem Zweck sogar die derzeit aus bekannten Gründen dauergeparkten Reisebusse zum Einsatz kommen?
Zusatzfahrer oft ortsfremd
Grundsätzlich sei es den Schulträgern möglich, zusätzliche Fahrten zu bestellen, erklärt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS). Beim Thema Schulzeitenstaffelung winkt er ab: Die gebe es bereits, Veränderungen seien im komplexen System des Nahverkehrsplans nicht so ohne Weiteres umsetzbar. „Es hängen ja immer viele Schulen mit dran, das kann man nicht so eben mal schnell machen.“ Den Kommunen der Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe seien vom ZWS abgefragte freie Kapazitäten genannt worden, darunter auch von Reisebus-Unternehmen. Einige Städte und Gemeinden hätten davon vereinzelt Gebrauch gemacht, hätten mit Zuschüssen Verstärkerbusse für den „freigestellten Schülerverkehr“ eingesetzt, die hinter den eigentlichen Regelbussen her fahren würden. Das Problem hierbei: Die Zusatzfahrer seien oft ortsfremd, zudem verteilten sich die Schüler nicht gleichmäßig auf die Fahrzeuge. Ob diese Zusatzbusse auch im neuen Jahr zum Einsatz kommen, ist zudem mehr als fraglich: Die im Zuge der Coronahilfe ausgeschütteten Landesmittel laufen Ende des Jahres aus.
Fahrten auf eigene Kosten buchen
Sowohl bei Bussen als auch bei Fahrern hätten die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) noch Reserven, erklärt Gerhard Bettermann, Leiter Betrieb und Technik. Sollten also Schulträger auf eigene Kosten zusätzliche Fahrten buchen, sei das noch möglich. Aber: „Wir haben auf keinen Fall so große Kapazitäten, dass alle Fahrgäste einen Abstand von 1,50 Meter einhalten könnten.“ Eine solche Forderung sei schlicht und ergreifend „reine Utopie“. Bettermann hat zum Spaß einmal ausgerechnet, wie viele zusätzliche Busse eingesetzt werden müssten, um die Fahrgäste auf diesen Sicherheitsabstand zu bringen: „Wir würden weitere rund 1260 Busse benötigen.“ Zum Vergleich: Derzeit sind etwa 300 Busse für die VWS unterwegs. Günter Padt bestätigt dieses Grundproblem: „1,50-Meter-Abstände sind nicht möglich!“ Sie seien aber im Fahrzeug auch nicht nötig. Eine Studie habe ergeben, was auch die Erfahrung zeige: „Busse sind keine Virenschleudern.“
Reisebusse nur bedingt geeignet
Und was sagen die Reisebus-Unternehmen? Wäre der Schulbusverkehr ein willkommenes Ausweichgeschäft in Zeiten der touristischen Flaute? Das ist eher nicht der Fall, wie die von der SZ befragten Anbieter sagten. Die meisten der Busse seien gar nicht oder nur bedingt für den Schülertransport geeignet. Stehplätze gibt es in keinem der Fahrzeuge, Niederflureinstiege erst recht nicht. Zudem sei die Ausstattung in den mit Sternen klassifizierten Bussen oftmals zu wertvoll. Die Sorge, dass nach zwei Wochen Schülerverkehr der Bus nicht mehr für den eigentlich angedachten Zweck zu gebrauchen ist, ist zumeist größer als die wirtschaftliche Not.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
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