TSV Weißtals 24-jähriger Coach Seyhan Adigüzel

Zu jung? "Möchte die Antwort auf dem Platz geben"

Weißtals neuer Coach Seyhan Adigüzel spricht im großen SZ-Interview über die Skepsis wegen seines jungen Alters und seine Ziele.

Weißtals neuer Coach Seyhan Adigüzel spricht im großen SZ-Interview über die Skepsis wegen seines jungen Alters und seine Ziele.

ubau Gernsdorf. Mit der Verpflichtung von Seyhan Adigüzel als Trainer der ersten Mannschaft hat Fußball-Landesligist TSV Weißtal für Verblüffung in der „Szene“ gesorgt und gleichzeitig ein Ausrufezeichen gesetzt. Denn der neue Coach ist mit seinen 24 „Lenzen“ noch blutjung, teilweise noch jünger als einige seiner Spieler. Das hielt die Verantwortlichen des Fusionsvereins aus Gernsdorf und Rudersdorf jedoch nicht davon ab, dem B-Lizenzinhaber das Vertrauen auszusprechen. Seit fast zwei Wochen schwingt der Türke nun offiziell das Zepter am „Henneberg“. Die SZ sprach mit dem neuen TSV-Coach, der zuletzt bei Germania Windeck spielte und dort auch als Jugendtrainer aktiv war, über die Skepsis wegen seines jungen Alters, seine Beweggründe, so frühzeitig auf die Trainerbank zu wechseln, sowie seine Ziele.

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Herr Adigüzel, vor einigen Tagen sind Sie mit ihrem Team in die Vorbereitung eingestiegen. Wie sind die ersten Eindrücke von Mannschaft und Verein? Durchweg positiv. Das, was ich mir erhofft habe, hat sich bestätigt. Der TSV Weißtal ist ein gut geführter, strukturierter und familiärer Verein – ein Verein, der lebt und der auch eine richtige Strahlkraft im Siegerland hat. Was das anbelangt, brauchen wir uns hinter den drei „Großen“ – Sportfreunde, Kaan und Erndtebrück – nicht zu verstecken. Meine neue Mannschaft begeistert mich mit ihrem Engagement und ihrer Haltung, Neues lernen zu wollen.

Der TSV Weißtal ist für Sie die erste Trainerstation im Seniorenbereich. Was reizt Sie an dieser Aufgabe? Vieles! Das Projekt, das wir gestartet haben, ist hoch interessant für mich. Der Verein hat mir die Tür geöffnet, durchgehen muss ich nun selber. Ich möchte an der Aufgabe wachsen. Die Landesliga ist eine Spielklasse, wo es los geht mit ansehnlichem und ambitioniertem Fußball. Hier glaube ich, meine Ideen auf einem vernünftigen sportlichen Niveau verwirklichen zu können. Außerdem hat der TSV Weißtal eine große Tradition.

Sie sind gerade mal 24 Jahre alt. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Warum ziehen Sie in so jungen Jahren den Trainerjob dem Spielerdasein vor? Die Hospitation bei Thorsten Nehrbauer (Anm.d.Red.: Ex-Trainer des 1. FC Kaan-Marienborn) beim Bonner SC hat bei mir eine Begeisterung und Motivation für den Trainerjob entfacht, sodass ich ganz schnell mit mir im Reinen war, künftig nicht mehr Spieler, sondern Trainer sein zu wollen. Klar ist aber auch: Das hätte ich nicht für jeden x-beliebigen Verein gemacht. Aber die Konstellation passt: Es gibt einen Umbruch im Kader, und der Verein betreibt eine sehr gute Jugendarbeit, die bereits in der jüngeren Vergangenheit Früchte getragen hat.

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Nicht wenige empfinden die Entscheidung des Vereins, Sie als Coach zu verpflichten, als mutig. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die Sie aufgrund Ihres jungen Alters noch nicht für reif genug ansehen, eine Landesliga-Mannschaft zu trainieren. Wie denken Sie darüber? Es ist völlig legitim, wenn manche Leute das kritisch sehen. Ich möchte die Antwort auf dem Platz geben. Ich bin selbstbewusst genug, dass ich zu 100 Prozent davon überzeugt bin, dass wir das Ding gemeinsam wuppen werden.

Was unterscheidet Sie von einem, sagen wir mal, erfahreneren Coach? In erster Linie die Kommunikation. Ich möchte mich mit den Spielern nicht auf unterschiedlichen Ebenen unterhalten, sondern mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren. Zugute kommt mir dabei, dass wir sehr viele junge Spieler im Kader haben, sodass wir viele Berührungspunkte haben. Außerdem ist es mein Anspruch, die Einheiten auf dem neuesten Stand der Trainingslehre zu absolvieren. Erfahrung bekommt man nicht geschenkt, die muss man sich erarbeiten. Wichtig ist bei alledem aber eines: Die Jungs müssen Bock auf so ein Projekt haben.

Sie sind Inhaber der B-Lizenz. Was streben Sie als Trainer noch an? Natürlich den Fußballlehrer (lacht). Aber das ist noch in weiter Ferne. Der nächste Schritt ist, die DFB-Elite-Jugendlizenz zu erlangen. Parallel zu meiner Tätigkeit beim TSV Weißtal will ich aber bei anderen Vereinen hospitieren, viel Neues aufsaugen und das dann in die tägliche Arbeit einbringen.

Welche Spielphilosophie verfolgen Sie? Ich stehe auf offensiven Tempo-Fußball – und den können mit unserem Kader gut umsetzen, denn wir haben viele junge, dynamische Spieler in unseren Reihen. Zudem wollen wir ein Pressing spielen, das es in dieser Form hier am Henneberg noch nicht gegeben hat. Wichtig ist bei alledem eine solide Grundabsicherung.

Beim TSV Weißtal gab es im Sommer einen großen Umbruch. Neun Spieler, darunter etliche „gestandene“ Akteure, haben den Verein verlassen, viele junge Kicker sind neu hinzugekommen. Sehen Sie darin ein Problem oder eine Chance? Ich würde es anders ausdrücken: Ich sehe das Glas eher halb voll. Richtig ist, wir haben die Spieler als Typen verloren. Aus sportlicher Sicht trauere ich nur Daniel Berger hinterher. Zudem sind auch einige unserer Neuzugänge gestandene Spieler. Der Umbruch musste dieses Jahr stattfinden, weil einige Eigengewächse bereits Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt hatten.

Welche Rolle trauen Sie Ihrer Mannschaft in der kommenden Saison zu? Oberstes Ziel ist der Klassenerhalt. Für den wollen wir so schnell wie möglich die notwendigen Punkte einfahren. Wir werden vielleicht auch Lehrgeld bezahlen, aber das gehört zur Entwicklung dazu. Intern haben wir uns auch noch andere Ziele gesetzt.

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Zum Schluss noch ein Blick auf die große Fußball-Bühne. Am Sonntagabend steigt im Londoner Wembley-Stadion das EM-Finale. Wem drücken Sie die Daumen? England oder Italien? Ganz klar Italien.

Ihr Tipp? 1:0 für Italien.

SZ

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