BIS AUF WEITERESBIS AUF WEITERES
Die deutschen Olympia-Fußballer sind nach dem 1:1 gegen die Elfenbeinküste früh ausgeschieden, ein ähnlicher Husarenstreich wie 2016 in Rio de Janeiro mit dem Gewinn der Silbermedaille wird sich also nicht wiederholen. Wobei man dem „Fähnlein der 18 Aufrechten“, das Trainer Stefan Kuntz unter größten Mühen und mit dem Frustfaktor 250 zusammen getrommelt hat, kaum einen Vorwurf machen kann – sie haben alles gegeben und waren wenigstens vor Ort.
Dass ein Verband wie der DFB im Verbund mit der DFL nicht mal in der Lage ist, die 22 Kaderplätze für ein Olympisches Fußballturnier komplett mit U-23-Spielern und den erlaubten drei älteren Kickern zu befüllen, ist nicht nur ein Armutszeugnis, sondern auch eine Ohrfeige für all jene Sportlerinnen und Sportler, die in jedem Olympia-Zyklus mit höchstem Aufwand um ihre Normerfüllung kämpfen und mitunter nur um wenige Zentimeter oder Hundertstel Sekunden daran scheitern.
Vielleicht sollte der ein oder andere Bundesliga-Kicker, der bei der Anfrage von Kuntz genervt abgewunken hat, in seiner großzügig bemessenen Freizeit mal nicht zum Friseur nach Mailand oder zum Steakessen nach Katar fliegen, sondern sich die 108 Minuten Zeit für den höchst sehenswerten Film „Die Norm“ nehmen.
In dieser einfühlsam gedrehten Dokumentation werden die Spitzensportler Tim Ole Naske (Rudern), Jacob Heidtmann (Schwimmen), Sebastian Bayer (Weitsprung), Markus Böckermann und Lars Flüggen (Beachvolleyball) über 20 Monate auf Schritt und Tritt vom Kamerateam begleitet – mit allen emotionalen Höhen und Tiefen, die eine solche Qualifizierungsphase zwangsläufig mit sich bringt.
Ein jeder von ihnen hätte sein letztes Hemd dafür gegeben, den Sprung nach Olympia zu schaffen – und bei einer Nominierungs-Anfrage ganz sicher nicht lustlos verzichtet. Olympia: Für die einen ein (oft unerfüllter) Traum, für die anderen lästig wie eine Schmeißfliege.