150 Jahre alte Lern- und Lebensform
Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nahmen am Festakt des Berufskollegs teil
mik Olpe. Im Januar 1853 gab es Bildung noch für wenig Geld. Da zahlte die Stadt Olpe für eine Handwerkerfortbildungsschule 60 Reichstaler. Beim Begriff »Pisa« dachten die Bürger an einen schiefen Turm und nicht an ein aus dem Lot geratenes Bildungssystem. Und heute?
Auf die Handwerkerfortbildungsschule folgte die Berufsschule, die seit 1998 Berufskolleg des Kreises Olpe heißt. Und der trägt seit 1936 die Ausbildungsstätte. Aus den 60 Reichstalern sind 2 Mill.e geworden. Und die Fortbildungsschule für eine Handvoll Handwerker wandelte sich zur größten Schule im und des Kreises. Ein Grund zum Feiern.
Das taten gestern rund 200 geladene Gäste in der Pausenhalle des Berufskollegs. Schulleiter Willi Zeumer begrüßte Politiker sowie Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft zum Festakt. Dann folgte ein Blick zurück: Am 6. Juni 1852 ging es in Attendorn los. Dort drückten sonntags Lehrlinge die Bänke der Handwerkerfortbildungsschule. Am 16. Januar 1853 läutete der Gong zum ersten Mal im Olpe. Ab 1900 lehrten Grundschullehrer an Werktagabenden. 49 Lehrer unterrichteten in Elspe, Altenhundem, Meggen, Windhausen, Heggen, Brachthausen, Heinsberg, Wenden und Drolshagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete die Kreisberufsschule am 19. Oktober 1946. In den 50er und 60er Jahren entstanden die Schulgebäude in Attendorn, Olpe und Altenhundem.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Berufsschule parallel zu den Bedürfnissen ihrer Schüler: Fachoberschulen für Technik, Sozialwesen, Wirtschaft und Verwaltung wurden eingerichtet (1969), eine Höhere Handelsschule folgte (1978). Seit 1993 lernen Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen an der Fachschule für Sozialpädagogik. Seit 1998 trägt das Berufskolleg seinen Namen. Und nach wie vor lernt die Masse im Dualen System: 75 Prozent der 3600 Schülerinnen und Schüler sind Auszubildende.
Dem Blick zurück folgte der nach vorn. Für Oberstudiendirektor Zeumer ist eine leistungsstarke Berufsschule auch eine flexible. So müsste der Unterricht ständig verbessert werden. Das sei ein Weg, die »internationale Blamage« durch die »Pisa«-Studie auszubügeln. Dabei dürften Eltern und Lehrer ihre Vorbildfunktion nicht vergessen. Denn: »Jugendliche müssen es vorgemacht bekommen.« Erinnerten sich Schüler, Lehrer, Eltern und Ausbildungsbetriebe an ihre Rechte und Pflichten in Bezug auf den Ausbildungsvertrag, sei die Schule als »Lebens- und Lernform« gesichert.
Zeumers Rede folgte ein Rundgang durch das Berufskolleg. Doch die Gäste konnten dabei sitzen bleiben. Ein Videofilm präsentierte die drei aktuellen Schulstandorte. Schülerinnen der Fachschule Sozialpädagogik sorgten für die passende Musik zum Festakt.
Landrat Frank Beckehoff betonte in seiner Ansprache, dass Investitionen in das Berufskolleg die Qualität der zukünftigen Arbeitnehmer im Kreis verbesserten. So sorge das Berufskolleg für die »Zukunftsfähigkeit der Region.«
Schulsprecherin Nadine Eich präsentierte dem Publikum das Berufskolleg aus Sicht der Lernenden. Auch von dieser Seite gab es gute Noten. Es folgten Grußworte der Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Anschließend warben Auszubildende des hauswirtschaftlichen Fachbereichs für ihre Schule: Sie reichten Leckereien aus der hauseigenen Küche.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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