Gottesdienste mit geschlossener Gesellschaft
Kirche fährt auf Basisprogramm zurück

- Christliches Basisprogramm vor Ort: Viele gläubige Menschen weichen derzeit auf die Bibel daheim aus.
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ihm Siegen. Gottesdienste mit wenig Menschen, ohne nahen Kontakt von Angesicht zu Angesicht? Das ist das genaue Gegenteil dessen, wofür Kirche sonst steht: Offenheit, Einladung an alle, Gemeinschaft, lebendiges Glaubensleben. Das geht in Zeiten von Corona nicht. Oder doch? Die SZ sprach mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg über die Möglichkeiten und Ideen im ev. Kirchenkreis Siegen.
Per Videostream der Konfirmation beiwohnenNoch am letzten Wochenende vor den November-Einschränkungen segnete die Kirchengemeinde Burbach in vier Gottesdiensten ihre Konfirmanden ein. Per Videostream konnten und können auch die Gemeindeglieder die Konfirmation miterleben, die nicht in der Kirche anwesend waren.
ihm Siegen. Gottesdienste mit wenig Menschen, ohne nahen Kontakt von Angesicht zu Angesicht? Das ist das genaue Gegenteil dessen, wofür Kirche sonst steht: Offenheit, Einladung an alle, Gemeinschaft, lebendiges Glaubensleben. Das geht in Zeiten von Corona nicht. Oder doch? Die SZ sprach mit Superintendent Peter-Thomas Stuberg über die Möglichkeiten und Ideen im ev. Kirchenkreis Siegen.
Per Videostream der Konfirmation beiwohnen
Noch am letzten Wochenende vor den November-Einschränkungen segnete die Kirchengemeinde Burbach in vier Gottesdiensten ihre Konfirmanden ein. Per Videostream konnten und können auch die Gemeindeglieder die Konfirmation miterleben, die nicht in der Kirche anwesend waren.Für die Konfirmanden in Dreis-Tiefenbach gelten noch strengere Corona-Regeln, denn sie werden am kommenden Samstag und Sonntag konfirmiert. Die ev. Landeskirche von Westfalen hat dazu „dringliche Empfehlungen“ veröffentlicht: „Auf Festgottesdienste wie z. B. Konfirmationen und Trauungen soll in der Zeit vom 2. bis zum 30. November verzichtet werden. Wo sie dennoch gefeiert werden, finden sie als geschlossene Veranstaltungen im kleinstmöglichen Rahmen und nicht als öffentliche Veranstaltung statt.“
Basisprogramm und "besondere Nachverfolgbarkeit"
„Wir gehen auf ein absolutes Basisprogramm zurück“, sagt Superintendent Peter-Thomas Stuberg. Man richte sich nach den neuen Empfehlungen der Landeskirche, die die zwingenden Vorgaben der Corona-Schutzverordnung NRW nachvollzieht. Eine Verschärfung der Regeln im November: Im Gottesdienst müssen nicht mehr nur Name und Adresse angegeben werden, sondern dazu auch der jeweilige Sitzplatz. Damit soll die „besondere Nachverfolgbarkeit im Fall einer Infektion möglich werden – rechtlich ein Unterschied zur „einfachen Nachverfolgbarkeit“. Die große Sorge des Superintendenten: Vor lauter Regeln und Beschränkungen darf der Wesenskern der Kirche nicht aus dem Blick geraten. „Wir müssen miteinander in Kontakt bleiben.“ Weil dieser Kontakt leibhaftig im Moment schwer ist, seien digitale Angebote umso wichtiger. „Da lassen sich die Gemeinden eine ganze Menge einfallen.“ In mehreren Konferenzen werde er dazu mit den Pfarrern ins Gespräch kommen, sagte Stuberg, um Anregungen auszutauschen und Ideen zu verbreiten.
Telefon gewinnt an Bedeutung
Aber der Superintendent weiß auch, dass die treuesten Kirchgänger vielfach der Generation 70 plus angehören und sich oft mit digitalen Formaten schwertun. Mal eben einen Gottesdienst im Livestream anschauen ist eben nicht jedermanns Sache. Das Telefon, so Stuberg, gewinne da an Bedeutung, auch wenn es persönliche Begegnungen nicht voll und ganz ersetzen könne.Beim Konfirmandenunterricht ist das anders. Hier ist die Zielgruppe über Social Media, Youtube und Zoom problemlos zu erreichen – wenn der Pfarrer oder die Pfarrerin selbst auf dieser Klaviatur spielen kann. Dann können das „Konficamp@home“ und anderes funktionieren. Normaler Konfirmandenunterricht ist jedenfalls im November nicht machbar. Pfarrer Thomas Weiß aus Dreis-Tiefenbach will online vor allem den Kontakt zu seinen „Konfis“ halten, aber auch Arbeitsmaterial verschicken. „Insgesamt ist das aber einfach unpersönlicher.“
Die kommenden sieben Wochen sind eine Herausforderung für die Kirchengemeinden – am Ende steht das Weihnachtsfest, von dem heute niemand weiß, wie es gefeiert werden kann. Auch der Ewigkeitssonntag am 22. November, an dem die Familien der Verstorbenen gedenken, ist ein besonderer Tag im Kirchenjahr.
Isolation ist das Schwierigste
Stuberg blickt auf die seelischen Dimensionen des Lockdowns: „Der Einsamkeit, die sich festfrisst in der Seele der Menschen, muss man begegnen.“ Die um sich greifende Isolation sei das Schwierigste in dieser Zeit. Die Kirche stehe ja gerade für Treffen, für Netzwerken, für generationsübergreifendes Miteinander. Deshalb sei es so wichtig, sich nicht aus dem Blick zu verlieren.
Wie Weihnachten nun wird? Open-Air-Gottesdienste, Heiligabendfeiern über den ganzen 24.Dezember verteilt in Kleingruppen, Krippenspiele draußen in Dorf und Stadt – die Überlegungen laufen. Eine Heiligabend-Handreichung für zu Hause könnte es geben, mit einem Impuls zum Vorlesen und Nachdenken in den Familien, mit Liedtexten und der Weihnachtsgeschichte, die man auch zu Hause unterm Tannenbaum lesen kann. Stuberg: „Das kann auch eine Chance sein, das Wesentliche von Weihnachten wieder neu zu erleben – ganz ohne Publikum.“
Autor:Irene Hermann-Sobotka (Redakteurin) aus Siegen |
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